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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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altmodisches Himmelbett, eine Kommode und ein Kleiderschrank waren die einzigen Möbel. Gemütlich wirkt das Zimmer nicht, dachte Charlotte.
    Sie sah sich um, öffnete die Schubladen der Kommode und den Schrank. Alles war leer.
    »Keine persönlichen Sachen«, sagte sie enttäuscht.
    »Tanja hat hier nur ein paar Mal übernachtet, mehr als eine Zahnbürste braucht man dafür ja nicht.«
    »Vielleicht ist die Zahnbürste noch da.«
    »Ich seh mal im Kinderbad nach«, sagte Frau Weiler. »Das durfte sie mitbenutzen.«
    Sie verließ das Zimmer, und Charlotte schaute sich noch einmal um. Alles penibel sauber und aufgeräumt. Wie frisch geputzt. Als wenn Spuren beseitigt werden sollten …
    In diesem Augenblick kam Frau Weiler zurück, in der Hand eine Zahnbürste. »Hier ist sie.«
    »Danke.« Charlotte steckte sie in einen Plastikbeutel.
    »Haben Sie vielleicht auch ein Foto von ihr?«
    »Bei den Zeugnissen war eins dabei. Die habe ich nebenan.«
    Charlotte folgte ihr nach unten in ein geräumiges Arbeitszimmer. Auch hier wirkte alles sehr sauber und ordentlich.
    »Wann ist hier eigentlich das letzte Mal geputzt worden?«
    »Heute Nachmittag. Unsere Putzfrau kommt dreimal die Woche.«
    »Dann wird es schwierig werden mit Fingerabdrücken.«
    »Sie ist auch ab und zu mit meinem Wagen gefahren, aber den habe ich heute Mittag erst aus der Inspektion geholt und dabei wurde er auch gleich sauber gemacht.«
    Charlotte zog die Augenbrauen hoch.
    Frau Weiler öffnete den Sekretär und stutzte.
    »Da stimmt was nicht. Hier war jemand dran …« Hastig durchsuchte sie ihre Unterlagen. Dann atmete sie erleichtert auf.
    »Gott sei Dank, alles noch da.« Sie sah Charlotte an und zuckte mit den Schultern. »Aber die Zeugnisse fehlen.«
    »Wäre auch zu schön gewesen.« Charlotte steckte den Plastikbeutel mit der Zahnbürste in die Tasche und verabredete mit Frau Weiler, dass sie Ben am nächsten Tag befragen würde. Außerdem würde sie die Spurensicherung vorbeischicken, damit sie den Wagen nach Fingerabdrücken untersuchen konnte. Vielleicht fand die ja doch etwas.
    Als sie wieder vor der Tür stand, holte Charlotte den Plastikbeutel noch einmal heraus. Nachdenklich betrachtete sie die Zahnbürste.
    »Du hast offenbar an alles gedacht. Nur die hast du vergessen. Ein Versehen? Oder sollte ich sie finden?«, murmelte sie. Seufzend steckte sie den Beutel wieder in die Tasche. »Was hast du bloß vor?«
    Müde und zitternd stand Katrin in der Küche. Wo hatte sie nur den Tee hingestellt? Auf die Fensterbank? Nein, da standen eine große Schale mit Schnullern und Saugern, daneben mehrere Trinkflaschen und Schnabeltassen. Neben der Kaffeedose auf der Arbeitsplatte entdeckte Katrin eine Tüte Gummibärchen und eine angebrochene Packung Dinkelkekse, halb versteckt hinter dem Wasserkocher standen ein Glas Nutella und eine Packung Cornflakes. Was für ein Durcheinander, dachte sie seufzend. Schließlich fand sie die Packung mit den Teebeuteln; sie stand neben ein paar Feuchttüchern auf der Mikrowelle. Sie würde endlich mal Ordnung schaffen müssen. Irgendwann …
    Mit fahrigen Handbewegungen machte sie sich einen Becher Tee, dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder aufs Sofa. Sie trank einen Schluck, verbrannte sich die Zunge und stellte den Becher auf den Tisch. Gedankenverloren begann sie, an der Nagelhaut zu knibbeln, die inzwischen schon eingerissen war und blutete. Trotzdem konnte sie nicht aufhören. Die Schmerzen hatten fast etwas Beruhigendes.
    Obwohl sie spürte, wie sie müde wurde, ließ ihre Anspannung nicht nach. Was hat Tanja vor? Was will sie mit Leo? Geht es ihm gut? Unaufhörlich kreisten die Gedanken in ihrem Kopf.
    »Gott, lieber Gott, lass nicht zu, dass sie ihm was antut, das darfst du nicht zulassen!«, stieß sie hervor. Tanja war doch immer so liebevoll umgegangen mit Leo und Ben, so einfühlsam und aufrichtig, zärtlich und verständnisvoll, wie es eigentlich nur eine Mutter war. Das konnte sie doch nicht alles nur gespielt haben … Andererseits … Hatte Tanja sie nicht von vorne bis hinten belogen? Vergnügt hatten sie auf dem Spielplatz gesessen, und als Katrin ihr nur kurz den Rücken zudrehte, um Leo zu wickeln, hatte sie heimlich die Speicherkarte aus dem Handy entfernt. Und Leo? Hatte sie ihm nicht schon unendlich viel angetan? Tanja musste doch wissen, wie schrecklich es für ihn war, von Mama und Papa weggerissen zu werden. Er würde doch nach ihnen rufen, würde fragen, wo Mama und

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