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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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nachgedacht.« Nüchterner fuhr er fort: »Ich muss noch einmal mit dem Erzmagier sprechen. Ich wäre gern in der Lage, ihn davon zu überzeugen, dass er eine Torheit begeht, aber falls er das nicht tut – falls die Schattengeborenen zu mächtige Magier sind, und wir nur die Wahl zwischen Tod, Verhexung oder geheimen Absprachen haben – , dann muss ich es wissen. Es könnte sein«, er drehte den Kopf, um sie anzusehen, »dass ich auch mit den Schattengeborenen verhandeln muss, um zu versuchen, die bestmöglichen Bedingungen zu sichern.«
    »Für wen? Für Sie? Für ihre Prächtigkeiten?«
    »Für mich selbst, ihre Prächtigkeiten, die Palastdiener, Kunsthandwerker, Handwerker, Händler und Mittellosen … für uns, die Lichtgeborenen. Ich würde es mir als Versagen anrechnen, wenn Minhorne durchmachte, was das Herrenhaus von Stranhorne erlitten hat, und ich nichts unternommen hätte, um den Schlag abzuwenden.«
    Jovance öffnete die Hand und schloss sie wieder. Etwas Grimmiges und Machtvolles bewegte sich in ihren Zügen. Obwohl er es nicht wollte, musste er an den klebrigen roten Regen eines mitten in der Luft zerfetzten Körpers denken.
    »Fejelis«, erwiderte sie langsam, »wenn ich die Wahl zwischen Tod oder Versklavung hätte, würde ich den Tod wählen. Ich werde mir nicht antun lassen, was man Tam angetan hat.«
    Er spürte die Worte körperlich, als ob man ihm einen Stich in den Magen oder unterhalb seines Herzens versetzt hätte. Er zog die Füße heran, spannte seine gebeugten Beine und fragte sich, was er ihr sagen sollte. Ihre Entschlossenheit würde nichts an seiner Entscheidung ändern. Er konnte sie nicht ändern, selbst wenn er wusste, dass er sie durch einen persönlichen Entschluss oder eine Einigung retten konnte. Doch das laut auszusprechen, erschien ihm kaltblütig, und das wollte er ihrem Schicksal gegenüber nicht sein.
    Leise sagte sie: »Ich habe Ihnen das nicht erzählt, um Ihre Entscheidungen zu beeinflussen oder um das, was Sie tun müssen, zu erschweren. Es ist schon schwer genug. Ich habe es Ihnen erzählt, damit Sie nicht überrascht werden.«
    »›Schwer genug‹?«, griff er auf, da sie es in diesem trostlosen Tonfall gesagt hatte. »Meinen Sie ›hoffnungslos genug‹?« Sie zögerte länger als gewöhnlich. »Was spüren Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es Ihnen auch gesagt«, antwortete sie, »damit wir die Zeit, die uns bleibt, nicht verschwenden.« Sie schob von der Arbeit gehärtete Finger unter sein Kinn, drehte seinen Kopf und küsste ihn.
    »Das ist nicht fair«, sagte er heiser, als sie sich zurückzog.
    »Das stimmt.«
    »Sie … Du wirst es mir nicht sagen.«
    »Nein. Das ist eine Angelegenheit für Magier, das Wissen würde dir nichts nützen.«
    Er beschloss, es für diesen Moment hinzunehmen. Zumindest hatte sie ihn nicht darauf hingewiesen, dass er in dieser Angelegenheit mit keinem der Magier einen Vertrag abgeschlossen hatte.
    Nach viel zu kurzer Zeit fuhr der Zug in Strumheller ein und ließ ihnen keine Gelegenheit für mehr als diesen Kuss, ein Zwischenspiel der flüchtigen, ungewissen Unterhaltung zwischen zwei Menschen, die eine gegenseitige Anziehung erkundeten. Celeste bemerkte schadenfroh: »Er ist zwar kein Prinz, aber der Bursche hat Geschmack.«
    Orlanjis wirkte besorgt, was durchaus berechtigt war. Weder die Tradition noch der Vertrag erlaubten es einer Magierin, eine Beziehung mit dem Prinzen einzugehen, und der Tempel würde Jovances Stärke immer noch für seine Blutlinien wollen. Fejelis bezweifelte, dass er das gleiche rätselhafte Schicksal wie ihr erster erdgeborener Liebhaber erleben würde, der auf seinen Reisen verschwunden war – wahrscheinlich ein Werk des Tempels. Was immer Fejelis’ Schicksal sein sollte, es würde nicht rätselhaft sein.
    Und sollten sie dem Tod oder der Versklavung entrinnen, würden sich die Beziehungen zwischen dem Prinzentum und dem Tempel verändern. Dafür würde er sorgen.
    Sie lauschten, als die Türen so heftig aufgerissen wurden, dass der Zug schwankte, und die Menschen nach draußen strömten. Er hörte, wie Männer Befehle brüllten, wie sowohl Männer als auch Frauen schrien – falls nachtgeborene Frauen tatsächlich unterwürfig und bescheiden waren, so hörte man das nicht – und wie Kinder weinten. Einmal fiel ein Schuss, auf den unmittelbar ein durch und durch gottloser Tadel von einem zuständigen Vorgesetzten folgte. Jemand klopfte fest an ihre Tür, um ihnen mitzuteilen, dass sie die

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