Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Draisine, die von der Eisenbahn zur Wartung benutzt wird, und ich habe meine komplette Magie verausgabt, um hierherzukommen. Wir brauchen Hilfe.‹ Er drängte nicht um seiner selbst willen, das spürte sie. Es ging um jemanden, der bei ihm war.
Plötzlich flog die Tür zur Bibliothek auf. Es erinnerte sie auf beängstigende Weise an den Moment, als der Herzog von Mycene und seine Männer mit gezückten Revolvern in das Schlafzimmer des Erzherzogs eingedrungen waren und sie verhaftet hatten. Mit wehenden Röcken führte Magistra Broome die kleine Gruppe an, Vladimer humpelte mehrere Schritte hinter ihr her. Farquhar Broome folgte ihnen mit diesem vertrauten Ausdruck koboldhafter Faszination auf seinem Gesicht.
»Prinzessin Telmaine«, verlangte Phoebe zu erfahren, »was tun Sie?«
»Ich spreche mit Magister Tammorn«, antwortete Telmaine. Die Etikette für Herzogstöchter kannte keine Gepflogenheiten, um Personen mithilfe von Magie über große Entfernungen und den Sonnenaufgang hinweg miteinander bekannt zu machen. »Er ist kein Feind.« Eine präzisere Beschreibung konnte sie nicht geben.
»Magister Tammorn?«, fragte Vladimer scharf und drängte sich mit nur wenig Rücksicht auf Anstand oder seinen verletzten Arm an Phoebe Broome vorbei. »Können Sie für mich dolmetschen?«
»Sie möchten mit ihm reden?«
Vladimer lehnte den Gehstock an den Kamin, hielt sich am Sims fest und ragte vor ihr auf. »Und ob ich das möchte.«
›Vladimer?‹, ließ Tammorn verlauten, als sie ihn fragte. Sie spürte ein Aufwallen von Gefühlen. Am stärksten war der Zorn sowie die Erinnerung an einen geliebten Meister und Freund, der unter seiner Berührung zu einem Leichnam geworden war, an den großen, leblosen Körper in seinen Armen und an die kalte Staubwolke aus schattengeborener Magie des zerstörten Magierturms. ›Er ist derjenige, der zugelassen hat, dass sie … ‹ Kein Wort. Sie empfing keine Worte, sondern Eindrücke und Gefühle, so dicht wie Blei.
»E r hat es nicht selbst getan!« , platzte sie heraus, nicht nur, um Vladimer, sondern auch sich selbst zu verteidigen.
Auf Tammorns Seite umfasste jemand mit hartem Griff seine Schultern. Jemand sprach mit ihm in einem Tonfall drängender Sorge, aber keine Worte konnten den Zorn des Magiers durchdringen.
›Ich kann mir unmöglich vorstellen, was er mir zu sagen hat‹, erklärte Tammorn grimmig. ›Und wie er es überhaupt wagen kann.‹
»Telmaine«, sagte Vladimer, der über ihr aufragte.
»Er ist zornig«, antwortete sie ihm. »Er ist … er sagt, er könne sich unmöglich vorstellen, was Sie ihm zu sagen hätten.«
Vladimer holte scharf Luft. »Bitte, sagen Sie ihm, dass mein Unvermögen, Maßnahmen zu ergreifen, die schlimmste Fehleinschätzung – der schlimmste Fehler – meines Lebens war. Sie hat mich meinen Platz an der Seite meines Bruders, sein Vertrauen und seine Wertschätzung gekostet.«
Sie übermittelte die Botschaft. Und wurde fast von dem Zorn, der Trauer und den weiteren Erinnerungen des Magiers erschlagen, die sie wie eine Welle aus dem Gleichgewicht riss, umwarf und in die Tiefe zog. Sie keuchte und ertrank förmlich im Sog seiner und ihrer eigenen Trauer. Plötzlich ließ Vladimer den Kaminsims los, packte sie schmerzhaft an den Armen und schüttelte sie, eine Anstrengung, die ihm mehr schadete als ihr. »Sagen Sie dem Mann, er kann mein Leben haben, wenn er will«, schleuderte er ihr ins Gesicht. »Sagen Sie ihm, er kann mit mir machen, was er will, verdammt noch mal, aber nachdem er mir zugehört hat.«
Sie richtete es aus. Es folgte ein langes Schweigen. Tammorns Zorn verebbte, und er versank in Erschöpfung. Wer immer bei ihm war, stützte ihn und gab ihm Halt. Nach der emotionalen Reaktion des Magiers zu urteilen, war es der junge lichtgeborene Prinz selbst. Aber was tat der Prinz der Lichtgeborenen in den Grenzlanden? ›Was will er?‹, fragte Tammorn schließlich.
»Er möchte wissen, was Sie wollen«, übermittelte sie Vladimer.
Vladimer ließ sie los, legte die Hände auf den Kamin und setzte sich neben sie. »Ein Bündnis«, schnarrte er, »zwischen unseren und ihren Magiern.«
»Aber die Lichtgeborenen können schattengeborene Magie nicht spüren « , wandte Telmaine ein.
»Lichtgeborene können mit den Nachtgeboren mithilfe von Magie sprechen«, gab Vladimer knapp zurück, »wie Sie es in diesem Moment beweisen. Nachtgeborene können mit ihrer Magie Schattengeborene spüren. Und Lichtgeborene können sie mit ihrer
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