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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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Karolyí sprechen.“
    Das Mädchen schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Der Fürst ist ausgegangen.“
    „Ist er vielleicht nach Prag gefahren?“
    „Nein, Baroness, nur ausgegangen.“
    Karolina glaubte den Worten des Mädchens, das offen ihren Blick erwiderte.
    „Ist er denn zu so später Stunde noch ausgeritten?“
    „Ein Pferd hat er nicht genommen. Ich sah ihn zu Fuß den Schlosspark verlassen.“
    „In welche Richtung?“ Doch das Mädchen schüttelte wieder nur den Kopf. Karolina gab es auf, mehr aus ihr herausbekommen zu wollen.
    „Kann ich dem Herrn etwas bestellen?“
    „Nein danke.“
    Karolinas Enttäuschung wuchs mit jedem Schritt des Pferdes, mit dem sie sich vom Schloss entfernte.
    „Dominik.“ Sie schloss die Augen und vertraute sich dem Gespür des Hengstes an.
    In flottem Tempo trabte das Pferd die Straße zurück zum Gut. Kaum erreichte Karolina den Waldessaum, ertönte das schaurige Geheul eines Wolfes. Der Hengst scheute, sprang zur Seite und raste in Panik in den Wald hinein. Karolina versuchte ihn mit aller Kraft zu zügeln, doch das Tier ließ sich davon nicht beirren.
    „Brrr.“ Das Pferd verweigerte jedes Parieren. Karolina überlegte, ob sie abspringen sollte, entschied sich jedoch, das Wagnis nicht einzugehen. Bei diesem Tempo könnte sie sich den Hals brechen.
    Der Hengst jagte zwischen den Bäumen hindurch, sprang über dicke Wurzeln und über Baumstämme. Karolina krallte sich mit einer Hand in seiner Mähne fest. In der Dunkelheit war sie dem Tier hilflos ausgeliefert.
    Plötzlich blieb das Tier so abrupt stehen, dass Karolina beinahe kopfüber gestürzt wäre. Schnaubend tänzelte der Hengst auf der Stelle.
    Sie klopfte beruhigend seinen Hals.
    „Ruhig, mein Junge.“ Als die beruhigenden Worte ihre Wirkung zeigten, sprang sie ab und zog den Zügel von seinem Hals. Nicht weit entfernt, hinter dichtem Gebüsch, erklang ein dumpfes Knurren.
    Die Wolken am Himmel rissen auf und gaben dem Mondlicht freie Bahn.
    In seinem Schein erkannte sie auf der Lichtung einen Wolf, der mit fletschenden Zähnen ein Reh gestellt hatte. Er drängte es in eine Ecke des Gebüsches, sodass dem Reh keine Fluchtmöglichkeit mehr blieb. Jederzeit zum Sprung bereit, wartete er auf den passenden Moment, seine Reißzähne in die Beute zu schlagen.
    Mit angstgeweiteten Augen verfolgte das Reh die Bewegungen des Jägers. Karolina empfand Mitleid mit dem Geschöpf, das dem Wolf hilflos ausgeliefert war. Sie wollte in die Hände klatschen, um ihm eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen, als sich der Wolf im gleichen Augenblick mit einem Riesensatz auf sein Opfer stürzte und es zu Boden warf. Ein Knacken, das Karolina durch Mark und Bein ging, verriet, dass er dem Reh das Genick durchgebissen hatte.
    Wie gebannt verfolgte Karolina die grausige Szene. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Der feuchtwarme Atem des Hengstes streifte ihr Ohr. Das Verhalten des Wolfes erfüllte sie mit Abscheu.
    Glücklicherweise bemerkte dieser in seinem Blutdurst ihre Anwesenheit nicht.
    Wider Erwarten riss er dem Reh nicht das Fleisch aus dem Leib, sondern verbiss sich im Hals des Opfers, um dessen Blut zu trinken. Nach einer Weile ließ er von der Beute ab.
    Der intensive Geruch warmen Blutes stieg Karolina in die Nase und stülpte ihr den Magen um. Sie glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Der Wolf sah auf das Reh herab. Dann begann er entsetzlich zu winseln, als bedauere er, es getötet zu haben.
    Plötzlich begann er, sich zu verwandeln. Das Fell verschwand, die spitze Schnauze verformte sich zu einem menschlichen Gesicht. Dann folgte der restliche Körper, bis auf dem Waldboden ein Mann im weißen, blutbefleckten Hemd kniete. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil er es gesenkt hielt. Doch als er es hob, erstarrte sie.
    Dieses Gesicht hätte sie unter Tausenden wieder erkannt, weil es dem Mann gehörte, den sie liebte.
    Und doch schien er in diesem Augenblick ein anderer zu sein. Das Herz lag wie ein Stein in ihrer Brust.
    Fassungslos wich Karolina zurück. Carlotta hatte Recht, Dominik war ein Geschöpf der Finsternis. Die Vorfreude auf ein Wiedersehen wandelte sich in Entsetzen und Abscheu. Sie dachte an Hana, die sie schwer verletzt vor Carlottas Haus gefunden hatten. Hatte er dem Mädchen vielleicht vorher auch Gewalt angetan? Sie erst zu Carlotta gebracht, nachdem er seinen Durst an ihr gestillt hatte, wie an dem Reh?
    Nein, das konnte unmöglich der Mann sein, der sie voller Leidenschaft und

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