Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
erbte, hatte das Beispiel von Ishmael di Studier und den Stranhornes bewiesen, bedeutete dies kein Hindernis … Aber wenn ein Kind verhext werden musste, um im Licht zu leben …
Und dann gab es auch noch Telmaine und die nachtgeborene Erwartung sexueller Treue in der Ehe, die Balthasar im Gegensatz zu vielen Männern seines Standes praktizierte. Floria brauchte nicht Tempe, um ihr zu erklären, dass sie an einem Hof, an dem sich Bündnisse über Nacht bildeten und auflösten, und der von Verträgen beherrscht wurde, die man zerreißen konnte, noch bevor die Unterschriften getrocknet waren, gelernt hatte, solche Treue zu schätzen und sie sogar zu idealisieren. Wenn sie Balthasar fragte, würde es sie in seinen Augen herabsetzen … in seinen Gedanken … oder vor sich selbst? Du hast eine hohe Meinung von dir, nicht wahr, Weib? Anzunehmen, dass du nur zu fragen brauchst, und er dir gehören wird …
Seine Bewegung, als er den Code in seine Tasche zurückschob und die Briefe zusammenfaltete, erregte ihre Aufmerksamkeit. Er antwortete mit einem Kopfschütteln auf Tempes ausgestreckter Hand und steckte die Briefe ebenfalls ein. Als er einatmete, verwandelte sie seine stumme Bitte in eine Geste und winkte den soeben eingetroffenen Sekretär herbei. »Ich halte es für das Beste, wenn wir dies unter dem Siegel der Richterschaft in die Dokumente einfügen.«
Balthasar begann zu erklären, wie Fürst Vladimer die nachtgeborenen Magier – und Telmaine – nach Süden in die Grenzlande gebracht hatte, um gegen die Schattengeborenen zu kämpfen, und dass sie die Lichtgeborenen um Beistand baten. Floria hörte zu und dachte: Aber zunächst einmal müssen wir alle drei überleben.
Fejelis
» Wo ist Tam?«, fragte Fejelis scharf.
Jovance war einen Schritt hinter ihm, als er die Tür zu dem kleinen Schlafzimmer aufriss und ein leeres Bett in einem leeren Raum vorfand. Er drehte sich zu ihr um, aber sie legte ihm eine starke Hand mitten auf die Brust und schob ihn entschlossen rückwärts über die Türschwelle. »Lasst uns einen Moment«, sagte sie über ihre Schulter. »Packt alles zusammen und gebt uns Bescheid, sobald ihr den Zug hört.«
Als sie die Tür mit einem Tritt schloss, packte er sie an den Schultern und beantwortete ihre Respektlosigkeit ihm gegenüber mit gleicher Münze. »Wohin ist er gegangen?«
»Er wurde gesandt «, sie betonte das Wort, »um mit den Schattengeborenen zu verhandeln.«
Es sollte ihm eigentlich nicht schwerfallen, einfache Worte zu verstehen. Er sah zu dem Bett hinüber, dessen Decken über die Kante hingen und dessen Laken noch immer faltig von Tams rastlosen Bewegungen war. Wenn er das Bett berührte, war es dann vielleicht noch warm? »Ich wusste nicht einmal, dass er fort ist … «
»Sie sind kein Magier, Prinz Fejelis.«
Der Titel erinnerte ihn daran, wer und was er war und warum dies vielleicht eine viel größere Katastrophe bedeutete als nur ein Verrat durch einen Freund. »Er ist zu den Schattengeborenen gegangen?«
»Gesandt worden«, rief sie ihm nachdrücklich ins Gedächtnis. »Er ist nicht freiwillig gegangen, das kann ich Ihnen versichern.«
»Aber Tam ist … «
»Sehr mächtig. Mein Großvater sagte, er habe das Potenzial eines Magiers siebten Ranges, er entspricht auf jeden Fall dem sechsten, und es wurde ihm nur der fünfte zuerkannt«, sie blickte säuerlich drein, »aber gegen die Hohen Meister hatte er keine Chance.«
»Er hat uns von dort weggebracht.« Er fühlte sich verwirrt und benommen und wusste, man merkte es ihm an.
»Nur mithilfe des Erzmagiers, hat er mir erzählt. Die Hohen Meister haben vorhergesehen, dass er es würde tun müssen, und der Erzmagier hat Gefallen an Ihnen gefunden. Sie erinnern ihn an jemanden aus seiner Vergangenheit.«
»Und die Schattengeborenen?«, fragte Fejelis und tat alles andere für den Moment ab. »Hat er dort überhaupt eine Chance?«
Ihre Augen baten ihn, sie nicht zu zwingen, diese Frage zu beantworten. »Nicht, wenn Sie feindselig sind. Tam bat mich, Ihnen Auf Wiedersehen zu sagen, Sie von ihm zu grüßen und Ihnen sein Bedauern zu übermitteln. Er hat mir das Versprechen abgenommen, mich um Sie zu kümmern.«
Fejelis spürte, wie seine Schultern unter der Last von Tams Liebe und seinen verlorenen Hoffnungen heruntersackten.
Sie neigte den Kopf nach vorn und lehnte ihre Stirn leicht gegen seine Brust. Da er ihre Arme festhielt, konnte sie sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen. »Er hatte keine Wahl,
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