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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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wenn es wirklich einen Grund gab, und ich habe auch fast nie eine SMS von ihr bekommen. Nein, ehrlich gesagt, ich habe mich nie von ihr verfolgt gefühlt. Ich habe sie nie als Stalkerin empfunden. Im Gegenteil. Ich dachte, sie wäre meine Freundin …«
    Thomas Ortrup ging unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Es fiel ihm offenbar schwer, sich auf Käfers Fragen zu konzentrieren.
    »Vor ein paar Stunden haben wir meinen Schwiegervater zu Grabe getragen, und nun vermissen wir unseren Sohn«, sagte er verzweifelt.
    »Ich verstehe, wie furchtbar das für Sie ist«, sagte Käfer. »Aber ich muss Ihnen leider noch ein paar Fragen stellen. Haben Sie oder Ihre Frau Feinde? Privat oder beruflich?«
    »Feinde? Quatsch! Wir haben doch keine Feinde! Wie kommen Sie denn da drauf?«
    »Wenn wir es mit erpresserischem Menschenraub zu tun haben sollten …«, begann er, aber Ortrup unterbrach ihn sofort.
    »Bei uns gibt es doch gar nicht viel zu holen«, sagte er verzweifelt.
    »Darf ich fragen, was Sie unter nicht viel verstehen?«
    »Ich verdiene knapp hunderttausend Euro im Jahr, brutto natürlich. Meine Frau kommt mit ihrem Halbtagsjob noch mal auf gut zwanzigtausend. Da bleibt am Monatsende nicht viel übrig. Unser Haus müssen wir ja schließlich auch noch abbezahlen.«
    »Lösegeldforderungen müssen nicht unbedingt in die Millionen gehen«, sagte Käfer. »Die Entführer wollen möglichst schnell an Geld kommen. Und die wissen genau, dass eine unrealistisch hohe Forderung das nicht gerade einfacher macht.«
    »Aber hätte es nicht schon längst eine Lösegeldforderung geben müssen? Ich verstehe das nicht.« Ortrup ließ sich in einen Sessel fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Als er wieder aufblickte, standen ihm Tränen in den Augen. »Und wenn es gar nicht um Lösegeld geht? Vielleicht ist diese Tanja eine Menschenhändlerin? Oder sogar eine Mörderin? Wie konnte meine Frau dieser Verbrecherin nur so blind vertrauen? Hat sie denn gar keine Menschenkenntnis? Hätte sie denn nicht merken müssen, dass an dieser Tanja etwas faul ist?«
    »So schnell können wir nichts ausschließen«, beruhigte er Ortrup. »Schulden Sie eigentlich jemandem eine größere Summe Geld?«
    »Sie meinen, jemand könnte Leo als eine Art Pfand mitgenommen haben?«, fragte Ortrup.
    »So etwas kommt vor.«
    »Ich habe nur Schulden bei der Bank.«
    »Wie sieht es mit Ihren beruflichen Aktivitäten aus? Könnte es sein, dass jemand Druck auf Sie ausüben will? Dass diese Tanja engagiert worden ist, um Leo zu entführen und Sie erpressbar zu machen?«
    Ortrup schüttelte den Kopf. »Ich bin doch nur der Marketingleiter, nicht der Geschäftsführer«, sagte er schließlich. »Nein, das ergibt keinen Sinn.«
    »Sind Sie sicher?«
    Er nickte. »Ich werde zur Sicherheit Carmen fragen«, sagte er und fügte schnell hinzu: »Ich meine Frau Gerber. Meine Assistentin.« Er räusperte sich und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    Käfer sah seine Verlegenheit und beschloss nachzuhaken. »Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Assistentin?«
    Ortrup fuhr auf. »Da ist gar kein Verhältnis! Mein Gott, Sie sollen meinen Sohn finden und nicht irgendwelche dummen Theorien aufstellen!« Wie gehetzt blickte er hin und her und sprang auf. »Ich muss hier raus! Ich kann hier nicht in aller Seelenruhe Ihre Fragen beantworten, während mein Sohn da draußen meine Hilfe braucht. Ich muss was tun, sonst drehe ich noch durch. Kann ich gehen?«
    »Ja«, sagte Käfer und stand auf. »Gehen Sie ruhig.«
    Thomas Ortrup ging in den Flur, griff sich seine Jacke und seinen Schlüssel und rief nach oben: »Ich bin in zwei Stunden wieder da!« Er bemerkte nicht, dass Käfer ihm gefolgt war.
    Seine Frau tauchte oben auf der Treppe auf. »Was hast du vor?«, fragte sie mit matter Stimme.
    »Ich weiß es nicht. Ich muss Leo suchen. Ich muss irgendwas tun«, sagte er. »Ich werde die Kleingartenkolonie absuchen«, fügte er hinzu. Plötzlich schien er voller Tatendrang zu sein. »In den Lauben kann man gut jemanden verstecken.«
    Katrin Ortrup nickte müde. »Pass auf dich auf«, sagte sie und sah hinter ihrem Mann her, wie er hastig das Haus verließ.
    Charlotte und Peter Käfer saßen wieder im Wagen. Frau Ortrup hatte ihnen die Adresse der Weilers gegeben, dorthin würden sie als Erstes fahren. Während er durch die abendlich leeren Straßen fuhr, telefonierte Käfer. »Ich will keine Zeit mehr verlieren. Alle Tanja Meyer, T. Meyer und auch einfach nur Meyer müssen überprüft

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