Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
an.
„Was sagst du da? Der Schwarze Fürst? Du liebst ein Geschöpf der Finsternis, einen Verdammten?“ Die Worte der Tante trafen Karolina.
„Was meinst du damit? Dominik ist kein Verdammter. Er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, genau wie wir. Wie kommst du nur darauf?“
Carlotta packte die Nichte grob an den Oberarmen.
„Er ist ein Dhampir, ein Halbblut, ein Wesen zwischen Vampir und Mensch. Selbst wenn sein Körper dem unsrigen ähnelt, besitzt er die gleiche Gier nach Blut wie alle seinesgleichen. Wie konntest du nur! Welche Schande für unseren Orden des Lichtes.“
„Ich glaube dir nicht. Dominik gehört nicht zu denen, das hätte ich gemerkt. Er ist galant, gütig, liebevoll. Ich verstehe dich nicht, Tante. Missgönnst du mir diese Liebe?“ Ihr Herz pochte schmerzhaft in der Brust, und die Gedanken stoben in rasanter Geschwindigkeit durch ihr Hirn.
„Du darfst deine Augen nicht vor der Wahrheit verschließen. Er ist ein Geschöpf der Finsternis. Ich weiß es. Öffne deine Augen!“
„Das ist nicht wahr ... das ist nicht wahr.“ Karolina schüttelte den Kopf. Entsetzt starrte sie ihre Tante an.
Carlotta rang um Fassung.
„Ich muss dir die Geschichte des Fürsten erzählen. Als seine Mutter schwanger war, wurde sie von Jiri überfallen und gebissen. Er ließ sie von seinem Blut trinken. Am Anfang war Dominik wie ein normaler Junge. Doch als er älter wurde, gewann die vampirische Seite in ihm die Oberhand. Vergiss nie, dass er nach dem Gesetz der Vampire Jiris Sohn ist! Er darf nie Gefühle für eine Sterbliche hegen. Auch der Schwarze Fürst würde sich nicht scheuen, dein Blut zu kosten!“
„Nein!“, schrie Karolina. „Nein, das würde er nie tun.“
Karolina fühlte sich elend. Dann herrschte Stille.
„Der schwarze Wolf, der dir begegnet ist, war mit Sicherheit Karolyí. Wie alle Vampire liebt er die Jagd und das Spiel. Es übt auf sie einen besonderen Reiz aus. Er wird dich so lange jagen, wie es ihm gefällt. Hast du bereits von seinem Blut getrunken?“ Karolina antwortete nicht, in ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander.
„Hast du von seinem Blut getrunken? Sprich, Kind.“
Karolina schüttelte den Kopf.
Carlotta seufzte erleichtert auf.
„Dem Himmel sei Dank.“
Karolinas Gedanken galten Dominik. Jetzt wusste sie, an wen die blauen Augen des Wolfes sie erinnerten. Carlottas Worte klangen in ihren Ohren. Dominik, ein Dhampir? Sein seltsames Verhalten beim letzten Treffen, seine Kenntnisse über den Grafen und die Gräfin Elisabeth, das alles passte zusammen. Und doch stand es im Gegensatz zu dem sanften Liebhaber, der ihr den Himmel gezeigt hatte.
Karolina war wie versteinert. In ihr brannte der Wunsch, sich Gewissheit zu verschaffen.
27.
„Was tust du da?“ Adela beobachtete mit gerunzelter Stirn, wie Karolina ihre Reisetasche packte.
„Ich werde meinen Vater besuchen. Es geht ihm nicht gut, seitdem ich fortgegangen bin. Lies seinen Brief. Er liegt auf der Kommode.“
Der Brief war vor zwei Tagen eingetroffen. Jendrik hatte ihn für den Vater geschrieben, die traurigen Worte berührten sie tief.
Sie konnte Adela nicht wie früher die ganze Wahrheit sagen. Zwischen ihnen bestand, seitdem sie bei Carlotta lebten, plötzlich eine Distanz, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. So verschwieg sie auch das Streitgespräch mit Carlotta. Selbst wenn die Angst noch so groß war, sie musste sich über Dominiks Identität vergewissern, sonst würde sie noch durchdrehen.
„Wirst du zurückkommen, Karolina?“
Karolina hielt mit dem Packen inne und sah auf.
„Ich weiß es noch nicht, Adela. Eine Zeit lang werde ich wohl bei Vater bleiben. Er braucht mich. Hier bei Carlotta fühle ich mich nicht mehr wohl. Sie ist so anders, als ich sie früher kannte, so voller Hass.“
„Du irrst dich. Sie ist der gütigste Mensch, den ich kenne. Sie hat mich, ohne Fragen zu stellen, bei sich aufgenommen. Und wenn es sie und die Töchter des Lichtes nicht gäbe, wäre Prag dem Untergang geweiht. Sie befreien diese Stadt vom Bösen.“
„Sie töten, oder hast du das schon vergessen?“
Aber blieb Carlotta denn eine andere Möglichkeit? Karolina erinnerte sich nur zu genau daran, wie sie Hana gefunden hatten. Die Vampire waren brutal mit dem Mädchen umgegangen. Das verdiente tatsächlich eine Strafe. Dennoch konnte sie ihre Gedanken der Freundin nicht preisgeben.
„Nein, das habe ich nicht. Was bleibt ihnen denn auch anderes übrig? Bitte reise nicht ab. Denk
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