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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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die Jüngste, und Neill war damals Emeyas Liebling. Neill hatte vorgehabt zu warten, bis Ari sein Liebeswerben annahm, aber Emeya ging das nicht rasch genug. Sie belegte beide mit einem Zauber, um sie zu einer Beziehung zu zwingen. Ari war mächtig genug, um einen anderen Mann in diese Verhexung einzubinden – mich. Ich hätte sie ebenso wenig zurückweisen können, wie ich hätte fliegen können. Damit habe ich mir Neill zum Feind gemacht und bin zur Zielscheibe für Emeyas Zorn geworden. Und dafür habe ich Ari gehasst.«
    Falls Hearne in diesem Moment mit einer derartigen Verhexung belegt sein sollte, konnte Ishmael sie nicht spüren. Er benahm sich ganz gewiss nicht so, als hasste er Ariadne – selbst wenn er die Kugel nicht mitrechnete, die er auf Ishmael abgefeuert hatte.
    Mit gesenktem Kopf sagte Hearne: »So fing es mit uns an, aber irgendwann hat sich etwas verändert. Ich hätte nie gedacht, dass mir die Gefühle eines anderen einmal etwas bedeuten würden. Und als der Junge geboren wurde – nun, ich bin ein Hundesohn, wenn es um Kleine und Schwache geht, aber auch das war bei ihm anders. Dieser Junge war meiner .« Er peilte Ishmael mit einem harten Ultraschallruf, die Miene defensiv und warnend. »Ich wollte die beiden in Sicherheit wissen, und der einzige Ort, der dies gewährleistete, war hier. Es hat verflucht lange gedauert, Ariadne davon zu überzeugen, das Risiko einzugehen. Als es mir endlich gelungen war, zeigte sich der eigene Wille und die Macht des Jungen. Emeya hatte ihn zu ihrem Schoßtier gemacht – sie alle haben das getan. Er wollte nicht mitkommen und sagte, er würde Emeya auf uns hetzen. Er zwang mich, zwischen ihm und Ariadne zu wählen, und ich wählte sie.«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Ariadnes Macht und Wissen waren Geschenke an Isolde. Wenn bei dem Aufstand nicht so viele von Emeyas mächtigen Magiern gestorben wären – ganz zu schweigen davon, dass sie aus lauter Argwohn den Überlebenden sogar Würgehalsbänder umlegte – , wäre es um Isolde schon lange geschehen gewesen.«
    »Emeya hat jetzt einen mächtigen Magier weniger«, bemerkte Ishmael. »Ich habe an Fürst Vladimers Bettstatt jenen namens Jonquil erschossen – habe ihm zwei Kugeln in den Körper und eine ins Gehirn gejagt. Möglicherweise hat Stranhorne noch andere erwischt, darunter Ihren Neill.«
    Lysander peilte ihn mit dieser konzentrierten Aufmerksamkeit, die er schon bei seinem Bruder bemerkt hatte, auch wenn die Unterschiedlichkeit beider offenkundig war. »Tatsächlich?«, fragte er. »Offen gestanden überrascht mich das.«
    »Ich hatte die Hilfe einer mutigen Magierin und«, er fuhr fort, bevor Lysander ihn nach dieser Person fragen konnte, »wahrscheinlich bin ich in Stranhorne Ihrem Sohn begegnet.«
    Der Vater beugte sich vor und hielt, so dachte Ishmael, ein halbes Dutzend der üblichen Fragen bereit. Was machte er für einen Eindruck? Ging es ihm gut? Aber Lysander lehnte sich wortlos zurück, presste die Lippen fest aufeinander, und seine Miene zeigte eine Gelassenheit, die er sich auf hartem Weg angeeignet hatte.
    »Als ich ihn das erste Mal peilte, hielt ich ihn für Ihren Bruder. Mir schien, er könnte etwas zu essen zum Aufpäppeln, regelmäßige Arbeit zum Aufbau seines Charakters und einiges an Erziehung benötigen. Ich kenne Straßenkinder, die weniger vernachlässigt waren. Aber diesen Trick mit dem Feuer beherrschte er wirklich gut – er hätte mich beinahe geröstet – , und er hat einiges über Verhexungen gelernt.« Er würde erst einmal für sich behalten, wie Sebastien diese Fähigkeit eingesetzt oder wie Ishmael seine eigene Röstung herausgefordert hatte. »Außerdem gewann ich den Eindruck, er sei durch Ihren Weggang in Ungnade gefallen«, fügte er hinzu.
    »Das ist anzunehmen«, sagte Hearne, der die Information freimütig aufnahm.
    »Wenn Emeya diesen Krieg verlöre, bekämen Sie Ihren Sohn zurück.«
    »Falls er überlebt.«
    Ishmael kaute an seinem Brot und überlegte. Lysander verfügte über alle Eigenschaften eines meisterhaften Lügners. Er war jemand, der einfach nur log, um nicht aus der Übung zu kommen, aber Ishmael war nicht in der Lage zu erkennen, was davon ein Lügengespinst sein mochte. Lysanders Gefühle für seinen Sohn erachtete er jedoch als echt. Er spielte kurz mit dem Gedanken, ihn zu fragen, ob er mit einer Berührung seine Gedanken lesen dürfe. Aber er kannte die Antwort bereits, denn so sicher, wie der Sonnenaufgang tötete, gab es Dinge, die

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