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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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schon.« Sie biss in ihr Marmeladenbrot. »Mhm, die Marmelade schmeckt gut!«
    Bernd sah sie stirnrunzelnd an. »Selbst gemacht.« Wieder trank er einen Schluck Kaffee. »Wirst du mir irgendwann mal von deinem Bruder erzählen?«
    Charlotte nickte langsam. »Ja. Klar.«
    In diesem Augenblick klingelte ihr Handy. Insgeheim atmete sie auf. Es war Peter Käfer.
    »Deine Idee mit der Angehörigengruppe war goldrichtig«, sagte er. »Wir müssen sofort los. Ich hol dich in zehn Minuten ab.«
    Charlotte räusperte sich. »Ich bin nicht zu Hause.«
    »Aha …«
    »Nichts aha! « Sie verdrehte die Augen und gab Käfer Bernds Adresse, dann legte sie auf.
    Sie trank ihren Kaffee aus und stand auf. »In meinem Job neigt man nun mal zu Albträumen«, sagte sie und gab Bernd einen Kuss auf die Wange. »Keine große Sache.«
    »Ich glaub dir kein Wort.«
    Sie spürte seinen Blick im Rücken, als sie die Wohnung verließ.
    »Sieh an, die Frau Kollegin hat auswärts genächtigt!«, sagte Peter grinsend, als Charlotte wenig später zu ihm in den Wagen stieg.
    Sie hob die Augenbrauen. »Die Frau Kollegin ist erwachsen, falls du das noch nicht gemerkt haben solltest. Und im Gegensatz zu dir habe ich ein Privatleben.«
    Peters Gesichtszüge verhärteten sich, und er blickte stur geradeaus. »Danke für den Hinweis.«
    Charlotte ärgerte sich über sich selbst. »Entschuldige. Es war nicht so gemeint.«
    »Schon gut.« Peter fuhr los.
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Hast du noch Kontakt zu deiner Ex?«, fragte Charlotte schließlich.
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig sein.«
    »Fahr doch schneller, du Idiot!« Er setzte den Blinker und überholte einen in der Morgensonne blitzsauber glänzenden schwarzen Van. »Sonntagsfahrer!« Dann trat er aufs Gas. »Ich bin drüber weg.« Er warf Charlotte ein schiefes Grinsen zu. Außerdem bin ich gerne Single.«
    Jetzt war es Charlotte, die grinste.
    Peter fuhr Richtung Autobahn.
    »Warum haben wir es überhaupt so eilig?«, fragte sie.
    »Wir müssen in einer Dreiviertelstunde in Osnabrück sein«, erklärte Peter. »Genauer gesagt, in Lüstringen. Das ist ein Stadtteil von Osnabrück, etwas außerhalb. Dort ist ein Treffen der … Wie heißen die noch mal? … einer Angehörigengruppe … Warte …« Er kramte einen Zettel aus der Tasche und versuchte, ihn mit einer Hand auseinanderzufalten, während er mit der anderen das Steuer hielt. »Die haben son komischen Namen … Hier ist es: Bittersüß – Leben mit einem Zuckerkranken . So heißen die.«
    Peter steckte den Zettel wieder in die Tasche.
    »Ist das die Gruppe, in der unsere Täterin aktiv war?«
    »Vermutlich. Der Leiter glaubt jedenfalls, sie wiedererkannt zu haben. Allerdings war sie nur als Besucherin da, zum Schnuppern , wie er es nannte. Das machen wohl viele, die herausfinden wollen, ob so eine Gruppe überhaupt was für sie ist.«
    »Verstehe. Hast du vor, alle Teilnehmer einzeln zu befragen, oder machen wir ein Gruppengespräch?«, fragte Charlotte.
    »Gruppe.«
    »Gut.«
    Peter fuhr auf die A1. Trotz der endlosen Baustelle kamen sie gut voran. Der Berufsverkehr war wohl schon vorbei. Nach einer halben Stunde wechselten sie die Autobahn und fuhren weiter Richtung Hannover.
    »Kennst du dich aus in Osnabrück?«, fragte sie.
    Er hielt einen Zettel hoch. »Gegoogelt und ausgedruckt«, sagte er. »Irgendwann hat die Polizei vielleicht auch mal Geld für ein Navi …«
    Sie mussten halb um Osnabrück herumfahren, bis sie endlich in Lüstringen angekommen waren. Eine unauffällige Einfamilienhausgegend, wo die Kinder auf dem Bürgersteig spielten und die Jugendlichen gelangweilt an der Bushaltestelle rumhingen.
    »In so einer Gegend bin ich aufgewachsen«, murmelte Charlotte gedankenverloren. So ähnlich hatte es auch bei ihren Pflegeeltern ausgesehen. Seltsamerweise hatte sie an die Gegend, in der sie vorher zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern gelebt hatte, kaum noch Erinnerungen. Die Wohnung, die einzelnen Zimmer – alles war verblasst und unscharf geworden.
    Nur an das Badezimmer erinnerte sie sich noch genau. An die grünen Siebzigerjahre-Kacheln mit den gelben Blümchen, an den Allibert -Spiegelschrank, der über dem Waschbecken hing und bei dem das linke Licht immer flackerte, an die Toilette mit dem plüschigen grünen Deckelbezug und an die beigefarbene Badewanne, an deren Rand irgendein Billigduschgel stand … und in der Stefan gestorben war.
    »Hast du eigentlich noch

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