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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Verrats gestellt werden musste.
    »Sollte der Magiertempel seine Entscheidung nicht bereuen«, flüsterte Vladimer rau wie Sand, der durch trockenes Schilf wehte, »werde ich mein Schweigen nicht bereuen.«
    Sie drückte ihren Rücken gegen die Wand und kämpfte gegen den Impuls an davonzuhuschen – wie die neun Jahre alte Telmaine, die vor vielen Jahren von Vladimer in seinen Privatgemächern überrascht worden war. Mit einer etwas weniger giftigen Stimme sagte er: »Ich vertraue darauf, dass der Tempel es bereuen wird, denn wenn nicht«, er hob seinen Kopf, als ob er einen Peilruf aussenden wollte, tat es aber nicht; sein Gehör hätte ihm alles verraten, was er wissen musste, »ziehen wir wahrscheinlich alle in den Tod, in die Verhexung oder in die Sklaverei.«
    »Macht Ihnen das denn gar nichts aus? «, flüsterte sie. »All diese Leute.«
    »Ich erinnere mich, dass wir schon einmal ein ähnliches Gespräch geführt haben«, bemerkte er. »Zwar haben mich einige Ereignisse der Zwischenzeit dazu gebracht, manche meiner Worte von damals zu überdenken, aber ich bin der Meinung, nichts getan zu haben, was ich bereuen müsste.« Als ihm ein Gedanke durch den Kopf ging, veränderte sich seine Miene auf beunruhigende Weise. Es hätte sie nicht überrascht, wenn er sich an die Worte von Magister Broome erinnerte, wie sie dies tat. »Wenn der Tempel seine Entscheidung nicht bereut oder seinen Mut findet, wird es für mich von ungemeinem Nutzen sein, mit Fejelis oder seinem Magier zu sprechen.«
    »Ich denke nicht, dass die lichtgeborenen Magier besonders erfreut über mich sein werden.« Nicht, wenn man Tammorn glauben durfte. Sie versuchte, nicht so verängstigt zu klingen, wie sie sich fühlte.
    »Das ist ein Risiko, das wir beide eingehen müssen.« Er drehte den Kopf und warf diesmal einen Peilruf über den Bahnsteig. »Sie sind fast fertig. Sie erinnern sich, als ich sagte – es ist noch nicht lange her, wenn man lediglich in Stunden denkt – , dass eine Zeit kommen könnte, da wir uns mit Ishmael in Verbindung setzen müssen. Vielleicht werde ich Sie darum bitten, sobald wir Stranhorne erreichen.«
    »Ich werde es mit Freuden tun«, antwortete sie. »Ich hätte es bereits getan, aber … «
    »Ich gebe Ihnen einen Befehl, wenn Sie wünschen«, sagte er.
    »Ich brauche keinen.« Entrüstet richtete sich Telmaine auf. »Ishmael benötigt vielleicht Hilfe.«
    »Gut.« Sie erwartete, dass er gehen würde, denn die Menge auf dem Bahnsteig wurde dünner, und fast niemand hielt sich mehr in ihrer Nähe auf. Ihr war ebenfalls die Gegenwart der Broomes und ihrer Gemeinschaft bewusst. Da war die stille, gewaltige Macht Farquhar Broomes, Phoebes streng disziplinierte Anspannung, und sie lernte erst allmählich, die anderen zu erkennen. Sie konnte an ihnen die abscheulich verdorbene schattengeborene Magie spüren, als sie hastig damit übten.
    Das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, kratzte an ihrem Geist, schrumpfte jedoch zur Unbedeutsamkeit zusammen, als sie noch mehr an ihnen wahrnahm: wie entschlossen, beinahe schon resigniert sie waren. Die Magier hatten sich ein Bild von ihrem Feind und seiner Magie gemacht und glaubten nicht, sie würden zurückkehren.
    Dann sagte Vladimer: »Ich habe noch eine weitere Bitte an Sie, Prinzessin Telmaine. Ich will nicht noch einmal ein Sklave der Schattengeborenen werden. Falls es dazu kommen sollte – wenn ich Ihnen den Befehl dazu gebe oder ich ihrer Verhexung erliege, möchte ich, dass Sie mich töten. Schießen Sie mir eine Kugel in den Kopf, benutzen Sie Ihr Feuer, oder tun Sie, was immer Sie müssen, um mich schnell und gründlich zu töten . Ich will es und wünsche es ausdrücklich.«

9
    Tammorn
    Er starb nicht. Er stand mitten im Herzen der Nacht auf Gestrüpp und Heide, aber starb nicht.
    Erst jetzt begriff er, wie sehr er sich gewünscht hatte, dass sich die Hohen Meister irrten, selbst wenn es seinen Tod bedeutete. Er konnte die schützende Verhexung an sich spüren, die ihn beschirmte, aber nicht einsperrte – er hatte noch immer all seine Macht über seinen Willen. Irgendwie hatten sie es geschafft, dass sich die Verhexung eher wie ein juckender Anzug anfühlte als wie eine Hülle aus Mist. Er konnte die Macht und Lebenskraft der Hohen Meister darin spüren, aber die leitende Magie war die von Perrin gewesen, obwohl sie nur ein Wildschlag zweiten Ranges war.
    Fejelis würde ihn schelten, dass er nicht besser darauf geachtet hatte, was die Hohen Meister taten, und Tam

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