Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren
Anzahl von Opfern vorzubereiten. Noch nie zuvor mussten wir mit einem massiven Angriff fertigwerden.« Außerdem würde es den Arzt von Grübeleien ablenken, was sich möglicherweise in Minhorne ereignete. Wenn seine Not auch nur ansatzweise vergleichbar war mit der von Ishmael, sollte er dankbar dafür sein.
»Und wir können nur hoffen, es jetzt nicht zu müssen«, erwiderte Stranhorne. Zu Balthasar sagte er: »Linneas hat kein städtisches Studium abgeschlossen, sondern wurde wie die meisten unserer Chirurgen in einer Lehre ausgebildet. Aber er ist seit über dreißig Jahren der Arzt des Herrenhauses und war bei den Geburten all meiner Kinder dabei.«
Balthasar verstand die Vorwarnung richtig, obwohl sie zumindest für ihn unnötig gewesen war. Er hatte nur wenig von der städtischen Arroganz, was seinen Beruf betraf. Ishmael fügte hinzu: »Und machen Sie sich nichts aus seinem Sinn für Humor.«
»Ich werde mit Mycene reden«, versprach Stranhorne und ließ sie allein.
Balthasar setzte sich. »Oh, lieber Gott«, hauchte er. »Vladimer hatte recht.«
»So scheint es«, antwortete Ishmael mit Bedacht.
»Glauben Sie, ich werde hier gebraucht?«, fragte Balthasar.
»Vielleicht. Aber es gibt noch einen Grund, warum ich nicht will, dass wir in diesem Zimmer bleiben. Sollte es zu einer Belagerung kommen, was durchaus möglich ist, sind die Mauern des Herrenhauses zwar stark und seine Verteidiger gut ausgebildet, aber das wird uns nicht das Geringste nutzen, wenn sich ein Spion – ein Schattengeborener – in diesem Haus aufhält. Vergessen Sie nicht, wie es im Sommerhaus des Erzherzogs war: Der gesamte Haushalt verhext und in Schlaf versetzt. Wenn das hier geschieht, werden sie keine Chance haben.«
»Haben Sie hier irgendetwas gespürt?«
»Ich bin mir nicht sicher. Es kommt und geht. Ich bin magisch beeinträchtigt, das weiß ich, aber ich wage es nicht, diese Ahnung zu ignorieren.«
Balthasar erwiderte langsam: »Wenn ich ein schattengeborener Gestaltwandler wäre und die Verteidigung Stranhornes sabotieren wollte, dann würde ich versuchen, mich in Sie, Baron Stranhorne oder eins seiner Kinder zu verwandeln.«
»Ja«, stimmte Ishmael ihm zu, »das war auch mein Gedanke.«
Die Stimme des Arztes klang seltsam angespannt. »Vielleicht könnte ich es spüren, falls die Magie des Schattengeborenen stark genug ist.«
»Sie haben den Schattengeborenen in Gestalt Ihres Bruders nicht gespürt.«
»Ich lag flach auf dem Rücken, war schwach und panisch wegen der Gefahr, in der meine Tochter schwebte.«
Sein tastender Peilruf und seine angespannte Haltung verrieten, was er vorhatte. Ishmael brummte etwas Unverständliches. »Sie haben mehr Mut als Verstand, falls Sie wirklich glauben, Sie könnten einem Schattengeborenen Angst einjagen, wenn Sie mit ihm allein und unbewaffnet sind.«
Ohne zu lächeln, erwiderte Balthasar: »Sie hatten mehr als vierundzwanzig Stunden zu niemandem Kontakt.«
»Nun, ich bin ich selbst. Und da ich so nah neben Ihnen stehe, denke ich, dass ich mir auch Ihrer sicher sein kann.«
Er wartete und hörte erleichtert die Veränderung in der Stimme des Arztes. »Ein oder mehrere Magier, die stark genug sind, um es im August schneien zu lassen, wären auch mächtig genug, selbst diese Mauern zu durchbrechen.«
»Wir können nur hoffen, dass sie einen Grund haben, dieses Herrenhaus zu erhalten. Ich wünschte, ich hätte ein Gespür dafür, wie sie arbeiten. Es scheint so sprunghaft – undurchschaubar in einem Moment, übertrieben im nächsten. Vladimer konnte es spüren. Ich kann es nicht.«
Er schob diese Sorge beiseite; sie mussten sich um die gegenwärtigen Gefahren kümmern. »Ich will, dass wir versuchen, jeden Schattengeborenen im Herrenhaus auszuräuchern, bevor ihre Streitmacht uns erreicht.«
»Der Schattengeborene, der sich als mein Bruder ausgab, wollte mich dazu bringen preiszugeben, wo Tercelles Zwillinge sind. Er hat jedoch nicht versucht, durch eine Berührung meine Gedanken zu lesen. Vielleicht besitzen Schattengeborene diese Fähigkeit nicht. Dann wären wir in der Lage, einander zu überprüfen und uns gegenseitig Fragen zu stellen, die ein oberflächlicher Bekannter nicht beantworten könnte. Aber falls doch … «
»Bei diesem Schneegestöber sind wir wahrscheinlich vor einem Angriff einigermaßen sicher. Aber Sie sollten besser darauf achten, nicht allein, sondern mit mindestens ein oder zwei Personen zusammen zu sein. Das schließt Mycenes Männer
Weitere Kostenlose Bücher