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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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aber die Zugfahrt hatte ihr hinreichend gezeigt, dass die Magier nicht zu ihrem Stand gehörten. Also ließ sie sich einfach von ihren Füßen tragen, die den Weg vorgaben. Als sie schließlich durch eine unauffällige Tür in eine kleine Bibliothek gelangte, die beunruhigend vertraut roch, begriff sie, dass sie sich von Ishmaels Erinnerung hatte leiten lassen.
    Das Herzstück der Bibliothek bildete ein plastisches Relief der Region, so groß wie ein Esstisch und sicherlich genauso schwer. Als sie noch viel jünger gewesen war, hatten ihre Brüder in ihrem Teil des Kinderzimmers ein solches Relief gehabt. Darauf kämpften Modelle von Jägern, Soldaten und Schurken in jenen Nächten, in denen das Winterwetter sie daran hinderte, draußen solche Gefechte selbst nachzustellen. Aber dieses Relief erfüllte einen weitaus ernsteren Zweck.
    Sie blieb davor stehen. Es schien ihr kaum vorstellbar, dass Ishmael bei der Platzierung und Ausrichtung von etwas achtlos gewesen wäre, das so bedeutend für seine Planung war. Wenn sie also hier stand, dann sollte Stranhorne … Vorsichtig streckte sie ihren Magiersinn aus und suchte die vertraute Lebenskraft ihres Ehemannes. Sie war niemals kraftvoll gewesen – Balthasar mangelte es an der bulligen Energie ihrer Brüder und Ishmaels’ – , aber sie hatte eine deutlich erkennbare Beständigkeit und Süße.
    Und dann strich sie dort draußen über etwas Machtvolles und Widerwärtiges. Schattengeborene Magie in so hoher Konzentration, dass sie eine heftige Reaktion in ihr auslöste und sie sich, gegen einen Würgereiz ankämpfend, über den Tisch gebeugt wiederfand.
    ›Telmaine?‹
    Beinahe hätte sie aufgeschrien, aber nichts Schattengeborenes berührte ihren Geist. Der Kontakt war so grob wie aufgerautes Glas, und sie hatte gelernt, dieses Gefühl mit einem bestimmten lichtgeborenen Magier in Verbindung zu bringen. ›Magister Tammorn?‹
    ›Der Mutter sei Dank‹, sagte Tammorn. ›Können Sie diesen Kontakt aufrechterhalten? Ich bin … ‹ Aber sie wusste bereits, was er war. Sie hatte schon einmal gespürt, wie sich ein ausgebrannter Magier anfühlte. Er spürte, wie sie zurückschreckte und las die Erinnerung, die an die Oberfläche ihrer Gedanken schoss. ›Nein! Verflucht, lassen Sie die Verbindung nicht abreißen. Ich werde Ihnen schon nicht wegsterben!‹
    Seine Erschöpfung war noch größer als seine Verärgerung, aber sie spürte nicht den unerträglichen Schmerz, den sie bei Ishmael wahrgenommen hatte, und auch nicht dieses erschreckende Gefühl, dass sein Leben abfloss. Vorsichtig übernahm sie die Verbindung auf Kosten ihrer Energie. Sofort verlangte er zu erfahren: ›Was ist passiert? Was tun Sie in den Grenzlanden? Wie haben Sie meinen Bann gebrochen?‹
    Er hatte ihr als Preis für seine Hilfe bei der Rettung des Erzherzogs einen Bann auferlegt. ›Ich werde nicht zulassen, dass Sie das noch einmal mit mir machen.‹
    ›Prinzessin Telmaine, in meiner gegenwärtigen Verfassung könnte ich nicht einmal eine Pusteblume mit einem Bann belegen. Was haben Sie gerade getan?‹
    ›Ich habe versucht, meinen Mann zu finden. Ich habe‹, sie würgte erneut, aber es gelang ihr weiterzusprechen, ›Schattengeborene gespürt.‹
    »Mutter Aller«, murmelte er laut. ›Könnten Sie bitte versuchen, Ihre Gedanken zu ordnen? Mein Kopf fühlt sich ohnehin schon an, als würde er gleich platzen.‹
    Beherrsche dich, ermahnte sie sich. Tastend und zögerlich bewegte sie sich auf den Kamin zu, setzte sich auf den Sims und zog die Beine unter sich. Der Schiefer unter ihr fühlte sich selbst durch mehrere Lagen Stoff kalt an, war aber zumindest nicht entflammbar. ›Balthasar, mein Mann, war in Stranhorne, als die Schattengeborenen das Herrenhaus überfielen. Ich dachte, ich könnte ihn vielleicht finden. Stattdessen habe ich Schattengeborene gespürt – nichts als Schattengeborene.‹
    »Schattengeborene«, sagte Tammorn zu der Person an seiner Seite, wer immer das auch sein mochte. »Ja, ich weiß, das ist nichts Neues, aber sie spricht von mächtigen Magiern. Nein, ich verspreche, ich werde nicht versuchen … «
    ›Prinzessin Telmaine, ich bin in einem Eisenbahnhäuschen an der Linie zwischen Strumheller und Stranhorne, eine halbe Stunde Fahrt vom Bahnknoten Strumheller entfernt. Außer mir sind noch sechs weitere Personen hier. Wir haben bereits einen Angriff von Schattengeborenen abgewehrt, aber keine Möglichkeit, von hier wegzukommen. Wir verfügen nicht einmal über eine

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