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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Silhouette eines Mannes winkte ihnen zu, und eine Stimme brüllte aus dem Inneren: »Alle einsteigen, die an Bord wollen. Dieser Zug hat einen Zeitplan einzuhalten.« Die Stimme konnte einem Mann oder einer Frau gehören, sie klang alt, aber immer noch stark.
    »Les?«, fragte Sorrel. »Les!« Beim Einsteigen wurden sie kurz behindert, als Midha und Sorrel sich in die Tür drängten, um Grußworte zu rufen und zu bestätigen, dass es wirklich Celeste war. Dann pfiff der Zug ein letztes Mal, und Midha zog Jovance in den Wagen hoch. Fejelis und Orlanjis kletterten hinterher. Midha schloss die Tür und verriegelte sie.
    »Sie haben mich wegen dieser verfluchten Hüfte abgezogen«, erklärte die Eisenbahnlegende Jovance mit unverhohlenem Abscheu, »und Lomand und seiner Truppe das Kommando übergeben. Ich wusste von nichts, bis der Zug anhielt und sie alle ausgestiegen sind. Ich werde den ganzen Haufen skalpieren, wenn wir unser Häuschen nicht genauso wieder vorfinden, wie wir es verlassen haben.« Sie war eine kleine Frau, deren Gewicht kaum eine Delle in dem Netz der für sie aufgespannten Hängematte verursachte. Es schien unvorstellbar, dass diese tiefe, kraftvolle Stimme ihr gehören und dieser massige Nathan ihr Sohn sein sollte. Er war einige Zentimeter größer als Fejelis und hatte mindestens noch einmal die Hälfte von Fejelis’ Gewicht.
    Binnen zweier Minuten, nachdem sie in den Dienstwagen geklettert waren, erkannte Fejelis, dass die Lok nur schwerlich den Hügel hinaufgekommen wäre, wenn ihre Persönlichkeit ein Gewicht gehabt hätte. Celeste musterte sie wenig beeindruckt mit blassblauen Augen. »Wer sind die da? Frisches Blut? Die beiden passen überhaupt nicht hierher. Zwei Stadtburschen, die vor Ärger davongelaufen sind?«
    »In gewisser Hinsicht«, erwiderte Jovance mit einem schnellen, vorsichtigen Blick auf Fejelis.
    Sanft, als ob er zeigen wollte, dass er nicht gekränkt war, erklärte Fejelis: »Ich bin Fejelis Grauer Strom. Das ist Orlanjis, mein Bruder.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wenn du mich auf den Arm nehmen willst, Jungchen, musst du früher aufstehen.«
    Seine Gedanken schienen mit einem dumpfen Rums auf ein unsichtbares Hindernis zu treffen . Neben ihm begann Orlanjis zu zittern und lehnte sich an die schaukelnde Wand des Dienstwaggons. Fejelis begriff, dass sein Bruder lachte. Mit zittriger Stimme sagte Jovance: »Es stimmt wirklich, Les« und unterstrich ihre Beteuerung, indem sie kichernd neben Orlanjis zusammenbrach.
    Danach war Celeste nicht mehr davon zu überzeugen, vor allem da Orlanjis die Antworten auf einige prüfende Fragen über Eisenbahnen wusste. »Warum sollte ein Prinzensohn etwas über Züge lernen?«, fragte sie fordernd. Darauf konnte Orlanjis nicht antworten. Fejelis mochte er seinen Traum anvertrauen, dem Hof zu entfliehen, um ein schlichtes Leben als Eisenbahningenieur zu führen, aber anderen gegenüber würde er dies nicht eingestehen. Fejelis überließ sie ihrem Gespräch über Züge und war froh, dass Orlanjis von den Schrecken der Nacht abgelenkt wurde. Im Gelächter seines Bruders klang ein hysterischer Unterton mit.
    Fejelis fand keine solche Ablenkung. »Was soll ich Fürst Vladimer sagen?«, murmelte er, während er und Jovance Seite an Seite auf dem Boden saßen und sich an die raue Wand des Waggons lehnten.
    Sie machte eine schwache Handbewegung, wie er sie von Tam kannte, wenn dieser ein Gespräch gegen Lauscher versiegelte. Er hatte immer gedacht, es sei eine Marotte seines Mentors, aber vielleicht war es eine Magie, die sie beide von Lukfer gelernt hatten.
    »Was können Sie ihm sagen?«, fragte sie und neigte ihren kurz geschorenen Kopf an sein Ohr. »Er sollte wissen, dass er erntet, was er gesät hat.«
    Er drehte ihr das Gesicht zu. »Nach Tams Aussage ist das Einzige, dessen er sich schuldig gemacht hat, nichts unternommen zu haben. Der Rest war das Werk anderer Männer.«
    Ihre gelben Augen blitzten auf, aber er konnte es nicht deuten.
    Er versuchte zu erahnen, was dieses Aufblitzen zu bedeuten hatte. »Jovance … Ich werde mit jedem verhandeln, um meine Ziele zu erreichen.«
    »Die da wären?«, fragte sie sachlich.
    Er stieß den Atem aus. »Natürlich will ich meine Stellung zurück.« Er warf das rote Bündel in seiner Hand in die Luft und musste es schnell wieder fangen, bevor es auseinanderfiel, und die Kappe durch den Waggon rollte. »Im Gegensatz zu Jis«, fuhr er fort, »habe ich niemals über eine alternative Beschäftigung

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