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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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Untreue des Ehemannes? Peter hatte ein paar von dessen Studienfreunden ausfindig gemacht und erfahren, dass Thomas Ortrup früher nichts hatte anbrennen lassen. Bis er seine Frau kennengelernt hatte, danach war er wie ausgewechselt gewesen. Vielleicht hatte er mal was gehabt mit dieser Tanja, und jetzt nahm die Frau Rache aus enttäuschter Liebe …
    »Das Blag lebt doch eh nicht mehr«, sagte ein Mann neben ihr.
    Charlotte blickte zur Seite und entdeckte einen ungepflegt aussehenden Mann mit fettigen Haaren und altmodischer Brille, der auf dem dritten Barhocker neben ihr saß und eine Zeitung vor sich aufgeschlagen hatte. Kopfschüttelnd hob er sein halb volles Bierglas und trank es in einem Zug leer.
    »Das ist längst tot«, murmelte er und blätterte weiter.
    Charlotte blickte wieder auf den Tresen vor ihr. Wahrscheinlich hatte der Mann recht. Gab es überhaupt noch eine realistische Chance, Leo lebend zu finden? Die meisten Kinder wurden wenige Stunden nach ihrem Verschwinden aufgefunden. Leo war jetzt schon seit über zwei Tagen wie vom Erdboden verschluckt …
    »Hallo«, sagte eine dunkle Männerstimme hinter ihr. Stirnrunzelnd wandte sie den Kopf. Ein etwa fünfzigjähriger gut gekleideter Mann lächelte sie an.
    »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«
    Charlotte war so überrascht, dass sie nicht wusste, was sie antworten sollte. Sie ärgerte sich, denn eigentlich war sie nicht auf den Mund gefallen. Stattdessen sah sie den Mann einfach nur an. Groß, sportlich, gepflegter Kurzhaarschnitt, knackige dunkelblaue Jeans, hellblaues Ralph-Lauren-Hemd … Eigentlich genau der Typ Mann, der Charlotte gefiel.
    »Sind Sie auch wegen dem Gewitter hier gestrandet?«, fragte er.
    Charlotte überlegte. Es war genau das, was sie so liebte: zufällige Begegnung mit einem fremden Mann, ein bisschen Smalltalk, prickelndes Hinauszögern und zum Schluss hemmungsloser Sex. Warum nicht auch heute?
    Sie zögerte. Irgendetwas war anders. Sie wusste nicht, was es war. Sie wusste nur, dass es diesmal nicht funktionieren würde.
    Ohne zu antworten, legte sie einen Zehn-Euro-Schein auf den Tresen, sagte »Stimmt so« und hastete zur Tür. Entschlossen stieß sie sie auf und trat hinaus in den strömenden Regen.
    Zehn Minuten später stieg sie vor ihrem Haus aus dem Taxi. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Mond brach durch eine Wolkenlücke. Sein Licht spiegelte sich in den großen Pfützen.
    Nachdenklich ging sie zum Eingang. Was war passiert? Auf einmal hatte sie das Gefühl, als sei etwas zu Ende gegangen. Wo war dieses Prickeln, dieses elektrisierende Erschauern, wenn ihre Fantasie bei der Begegnung mit einem unbekannten Mann die abenteuerlichsten Wunschvorstellungen von ungezügelter Lust ausmalte?
    Sie fischte ihren Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Genau in diesem Augenblick legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Instinktiv schlug sie die Hand weg, fuhr herum, ergriff den Arm des Angreifers und drehte ihn mit aller Kraft auf dessen Rücken. Sofort ging der Mann zu Boden.
    »Au! Verdammt, was ist denn mit dir los?«
    »Bernd?«
    Erschrocken ließ Charlotte seinen Arm los und machte das Licht im Treppenhaus an. »Was machst du denn hier?«
    »Gehst du immer so heftig zur Sache?«
    »Warum schleichst du dich denn auch von hinten an?«, fragte sie und half ihm wieder auf die Beine.
    Stöhnend rieb er sich die Schulter und schaute sie verlegen an. »Klingt blöd, ich weiß, aber ich war zufällig in deiner Ecke. Da habe ich gedacht, ich schaue mal vorbei.« Er wischte sich über die nasse Hose. »Kommst du gerade von der Arbeit? Oder von einem heißen Date?«, fragte er und blickte in die Richtung, in der das Taxi verschwunden war.
    »Erstens geht dich das nichts an«, antwortete Charlotte kühl. »Und zweitens, nein.« Sie sah auf die Uhr. Kurz nach elf. »Willst du auf einen Kaffee mit hochkommen?«
    »Kaffee nicht«, sagte Bernd. »Dann kann ich heute Nacht nicht schlafen. Aber ein Glas Wein würde ich nehmen.«
    Oben in der Wohnung ging Bernd erst einmal ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Währenddessen holte Charlotte die angebrochene Flasche Rotwein aus der Küche, die sie schon vor Wochen geöffnet hatte, um damit einen Braten zu marinieren. Da sie grundsätzlich keinen Alkohol trank, hatte sie auch nur selten welchen im Haus. Sie schenkte Bernd ein Glas ein und nahm sich selbst eine Flasche Mineralwasser.
    »Keine Ahnung, ob der noch schmeckt«, sagte sie, setzte sich aufs Sofa und zog die Beine

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