Schattenfreundin
starrten sie sich an.
In die Stille hinein klingelte Charlotte Schneidmanns Handy.
»Ja? … Wo? … Okay, fährst du hin? … Nein, die Beziehung zur Täterin ist nach wie vor unklar. Diese Frau Dr. Leifart hatte vor Jahren eine …« Sie räusperte sich und dämpfte die Stimme, doch Katrin konnte sie noch mühelos verstehen. »… eine Affäre mit dem Vater des Kindes … Ja … Nein … Okay, überprüf das. Bis später.« Sie beendete das Gespräch und wandte sich wieder an Katrin. »Wir haben diese Frau Leifart ermittelt, mein Kollege wird mit ihr sprechen. Vielleicht wissen wir dann mehr.«
»Mir reicht schon das, was ich jetzt weiß«, sagte Katrin eisig und wandte sich ab.
»Frau Ortrup, bitte beruhigen Sie sich. Wir finden heraus, was diese Christa Leifart mit dem Fall zu tun hat. Viel wichtiger ist im Augenblick, dass die Täterin den Kontakt zu Ihnen gesucht hat«, fuhr die Beamtin fort. »Die Täterin wollte, dass Sie das Foto finden – warum auch immer. Sie können doch Kontakt aufnehmen zu diesem Facebook -Account, oder?«
Katrin nickte. »Natürlich. Ich kann diesem Alekto eine Nachricht schicken.«
»Dann werden Sie genau das jetzt tun.«
»Was soll das bringen?«, fragte Katrin müde.
»Vielleicht können wir sie so aus der Reserve locken.« Frau Schneidmann sah sie an. »Sie werden mit keinem Wort auf diese Frau Leifart eingehen. Sie tun einfach so, als wenn Sie nichts davon wüssten.«
»Warum?«
»Weil ich denke, dass die Täterin Sie bewusst auf den Seitensprung Ihres Mannes hinweisen wollte.«
»Aber warum?«
»Das wissen wir noch nicht. Aber wir werden ihr diese Genugtuung nicht gönnen. Wir ignorieren diese Information einfach. Die Mail muss möglichst normal klingen. Meistens sind es die unauffälligen Sätze, die jemanden aus der Reserve locken.«
Seufzend setzte Katrin sich an ihren Laptop. »Was soll ich schreiben?«
Charlotte Schneidmann dachte kurz nach, dann diktierte sie Katrin den Text. Liebe Tanja, wie geht es Leo? Ist sein Fieber gesunken? LG, Katrin.
Peter Käfer stand müde vor der Eingangstür zu einem Reihenhaus und klingelte. Über den Dächern der schon im nächtlichen Schlaf liegenden Wohnsiedlung stand eine schmale Mondsichel. Rollläden und Vorhänge waren geschlossen. Käfer sah auf die Uhr. Schon nach Mitternacht, dachte er und seufzte. Manchmal hasste er seinen Job. Wieder drückte er auf die Klingel. Diesmal hielt er den Daumen drauf, bis im Innern des Hauses das Licht anging. Durch die geschlossene Haustür war die Stimme einer Frau zu hören.
»Wer ist denn da?«
»Hauptkommissar Käfer, Kripo Münster. Bitte machen Sie die Tür auf.«
Ein Riegel wurde zur Seite geschoben, ein Schlüssel drehte sich im Schloss, dann öffnete sich die Tür.
»Was ist denn los?«, fragte eine zierliche Frau im Morgenmantel und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Aus kleinen verschlafenen Augen blickte sie ihn an.
Käfer zeigte ihr seinen Dienstausweis. »Sind Sie Dr. Christa Leifart?«
Die Frau nickte. Sie sah plötzlich besorgt aus. »Ist was passiert?«
»Kennen Sie eine Tanja Meyer?«
Frau Leifart schüttelte den Kopf. »Nein. Nie gehört.«
In diesem Augenblick sah Käfer einen kleinen Jungen die Treppe herunterkommen. »Was ist denn los, Mama?« Er kratzte sich unter seinem bunten Pu-der-Bär-Schlafanzug am Bauch und sah den fremden Mann erstaunt an.
»Alles in Ordnung, Schatz. Geh bitte wieder nach oben.« Frau Leifart schob den Jungen wieder die Treppe hinauf.
»Aber …«
»Kein Aber. Ab ins Bett, Schatz!«
»Blöd.« Maulend verschwand der Kleine in seinem Zimmer.
»Kann ich sonst noch was für Sie tun – mitten in der Nacht?« Sie machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen.
»In welcher Verbindung stehen Sie zu Thomas und Katrin Ortrup?«, fragte Käfer.
Frau Leifart zögerte. Schnell warf sie einen Blick zurück zur Treppe. »Äh … Thomas …« Sie räusperte sich. »Dazu möchte ich jetzt nichts sagen. Mein Mann … Vielleicht können wir später …«
»Tut mir leid, aber ich fürchte, das müssen Sie jetzt beantworten«, unterbrach er sie. »Ich ermittle in einem Entführungsfall, und Ihre Aussage könnte wichtig sein. Wann haben Sie Thomas Ortrup das letzte Mal gesehen?«
Frau Leifart seufzte. »Nicht hier«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Kommen Sie mit in die Küche. Dann werde ich Ihnen alles erzählen.«
Die Nacht schien kein Ende zu nehmen. Nachdem die Kommissarin gegangen war und Thomas sich widerwillig
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