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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Ishmael voller Entsetzen. Das verfluchte Feuer der Schattengeborenen erhob sich wieder. Waren Lichtgeborene als Verbündete oder als Agenten der Schattengeborenen involviert? Oder hatten auch sie sich dem Angriff der Schattengeborenen widersetzt und sich endlich an dem Kampf gegen diese abtrünnigen Magier beteiligt? Es wäre eine bittere Ironie, wenn die Lichtgeborenen versucht hatten, den Erzherzog zu beschützen, und jetzt beschuldigt wurden – aber so funktionierte die Welt eben. Und lebte Telmaine, oder war sie tot? Wenn der Erzherzog angegriffen worden war, hätte sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um es zu verhindern. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie anders gehandelt hätte. Sie besaß reichlich Macht, aber herzlich wenig Erfahrung, und was er gespürt hatte, ließ vermuten, dass ihre Situation verzweifelt gewesen war. All diese Schönheit, Kultiviertheit und Stärke von Persönlichkeit und Magie verbrannt, vielleicht tot – weil er nicht dort gewesen war.
    »Was ist mit Vladimer?«, fragte Ishmael, da er sich nicht zuerst nach Telmaine erkundigen konnte. Er hatte keinen Grund, nach Telmaine zu fragen, aber sie musste in Vladimers Nähe gewesen sein.
    »Fürst Vladimer scheint einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, nachdem er auf einen weiblichen Gast geschossen und ihn getötet hatte.«
    »Wer?«, flüsterte Balthasar, dann schrie er beinahe: »Wer war es?« Er beherrschte seine Stimme, aber sie zitterte vor Anstrengung. »Meine Frau … war ein Gast im Palast.« Seine Gedanken waren gewiss dem gleichen Lauf gefolgt wie Ishmaels, wahrscheinlich sogar noch schneller.
    »Es handelte sich nicht um Ihre Frau«, antwortete Stranhorne voller Mitgefühl. »Der Name der Dame war Prinzessin Sylvide di Reuther. Mein Sohn hat Prinzessin Telmaine nicht erwähnt.«
    Ishmael erinnerte sich an die Dame, ein törichtes Geschöpf mit liebem Gesicht, das auf dem erzherzoglichen Ball mit Telmaine Klatsch und Tratsch ausgetauscht hatte – über Ishmaels Ruf, wie er sich entsann. Warum Vladimer Grund gehabt haben sollte, sie zu erschießen, konnte er sich nicht vorstellen. War dies eine Nachwirkung der Verhexung? Hatte der Schattengeborene ihn aufs Neue verführt? Balthasar war zu dem Schluss gekommen, dass Vladimer ihnen nicht alles über seine Begegnung mit dem Schattengeborenen erzählt hatte, und Ishmael war sich sicher, dass Balthasar richtig lag.
    »Hat Ihr Sohn irgendetwas darüber gesagt, ob sich Prinzessin Sylvides Gestalt im Tod verändert hat?«, fragte Balthasar.
    »Nein«, entgegnete Stranhorne zögernd. »Ist denn so etwas überhaupt möglich?«
    »Ja«, bestätigte Ishmael grimmig.
    »Es müssen Schattengeborene gewesen sein«, bemerkte Balthasar. »Falls der Erzherzog stirbt … «
    Der Erbe des Erzherzogs war sein jüngstes Kind und erst zwölf Jahre alt, kaum älter als Sejanus Plantageter selbst, als er seinem Vater auf den Thron gefolgt war.
    »Der Regentschaftsrat wird aus Imbr é , Rohan, Mycene und Kalamay bestehen«, überlegte Ishmael laut. Das waren die drei führenden Herzöge und Claudius Rohan, der schon vor Sejanus’ Volljährigkeit einen Sitz im Rat bekleidet hatte und dessen engster Freund gewesen war. Niemand von ihnen würde es abschlagen, Sejanus’ Sohn zu dienen. Neben Rohan war Imbr é das einzig noch lebende Mitglied des Regentschaftsrates von damals.
    Balthasar Hearne verstand die politischen Konsequenzen ebenso gut wie die beiden Barone, vielleicht sogar noch besser, weil er einige Amtszeiten im Interkalarischen Rat gedient hatte, der bei Streitigkeiten zwischen den Licht- und Nachtgeborenen vermittelte. Er kannte die kritischen Punkte genau. Weder Mycene noch Kalamay besaßen auch nur die geringste Toleranz für Lichtgeborene: Ferdenzils Vater, Sachevar Mycene, begehrte das Land, das sie besaßen, und Xerxes Kalamay erachtete sie und ihre Magie als eine Beleidigung für den Einzigen Gott.
    Die Nachtgeborenen waren entsetzlich schutzlos, falls sich ihre Nachbarn gegen sie gewandt hätten; so wie vor hundert Jahren, als der lichtgeborene Volksmörder Odon, genannt Odon der Brecher, sich aufgemacht hatte, seine Länder von Nachtgeborenen zu befreien.
    Stranhorne ergriff das Wort. »Ich habe einen Sonderzug bestellt, um Fürst Mycene und seine Männer nach Strumheller zu bringen, jetzt, da der Schnee fast weggetaut ist. Er wird schneller als der Küstenexpress sein, aber Sie werden vermutlich in Strumheller oder irgendeinem Ort im Norden einen Tag verweilen müssen.

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