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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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Ausnahmesituationen, in denen man sich nicht anders zu helfen weiß. Vielleicht war das an dem Tag, als Ihr Vater starb, auch der Fall. Sie erinnern sich sicher. Damals auf dem Parkplatz …«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Auf dem Parkplatz der Uni-Klinik. Sie hatten Ihren Sohn allein im Wagen gelassen und waren weggegangen.«
    Katrin brach in Tränen aus.
    Thomas starrte sie verständnislos an. »Wie bitte?«
    »Ich bin nicht einfach so weggegangen!«, betonte Katrin. Ihre Stimme war kaum zu verstehen. »Mein Vater war gestorben … Ich musste … ich …«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und sackte in den Sessel. Wie oft hatte sie sich in den letzten Tagen diese Vorwürfe schon gemacht! Sie wusste, alles war ihre Schuld. Sie war es gewesen, die Leo in Tanjas Obhut gegeben hatte. Sie war es gewesen, die nicht gut genug auf ihren Sohn aufgepasst hatte. Dann die Sache auf dem Parkplatz … und Leos Verschwinden, als er einfach zum Eismann gegangen war … Was hätte da alles passieren können? Nein, die anderen hatten recht. Sie allein trug Schuld am Verschwinden ihres Sohnes.
    »Wenn es am Tag von Leos Verschwinden eine ähnliche Situation gab, dann könnte der Junge natürlich auch ausgebüxt und seinem Entführer erst später über den Weg gelaufen sein. Für unsere Ermittlungen wäre das sehr wichtig zu wissen.«
    »Was immer Sie auch in anderen Familien erleben, bei uns ist das nicht so. Wir haben unser Kind nie allein gelassen«, sagte ihr Mann bestimmt und strich Katrin beruhigend über den Rücken. »Wir haben Ihnen ja ausführlich geschildert, was an dem Morgen passiert ist.«
    »Verstehen Sie uns nicht falsch«, sagte Charlotte Schneidmann. »Wir möchten Ihnen nichts unterstellen. Aber gerade wenn es in einer Ehe Probleme gibt, müssen wir …«
    Wieder konnte sie den Satz nicht zu Ende sprechen.
    »Wie kommen Sie darauf, dass es in unserer Ehe Probleme gibt?«, fragte Thomas scharf.
    In knappen Sätzen schilderte Hauptkommissar Käfer, was Carmen Gerber ausgesagt hatte.
    »Die spinnt doch vollkommen!« Ruckartig stand Thomas auf, ging zum Fenster und riss es auf. Er atmete ein paar Mal tief durch, wie um sich zu beruhigen. »Ich schwöre Ihnen, das ist alles erstunken und erlogen!«
    Katrin sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Ihr war eiskalt. Thomas sollte seine Assistentin zum Oralverkehr gezwungen haben? Im Büro? Das war vollkommen absurd! Thomas war kein gewalttätiger Mensch! Nie hatte er die Hand erhoben gegen sie, auch nicht gegen Leo, selbst wenn der Kleine mal tobte, weil er seinen Kopf durchsetzen wollte. Wie kam diese Frau nur dazu, solche Dinge zu behaupten?
    »Sie hat eine ziemlich dicke Beule am Kopf«, sagte Käfer.
    Wütend schloss Thomas das Fenster und drehte sich um. »Herrgott noch mal, sie hat mich angemacht!«, platzte er heraus. »Und da habe ich sie zurückgestoßen, und ja, da hat sie mit dem Kopf die Wand berührt! Aber sie hat mich angemacht, nicht umgekehrt! Ich habe diese Frau nie angefasst!«
    Käfer sah ihn ruhig an. »Nie?«
    Thomas stöhnte auf. »Was hat sie Ihnen bloß alles erzählt? Ich habe ihr doch schon erklärt, dass die Sache in Lima nichts zu sagen hat!«
    »Welche Sache in Lima?«, fragte Katrin verständnislos.
    »Nichts, gar nichts, Schatz, das hatte nichts zu bedeuten«, sagte Thomas schnell.
    »Bitte, Thomas«, sagte sie mit ernster Stimme. »Keine neuen Lügen.«
    »Hör zu, Liebling, da war nichts, wirklich nicht. Ich hatte zu viel getrunken, und wir haben ein bisschen geflirtet, ganz harmlos, überhaupt nicht der Rede wert … okay?« Er ging zu ihr, doch sie drehte sich weg.
    Übelkeit stieg in ihr hoch. Auf einmal hatte sie das Gefühl, dass sie ihren Mann gar nicht richtig kannte. In den letzten Tagen hatte sie Dinge über ihn erfahren, die ihr ein schmerzhaft anderes Bild von Thomas vor Augen führten. Sie hatte ihm immer blind vertraut, sie war sich immer sicher gewesen, dass er sie bedingungslos liebte und dass sie die einzige Frau in seinem Leben war. Und dann tauchten innerhalb kürzester Zeit zwei Frauen auf, mit denen er etwas angefangen hatte.
    Sie räusperte sich und wandte sich an Charlotte Schneidmann. »Ist es in Ordnung, wenn ich für eine Weile zu meiner Mutter ziehe?«, fragte sie. »Ich meine, wegen Leo … Wenn ich nicht im Haus bin …«
    Die Beamtin nickte. »Nein, das ist kein Problem. Ihr Mann wird ja in der Wohnung bleiben, oder?«
    Thomas stand da mit hängendem Kopf und nickte nur.
    »Die Adresse meiner Mutter haben Sie

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