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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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eine andere Möglichkeit.«
    Ihr Vater und ihr Mentor warteten. »Ihr wisst, wovon ich spreche«, fuhr sie fort, »aber ihr wollt es selbst nicht vorschlagen. Ishmael sagte, sie hätten einen Verstand wie Menschen, und wir haben eindeutig herausgefunden, dass sie unsere Schwächen ausnutzen und direkt unsere Kommandanten angreifen. Wenn sie intelligent sind, könnten wir vielleicht mit ihnen verhandeln.«
    »Du meinst, wir könnten unsere Kapitulation aushandeln«, entgegnete ihr Vater ohne Härte. »Nichts lässt darauf schließen, dass sie über etwas anderes zu verhandeln bereit wären, denn sie machen ihre Absichten auch ohne Worte deutlich. Wenn ich dächte, wir könnten irgendetwas dadurch gewinnen, würde ich meinen Stolz herunterschlucken und verhandeln. Aber ihre Taten lassen vermuten, dass sie nur Gemetzel im Sinn haben und uns beherrschen wollen.«
    »Vater«, begann Laurel bedächtig, »würde deine Antwort genauso lauten, wenn sie keine Magie benutzten?«
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu, der nicht ihr galt, sondern den Gedanken, die ihre Frage in ihm weckten. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht«, erwiderte er. »Doch Magie hin oder her, wir können sie nur nach ihren Taten beurteilen. Strumheller, würden Sie an meiner Stelle verhandeln?«
    »Niemals«, erwiderte Ishmael ohne Zögern. »Vielleicht beeinflusst mich das Gefühl, das ihre Magie und die Berührung des schattengeborenen Geistes in mir ausgelöst hat, aber wie Sie schon sagen, keine ihrer Taten lässt darauf schließen, dass sie unser Recht anerkennen, in Frieden zu leben. Unsere beste Hoffnung besteht darin, sie bluten zu lassen, dann werden sie uns vielleicht zuhören.« Er drehte den Kopf. »Hearne, was sagen Sie dazu?«
    Balthasar war ein wenig erschrocken, dass die Frage an ihn weitergegeben wurde, und wog seine Antwort ab. Sein Geist rebellierte dagegen, die Möglichkeit von Verhandlungen ohne Weiteres zu verwerfen und damit auch die Chance, auf beiden Seiten Leben zu schonen. Aber Jahre der Peinigung durch seinen Bruder, Jahre der Arbeit unter den Unterdrückten und Enteigneten in der Stadt und Jahre, in denen er gesellschaftlich Höherrangigen zugehört und gehorcht hatte, hatten ihn gelehrt, dass Verhandlungen für viele Schwäche und nur eine Aufforderung zu weiteren Grausamkeiten bedeuteten. Er sagte: »Eine Verhandlung wäre nur dann fruchtbar, wenn wir etwas hätten, das sie wollen – abgesehen von unserem Leben.« So etwas wie Essen oder Sklaven, fügte er nicht hinzu, denn es verstand sich von selbst.
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Das geht mir auch durch den Kopf. Aber … « Ihre Hand wanderte zu ihrem gerundeten Unterleib, und sie sprach ihre weiteren Gedanken nicht aus.
    »Solange wir das Herrenhaus halten können, bleiben wir«, erklärte ihr Vater. »Aber wie Mycene sagte, sollten wir das Fundament für einen Rückzug legen. Darum kümmere ich mich sofort. Laurel, ich will, dass du dich ausruhst. Hearne, Sie kehren am besten in den Operationssaal zurück. Ich weiß, dass wir im Innenhof und auf dem Dach Verwundete haben. Strumheller, ich möchte eine Bitte äußern, die entschieden scheinheilig klingen wird, nachdem ich Ihnen gestern Nacht meine Meinung verdeutlicht habe. Aber wir kämpfen hier um unser Leben. Ich will, dass Sie den Eindringling – oder die Eindringlinge – finden. Wenn es sich um Schattengeborene oder Gestaltwandler handelt oder sie verhext wurden, sind Sie in der Lage, sie zu erkennen, sobald Sie ihnen nah genug kommen.«
    Nah genug, um sie zu berühren, wollte er damit sagen. Nah genug, um ohne ihr Einverständnis und vielleicht ohne ihr Wissen herauszufinden, was sie dachten. Ishmael hatte Telmaine erklärt, das widerspräche dem Kodex, nach dem er lebte. Mit beherrschter Miene stand Ishmael auf. »Das kann ich tun.«
    Ishmael
    Ishmael erwartete, dass ein Schattengeborener es außer auf ihre Anführer und einige weitere angreifbare Punkte vor allem auf das Dach, die Eingänge, die Waffenkammer und das Munitionslager abgesehen hätte. Das bedeutete, er würde wie ein unruhiger Geist zwischen dem Dach und den Kellern umherstreifen, stets gefolgt von drei Soldaten Stranhornes zu seinem Schutz. Seit dem Angriff war das Gefühl von schattengeborener Magie schwächer geworden, aber nicht zur Gänze verschwunden. In der südwestlichen Ecke des Dachs fand er Lavender und Jeremiah Coulter, die unter einem improvisierten Unterstand die Montage einer der drei Kanonen überwachten. Coulter strich so

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