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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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hoffnungslos er auch im Umgang mit einer Feuerwaffe sein mochte, würde er sich doch stets zwischen einen Schattengeborenen und einen Patienten, eine Frau oder ein Kind stellen. Vielleicht hatte er sich sogar freiwillig erboten …
    »Es tut mir aufrichtig leid, Prinzessin Telmaine«, antwortete Baronesse Stranhorne. »Wir wissen nicht, was mit Ihrem Mann passiert ist.«
    Sie lügt, dachte Telmaine. »Das ist nicht … «
    In einem Anflug von Verzweiflung wandte sich die Baronesse an Vladimer: »Ishmael sagte, Sie, Fürst Vladimer, wüssten, dass Schattengeborene offensichtlich Ihre Gestalt ändern können.«
    »Ja, das wissen wir«, sagte Telmaine und missachtete alle Höflichkeit. »Nun erzählen Sie mir von meinem Mann!«
    Auch Vladimer musste etwas am Verhalten Laurels aufgefallen sein. Er sagte: »Baronesse, wenn Sie so freundlich sein wollen.«
    »Wir hatten einen dieser Schattengeborenen im Herrenhaus von Stranhorne«, antwortete sie langsam und unglücklich. »Wir denken, er ist mit Fürst Mycene gekommen, als einer seiner Männer. Dr. Hearne half unserem Chirurgen und stellte sich dabei sehr geschickt an, deshalb hatte ich ihn nicht verdächtigt, aber ich habe ihn oder etwas, das seine Gestalt trug, dabei ertappt, wie er einen Seiteneingang öffnete, um die Schattengeborenen einzulassen.«
    »Nein!«, rief Telmaine aus. »Das würde Balthasar niemals tun.«
    »Nicht aus freien Stücken«, sagte Vladimer in einem Tonfall, der Phoebe veranlasste, ihn anzusehen.
    »Wie auch immer es sich letztlich verhalten hat, Ihr Ehemann ist nicht mit uns entkommen. Es tut mir schrecklich leid, Prinzessin Telmaine.«
    In ihren Ohren dröhnte es. Sie hörte Noellene di Studier sagen: »Drücken Sie ihren Kopf nach unten.« Sie wäre gern ohnmächtig geworden und dieser schrecklichen Wahl zwischen dem Verräter Balthasar, der von den Schattengeborenen verhext worden war, und dem zurückgelassenen Balthasar, der tot oder lebendig in den Ruinen des Herrenhauses von Stranhorne lag, entflohen. Aber irgendjemand – Vladimer? – drückte ihr den Kopf auf die Knie und hielt ihn dort fest.
    Langsam sah sie wieder klarer, und ihr Verstand und ihre Entschlossenheit kehrten zurück. Sie würde es nicht glauben, bis sie selbst gespürt hatte, dass Balthasar gestorben war und seine Essenz nicht länger in dieser Welt weilte. Sie musste sich nicht auf die Berichte anderer verlassen oder, vielleicht vergeblich, auf irgendwelche Überreste von ihm warten, die man ihr zurückgab. Das verdankte sie ihrer Magie.
    Und sie hatte ihrer Magie noch etwas anderes zu verdanken: Falls Balthasar tatsächlich tot war, würde sie mehr unternehmen können, als ihn nur zu beweinen. Im Gegensatz zu anderen Ehefrauen würde sie nicht andere anflehen müssen, seinen Tod zu rächen, oder sie bitten, um ihrer eigenen Leben willen nichts zu unternehmen. Sie hatte Macht, sie konnte sich seine Mörder vornehmen.
    »Prinzessin Telmaine«, zischte Magistra Broome. Farquhar Broomes leises, tadelndes ›Ts‹ streifte ihren Geist. Als sie etwas Verbranntes roch, richtete sie sich jäh auf. Vladimer hatte seine Hand zurückgezogen, und nur ein schwacher Rauchgestank und ein Prickeln von Magie blieben übrig.
    »Ja«, sagte Vladimer. »Das wäre also das.« Er ließ einen Moment verstreichen, aber keiner der Stranhornes hinterfragte diese kryptische Bemerkung. »Vielen Dank, Baronesse Stranhorne, das war überaus kurz und bündig. Der Tod Ihres Vaters wäre ein großer Verlust für Stranhorne und das gesamte Erzherzogtum. Ich werde Sie gleich um weitere Einzelheiten bitten, aber ich denke, ich schulde Ihnen zuerst eine Zusammenfassung der Ereignisse in der Stadt.«
    Telmaine begriff, dass er bei Balthasar beginnen würde, wie dieser Tercelle Amberley seine Tür geöffnet hatte. Gewiss würde er nicht bei seiner eigenen Begegnung mit den Schattengeborenen anfangen. Sie wollte es nicht noch einmal hören und würde gewiss hysterisch werden oder weinen. Sie stand auf. »Entschuldigen Sie mich bitte. Es würde mich nur aufregen, alles noch einmal zu hören.«
    Dabei war es weniger das Zuhören, als die Gefahr, noch einmal die magischen Gerüche wahrzunehmen. Sie hatte die Tür fest hinter sich geschlossen, bevor Vladimer weitersprach.
    Draußen im Flur wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Falls man ihr ein Zimmer zugewiesen hatte, hatte sie keine Ahnung, wo es sich befand. Auf keinen Fall wollte sie sich auch zu den Magiern gesellen. Sie mochten ihresgleichen sein,

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