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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Fejelis. Das müssen Sie verstehen, wenn auch sonst nichts.«
    »Könnten wir ihm folgen?«
    Sie hob den Kopf und zog ihre honigfarbenen Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. » Nein, Fejelis. Er hat mir einen Eindruck von dem vermittelt, was er spürte, kurz bevor er sich gehoben hat. Es ist hässlich … und sehr, sehr mächtig.«
    »Wo?«
    »Westlich von uns. Ich würde sagen, in der Nähe der nachtgeborenen Baronie Stranhorne. Es führt oder treibt die Streitmacht an, die Stranhorne überrannt hat. Nein, Fejelis.«
    Kann ich ihr glauben?, fragte er sich mit einem plötzlichen und allzu willkommenem Argwohn. Angenommen, der Tempel hatte Tam gefunden, ihn ergriffen und gegen seinen Willen – zumindest glaubte Fejelis das – nach Minhorne zurückgebracht? Lieber wollte er, dass sie eine bereitwillige Verräterin und Lügnerin war, als dass es sich bei Tam um einen Verräter handelte, ein Werkzeug der Hohen Meister und ein Gefangener jener Monstrositäten gegen deren Schöpfungen sie gekämpft hatten.
    Er hielt sie immer noch fest, und ihm wurde klar, dass sie durch seinen Griff um ihre Schultern, durch den groben Stoff ihrer Ärmel hindurch alles mitbekommen würde, was er dachte. Er ließ sie los wie ein Stück glühende Kohle, das ihm in die Hand gefallen war, doch angesichts des Aufflackerns gequälter Gefühle in ihren Augen bedauerte er es prompt. »Es tut mir leid … «
    »Ich weiß.« Sie zögerte. »Ich hätte meine Fähigkeit, durch Berührung Gedanken lesen zu können, abschirmen sollen, aber ich musste hinsehen.«
    »Jetzt wissen Sie Bescheid.«
    Sie seufzte. »Ich wünschte ebenfalls, es wäre so gewesen, Fejelis.«
    »Gibt es nichts … gar nichts, was wir für ihn tun können?«
    »Nein. Wenn die Schattengeborenen ihn töten, dann können wir versuchen, ihn zu rächen. Es ist ihm nicht in den Sinn gekommen, Einspruch zu erheben.«
    Ihr Lächeln wirkte merkwürdig kalt, aber in ihren Augen stand das Wissen, dass der Tod vielleicht nicht das Schlimmste war, was Tam erwartete. Ein Läuten unterbrach die Stille. »Wir müssen gehen«, sagte sie leise. »Der Zug kommt.«
    Er öffnete die Tür, gerade als Jade die Faust hob, um anzuklopfen.
    »Wir warten, bis sie anhalten und zweimal die Pfeife erklingen lassen«, sagte Midha, nachdem sie sich um die Tür versammelt hatten. »Das ist der gewohnte Ablauf, wenn wir zu einem Zug in die Nacht hinuntergehen müssen. Entweder wird man den Dienstwaggon für Sie frei gemacht haben, oder irgendjemand darin wird Anweisungen rufen.«
    Jovance hatte ihnen versichert, dass sich bis auf die Menschen im Zug und sie selbst nichts Lebendiges in der Nähe aufhielt, aber Orlanjis zitterte noch immer leicht bei dem Gedanken, in die Nacht hinauszugehen. Fejelis legte ihm eine Hand auf die Schulter und suchte seinen Blick, in dem viele Fragen und Ungewissheit lagen. Irgendwie schaffte es Fejelis, ein Grinsen heraufzubeschwören. »Bist du jemals in einem Zug der Nachtgeborenen gefahren?« Sein Bruder hatte eine überraschende – vielleicht lebensrettende – Kenntnis der nachtgeborenen Eisenbahn gezeigt und den Wunsch gestanden, dem Hof entfliehen zu wollen und zur Eisenbahn zu gehen. »Dies ist also eine Premiere.«
    Orlanjis gelang es, ein Schmollen heraufzubeschwören. »Zieh mich nicht auf.«
    Dann erklang die Pfeife, und Midha öffnete die Tür. Auf beiden Seiten der Leiter ließen sie jeweils ein Seil mit Lichtern herabfallen, und einer nach dem anderen kletterte hinunter, während nur Jade oben Wache stand. Orlanjis platzte plötzlich heraus: »Ich muss noch etwas holen.«
    Midha nickte Sorrel stirnrunzelnd zu. »Beeilen Sie sich.«
    Sorrel flankierte ihn mit Lichtern in der Hand, während Orlanjis unter dem Podest zu einer Plane lief, unter der sich dem Profil nach zu urteilen gestapelte Fässer befanden. Er griff unter die Abdeckung und zog ein rotes Bündel hervor: Fejelis’ zeremonielle Kappe und Jacke, die Orlanjis in dem fruchtlosen Versuch, ihre Identität zu vertuschen, versteckt hatte. Er schwitzte, als er zurückkehrte, und sein Arm war bleich, weil er dem Schatten ausgesetzt gewesen war.
    Fejelis nahm das Bündel entgegen und klemmte es sich mit einem geflüsterten Dank unter den Arm. Er konnte den harten Draht der Kappe an seinen Rippen spüren.
    Mit einem Krachen, das sie alle zusammenfahren ließ, öffnete sich die Tür zum Dienstwaggon, und ein großer Fächer aus Licht ergoss sich über den Kies und die Büsche entlang der Gleise. Die riesige

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