Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Zärtlichkeit geliebt hatte. Dieser hier glich einer Bestie.
Tränen rannen ihre Wangen hinab. Solch eine Kreatur, die so brutal tötete, verdiente ihre Liebe nicht.
Verzweiflung stieg in ihr auf und schnürte ihren Leib zu, sodass sie nach Luft rang.
Die Bilder in ihrem Kopf wechselten in rasanter Abfolge. Dominiks zärtliche Blicke, dann sein abweisendes Verhalten, als er sie zum Gut gebracht hatte. Dominik, der wie eine wilde Bestie erbarmungslos jagte und seine Lust am Töten stillte.
Nun war ihr klar, weshalb er sich, als er den Blutdiamanten auf ihrem Busen sah, ihr gegenüber so abweisend gezeigt hatte.
Karolina schwang sich auf den Rücken des Hengstes und ritt davon. Doch sie hatte nicht mit der Schnelligkeit Dominiks gerechnet, dessen Fortbewegung nur einen Wimpernschlag dauerte.
Schon versperrte er ihr den Weg. Mit erhobenen Armen stand er wie ein schwarzer Schatten zwischen zwei dickstämmigen Eichen.
Der Hengst hielt an, obwohl Karolina ihm die Fersen in die Flanken schlug.
„Karolina!“ Seine Stimme klang verzweifelt und flehend zugleich.
Er streckte den Arm nach ihr aus, um sie zu berühren.
„Fass mich nicht an,
Dhampir
!“
„Karolina, bitte lass mich erklären ...“
„Spar dir deine Erklärungen. Du hast mich getäuscht!“
„Wenn ich es dir gesagt hätte, hättest du mich verlassen.“
„Ja, das hätte ich. Hast du gehofft, ich gäbe dir mein Blut freiwillig, nur weil du mit mir das Bett geteilt hast?“
„Nein, so glaube mir doch. Nie habe ich menschliches Blut getrunken.“
„Was soll ich dir noch glauben, einem Geschöpf der Finsternis? Du gehörst zu Jiris Clan, dem Mörder meiner Mutter. Ich verabscheue euch!“ Karolina zitterte am ganzen Leib.
„Aber ich bin nicht so wie sie. In mir steckt mehr Mensch als in ihnen. Sieh hin, meine Haut ist warm und getönt. Und ich bin nicht unsterblich.“
„Du bist noch gefährlicher als deine dunklen Gefährten, weil du Sterbliche besser täuschen kannst.“
„Karolina, ich liebe dich, vom ersten Augenblick an, an dem ich dich in den Straßen Prags getroffen habe.“
„Spar dir deine Worte. Jeder weiß, wie Vampire versuchen, eine Frau zu betören, um an das Begehrte zu gelangen.“
„Karolina, du musst mir glauben, dass es allein aus Liebe geschah. Besaß ich nicht genügend Gelegenheiten, um von deinem Blut zu kosten? Aber ich habe es nicht getan.“
Sie musste ihm zustimmen, dennoch überwogen in diesem Moment Enttäuschung und Schmerz. Dominiks vampirische Seite erfüllte sie mit Entsetzen.
„Nein, du hast es nicht getan. Aber irgendwann wirst du es tun, wenn deine Gier so stark ist, dass du sie nicht mehr unter Kontrolle hast. Willst du mich auch zu einer Verdammten machen, die ein Leben voller Abscheu und Schmerz erlebt und sich vor dem Tag fürchtet?“
„Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht, das mich zu einer einsamen, verbitterten Kreatur gemacht hat. Auch meine Mutter war ein hilfloses Opfer Jiris, als sie mit mir schwanger war. Meine Kindheit und Jugend war die Hölle. Es gab niemanden, der mich liebte. Alle sahen in mir nur die Bestie, vor der sie sich fürchteten. Ich führte ein unstetes Leben, innerlich zerrissen zwischen dem menschlichen Teil in mir und dem Untier, das sein Recht forderte. Erst durch dich erfuhr ich, was Liebe bedeutet.“
„Für euresgleichen zählen nur die sexuelle Befriedigung und das Stillen des Blutdurstes. Euch ist es gleichgültig, was mit den Opfern geschieht, denn ihr könnt nichts empfinden. Jiri und sein Gefolge haben meine Mutter getötet. Das wird er noch bitter bereuen!“
„Sie haben auch meine Mutter getötet, vergiss das nicht. Doch wenn du etwas für mich empfindest, wird der Schmerz vielleicht verblassen. Karolina, seitdem ich dich kenne, hat sich mein Leben geändert. Du musst die Schatten der Vergangenheit vergessen.“
„Aber ich kann und will es auch nicht.“
„Ich verstehe deine Trauer, deinen Zorn. Die Qual in deinen Augen schmerzt mich. Aber ich kann deine Verachtung nicht ertragen.“
Der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen brachte Karolina für einen kurzen Moment ins Wanken. Sie liebte ihn noch immer. Doch was bedeutete ein Leben an seiner Seite? Sie fürchtete sich vor seiner dunklen Seite, seinen animalischen Trieben.
„Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ein Leben an der Seite eines Dhampirs wäre für mich unerträglich. Fahr zur Hölle, Dominik!“
Sie wendete das Pferd und galoppierte schluchzend davon.
„Karolina,
Weitere Kostenlose Bücher