Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
doch mal an mich, an unsere Freundschaft.“
Karolina zog die Freundin tröstend in die Arme.
„Du bist hier gut aufgehoben, bis du eine neue Stellung findest.
Wir werden uns bald wiedersehen, das verspreche ich.“
Adela wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
„Und wenn der Brief nur ein Trick ist, und dein Vater dich wieder ins Kloster sperren will? Sei vorsichtig.“
„Das glaube ich nicht, aber ich habe dazu gelernt. Jendriks Worte klangen aufrichtig. Du weißt doch, dass Vaters Herz nicht mehr so kräftig ist.“
„Ich weiß. Soll ich dich begleiten?“ Karolina lächelte über Adelas Vorschlag.
„Hast du denn unsere Flucht vergessen und welche Ängste du ausgestanden hast? Nein, meine Liebe, du bleibst besser hier.“
Adela verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß, ich bin nicht die Mutigste. Aber mir ist nicht ganz wohl dabei, dich allein reisen zu lassen. Versprich mir, auf dich aufzupassen.“
„Versprochen.“ Dann fielen sie sich in die Arme.
Nachdem sich Karolina von Carlotta und den anderen verabschiedet hatte, stieg sie in die Kutsche. Carlotta überließ sie ihr nur widerwillig, weil sie Karolinas Entscheidung zurückzukehren nicht guthieß.
Es war ein sonniger Tag, der den Frühling ankündigte. In den Gärten sprossen die ersten Krokusse. Karolina konnte die Fahrt jedoch nicht genießen. Ihre Gedanken kreisten immer nur um ihren kranken Vater und um Dominik. Sie liebte ihren Vater, obwohl er sie zwingen wollte, ins Kloster zu gehen. Er hatte sicher immer nur das Beste für sie gewollt.
Als sie auf dem Gut eintraf, sank die Sonne am Horizont und entlud ein Feuerwerk der Farben. Alles hier war ihr vertraut, jeder Baum, jeder Weg. Und dennoch fühlte sie sich plötzlich fremd. Carlotta hatte ihr eine andere Welt gezeigt, eine dunkle Welt, und seitdem fühlte sie sich zerrissen.
Karolina wartete einen Moment vor der Tür, um sich zu sammeln, bevor sie anklopfte.
Es war Jendrik, der ihr die Tür öffnete. Seine Augen ruhten vorwurfsvoll auf Karolina. Doch er besann sich gleich und bat sie nach einer knappen Begrüßung, ihm zu folgen.
Ihr Vater lag teilnahmslos in seinem Bett, mit eingefallenen Wangen und wirren, grauen Haaren. Sein Gesicht war von einer ungesunden Röte überzogen. Als Karolina näher an sein Bett trat, hörte sie seinen rasselnden Atem. Bei diesem erschütternden Anblick wusste sie, dass er nicht nur krank war, sondern mit dem Tode rang.
Sie verspürte ein schlechtes Gewissen, ihn verlassen zu haben.
Vorsichtig setzte sie sich auf den Bettrand und nahm seine kalte Hand in die ihre. Sein Brustkorb hob und senkte sich in ungleichem Rhythmus. Seine Lider flatterten.
„Vater, ich bin es, Karolina.“ Er öffnete langsam die Augen. Im ersten Moment schien er sie nicht zu erkennen, doch dann leuchtete es in seinen trüben Augen auf.
„Mein Kind.“ Tränen schimmerten in seinen Augen.
„Er hatte eine schwere Lungenentzündung“, erklärte Jendrik hinter ihr.
„Warum hast du mich nicht schon eher gerufen, Jendrik?“
„Der Herr Baron hat es mir verboten. Er wollte Euch nicht beunruhigen.“
Karolina wusste, wie starrsinnig der Vater sein konnte, vor allem, wenn es um seine Gesundheit ging.
„Das war töricht von dir. Doch nun bin ich hier und werde mich um dich kümmern.“ Sie tätschelte die kalte Hand.
„Carlotta ...“
„Mach dir keine Sorgen. Sie weiß, wo ich bin. Jendrik, lass für meinen Vater Hustentee kochen.“
Jendriks Blick ruhte einen Moment lang auf der Baroness, die reifer geworden war. Er betrachtete sie solange, bis Karolina ihn ein zweites Mal aufforderte, den Tee für den Vater aufbrühen zu lassen.
Als ihr Vater am Abend eingeschlafen war, trieb die Sehnsucht Karolina zu Dominik. Sie sattelte den schwarzen Hengst und schwang sich auf seinen Rücken. Der Blutdiamant glänzte auf ihrem Dekolleté, um sie vor den Geschöpfen der Finsternis zu beschützen.
Auf ihren sanften Schenkeldruck hin fiel der Hengst in Galopp. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie konnte kaum den Moment erwarten, Dominik gegenüberzustehen und hoffte, ihm würde es genauso ergehen. Carlotta musste sich geirrt haben. Der Hengst preschte im gestreckten Galopp die Straße zum Schloss des Fürsten entlang, als spüre er ihre Ungeduld.
Aufgeregt pochte Karolina an das breite Portal. Ein unbekanntes junges Mädchen öffnete ihr und knickste tief. Höflich fragte sie Karolina nach ihrem Wunsch.
„Karolina Baroness von Kocian. Ich möchte bitte mit Fürst
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