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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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animalisches Lächeln blitzte auf. »So werden Sie mich nicht dazu bringen, Ihnen etwas zu verraten, Tammorn. Wenn Sie nicht zu Ihrem Tempel zurückkehren wollen, dann werde ich Sie wohl zu Emeya bringen müssen. Wie lauten die Bedingungen des Tempels?«
    »Ich denke, dass sollte ich am besten mit Ihrer Herrin besprechen.«
    »Statt mit einem bloßen Lakaien? Auf Ihre Verantwortung.« Magie wallte auf, umfing ihn und hob ihn trotz seines instinktiven Widerstands.
    Als Erstes nahm er die Magie überall um ihn herum wahr – abscheuliche, besudelte Magie, die ihn an nichts so sehr erinnerte wie an ein Schlachthaus im Hochsommer. Aber wenn er damals den Überfall auf seine Sinne von verfaulendem Blut, heißem Urin und Kot hatte standhalten können, dann konnte er auch jetzt diesen Angriff auf seine Magie ertragen.
    »Ich weiß nicht, warum Ihresgleichen zu Anfang derart mitgenommen ist«, bemerkte Neill. »Wir hatten gelegentlich Magier, die unserem Ruf folgten, obwohl sie alle von niederem Rang waren. Ihre Qualen werden vorübergehen, oder Sie werden an einen Punkt kommen, an dem Sie sie nicht mehr fühlen. Hier entlang. Bleiben Sie dicht bei mir.«
    Tam ging neben Neill her und stolperte trotz des Lichtes, das der Mann trug. Er war schon früher über unebenen Boden gegangen, aber niemals nur mithilfe eines einzigen Lichts. Immer wieder täuschten ihn die Schatten und Vertiefungen, die Schatten nachahmten. Über dieses Land war große Gewalt gekommen und hatte es zutiefst vernarbt und ohne Büsche, Farne, Gräser und Bäume zurückgelassen. Nur Grasbüschel und Wurzelreste waren übrig geblieben, die in seine Knöchel stachen und Fallen für die Füße bildeten. Er nahm zwar wahr, dass sie sich hügelabwärts bewegten, aber während er versuchte, seinen Ekel vor der schattengeborenen Magie unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig nicht zu stolpern, kam ihm nicht zu Bewusstsein, wie die zerklüftete Erde neu geformt worden war, bis Neill stehen blieb. Mit offenem Mund blickte Tam geradeaus auf einen aufgetürmten Bau, geformt aus Erde und zusammengeklaubten Pflanzenresten. Er selbst hatte eine Gabe für die Manipulation unbelebter Materie, aber er hätte sich niemals vorstellen können, dass man so viel davon bewegen konnte.
    Er konnte gerade noch die Kuppe der Mauer erkennen, deren Krümmung zwar noch sichtbar war und die den Umfang des Turms um ein Weites überschreiten musste. Der Hang, den sie soeben hinuntergegangen waren, entpuppte sich als die Grube, die für den Turmbau ausgehoben worden war. Sie erreichten einen Torbogen aus Erde, der nicht nur mit Ziegelsteinen verklinkert, sondern geradezu mit ihnen verschmolzen zu sein schien. Als sie hindurchschritten, betraten sie einen Pfuhl schlafender Tiere.
    Es handelte sich um schlafende Ungeheuer und nicht um Farmtiere, die in das Dorf gebracht wurden, um Zuflucht zu finden. Er konnte Fell, Urin und Kot riechen, und statt des Geruchs von Korn oder Heu lag der Gestank von verwesendem Fleisch und altem Blut in der Luft. Von einem Hügel aus grauem Pelz, der an seinem Scheitel hüfthoch war, erhob sich ein speerförmiger Kopf auf einem langen Hals, und vier Schlitzaugen funkelten in das Licht. Neill murmelte ein Wort, das ebenso Zuneigung wie Befehl zu übermitteln schien, und die Kreatur seufzte und legte ihren Kopf wieder nieder.
    Ein riesiger Wolf drängte sich an Tam vorbei, um Neills Knie anzustoßen. Tam hatte einen Hütehund gehabt, der das ebenfalls gern getan und für einen fröhlichen Scherz gehalten hatte, wenn er auf diese Weise Leute umwerfen konnte. Einmal hatte er es bei Tams Vater gemacht und war daraufhin auf einem Jahrmarkt im Tiefland verkauft worden. Neill ging in die Hocke, um den Wolf hinter den Ohren zu kraulen, und erlaubte ihm, an seinem Gesicht und Kinn zu schnüffeln, als hätten seine Reißer ihm nicht mit einem Biss die Kehle aufreißen können. »He, Maifliege, hattest du eine gute Jagd da draußen?«
    Tam warf einen Blick auf das getrocknete Blut am Hals der Bestie und sah weg. Hinter dieser Bestie Maifliege kamen weitere, musterten Tam als mögliche Mahlzeit und beschnüffelten Neill, dessen Magie sich um sie herum und durch sie hindurch wob. Vielleicht war er ihr Schöpfer, denn Maifliege und einige der anderen wirkten fast doppelt so groß wie die Wölfe in den Vorhügeln, die Tam in seiner Jugend gejagt hatte. Gewiss aber war er ihr Herr. Neill wandte sich zungenschnalzend an Maifliege, wie eine alte Dorffrau, die ihre Hühner

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