im Wege gewesen sein, wenn er neu anfangen wollte mit seiner Sekretärin«, sagte Peter.
Sie dachte nach.
Er zog die Brauen zusammen. »Hey, was ist los? Wo bist du mit deinen Gedanken?«
»Mir fällt da gerade was ein. Ich habe Katrin Ortrup schon mal getroffen, und zwar vor dem Verschwinden ihres Sohnes. Irgendwie kam sie mir die ganze Zeit über bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo ich sie gesehen hatte.«
Charlotte erzählte ihrem Kollegen, wie sie Katrin Ortrup auf dem Parkplatz der Uni-Klinik getroffen hatte.
»Das passt genau zu dem, was die Nachbarin, diese Frau Werres, uns erzählt hat«, sagte Peter. »Überforderte Eltern, die ihr Kind häufig unbeaufsichtigt lassen, und dann passiert dem Kleinen was, und die Eltern versuchen, das Unglück mit einer vorgetäuschten Straftat zu vertuschen.«
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Aber nicht die Mutter, das passt einfach nicht zu ihrem Profil. Die schickt sich doch nicht selbst eine SMS und errichtet bei Facebook eine getürkte Profilseite!«
»Und wer hat heute früh noch behauptet, Ortrup sei nicht der Typ, der Frauen vergewaltigt?« Er grinste amüsiert. »Wir sollten mit beiden noch mal sprechen. Wir müssen Thomas Ortrup mit den Gewaltvorwürfen von Carmen Gerber konfrontieren. Ich fände es gut, wenn seine Frau dabei wäre.«
»Eigentlich gehört es nicht zu unserem Job, Ehefrauen über die Seitensprünge ihrer Männer aufzuklären«, erwiderte Charlotte. »Immer vorausgesetzt, es gab überhaupt einen Seitensprung.«
»Schon klar. Aber was ist, wenn einer von beiden tatsächlich etwas mit Leos Verschwinden zu tun hat? Dann dürften die Reaktionen auf die Vorwürfe von Frau Gerber durchaus interessant sein.«
»Du hast recht«, antwortete Charlotte. »Aber vorher möchte ich ein Foto von Leo an die Presse geben.«
Peter nickte. »Welche Infos willst du mitgeben?«
»Dass es schon eine konkrete Spur gibt. Wer immer hinter Leos Verschwinden steckt, soll gefälligst nervös werden, wenn er die Suchmeldung liest.«
Nach einem kurzen Telefonat mit dem Redaktionsleiter der Münsterschen Zeitung mailte Charlotte das Foto von Leo an die Redaktion. Morgen würde es in der Zeitung veröffentlicht werden. Unter dem Foto würde stehen:
Seit drei Tagen wird der dreijährige Leo O. aus Münster vermisst. Obwohl die Täter ermittelt sind, fehlt noch jede Spur von dem Jungen. Um ihn schnellstmöglich auffinden zu können, bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Wer hat den ca. einen Meter großen, hellblonden Jungen in den letzten drei Tagen gesehen oder kann Angaben zu seinem Aufenthaltsort machen? Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Münster oder an jede andere Polizeidienststelle. Sie können auch gern eine Mail schreiben unter
[email protected]. Alle Angaben werden vertraulich behandelt.
Als Katrin die beiden Kommissare aus dem Auto steigen sah, wurde ihr übel. Bestimmt hatten sie neue Nachrichten von Leo. Waren es gute, oder waren es …? Sie wollte lieber nicht weiterdenken.
Mit zitternden Händen öffnete sie die Haustür. »Haben Sie ihn gefunden?«, fragte sie mit bebender Stimme.
»Es tut mir leid, nein«, sagte Käfer. »Aber wir würden gern noch einmal mit Ihnen und mit Ihrem Mann sprechen.«
Katrin nickte nur, ließ die beiden Polizisten eintreten und führte sie ins Wohnzimmer. Thomas saß blass und angespannt auf dem Sofa. Sofort stand er auf.
»Gibt es irgendwas Neues?«, fragte er, aber Katrin schüttelte nur den Kopf.
»Die Beamten wollen noch mal mit uns sprechen«, sagte sie.
»Worum geht es?«, fragte Thomas und setzte sich wieder. »Bitte nehmen Sie Platz«, fügte er mit müder Stimme hinzu.
»Wie Sie sich vielleicht denken können, sind wir gezwungen, in alle Richtungen zu ermitteln«, begann Charlotte Schneidmann vorsichtig, nachdem sie sich in einen Sessel gesetzt hatte. »Wir haben schon oft erlebt, dass das Verschwinden eines Kindes ganz andere Gründe haben kann, als man zunächst annimmt. Gründe, die nicht so offensichtlich und naheliegend sind.«
Katrin sah die Kommissarin irritiert an. »Was meinen Sie damit?«
»Es gibt Fälle, da haben die Eltern, speziell die Mutter, ihr Kind für kurze Zeit allein gelassen …«
»Ich würde meinen Sohn niemals allein lassen!« Katrins Stimme überschlug sich. »Wie können Sie so etwas überhaupt …« Sie fuhr auf.
»Frau Ortrup, bitte beruhigen Sie sich. Ich verstehe das«, versicherte Charlotte Schneidmann. »Ich weiß, es gibt