Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
Ishmael leicht erheitert darüber, wie anders die Begrüßung von Mycene und seinen Männern ausfiel, nachdem sie nun selbst Schattengeborenen begegnet waren. Mycene war nicht freundlicher als zuvor, da er immer noch Grund genug hatte zu argwöhnen, Ishmael sei am Tod seiner Verlobten beteiligt gewesen – oder vielleicht hielt er auch nur den Anschein von Argwohn aufrecht. Ishmael bezweifelte jedoch, dass er die Profession des Schattenjägers jemals wieder mit der eines Rattenfängers vergleichen würde, wie es sein Vater mehr als einmal in Ishmaels Hörweite getan hatte. Ishmael nickte Mycenes Männern zu und wechselte einige Worte mit diesem selbst. Er bemerkte, dass nur noch acht Männer übrig waren, drei davon verletzt – einer ernsthaft und zwei, die wohl bald wieder auf den Beinen sein würden. Ein weiterer war di Banneret, der in seiner Dummheit Wurst vom Karren eines Straßenhändlers gegessen hatte.
    Dies ließ ihn an die anderen Verwundeten denken, und er fragte sich, wie sich Balthasar Hearne wohl halten mochte. Er schreckte davor zurück, den Speisesaal zu betreten, in dem sich die Schwerstverletzten befanden. Aus purer Feigheit, das wusste er. Selbst wenn Stranhornes Magieverbot noch immer gültig gewesen wäre, wäre es ihm schwergefallen. Da er jedoch wusste, dass er nicht mehr helfen konnte, hielt er bei dem Gemurmel, dem Stöhnen und dem verzweifelten Schluchzen eines Menschen – war es eine Frau oder ein kleiner Junge? – an der Tür inne.
    Während er dort stand, versuchte eine Frau, sich an ihm vorbeizudrängen. Es handelte sich um eine von Stranhornes Haushälterinnen, eine mit scharfem Verstand und scharfer Zunge gesegnete Frau, die ihren Teil des Personals mit straffer Hand leitete. Er konnte sich darauf verlassen, dass sie genau wusste, wer was tat und wo. Er hielt sie am Arm fest. »Dr. Hearne, Dr. Balthasar Hearne – könnten Sie ihm bitte ausrichten, dass ich ihn gern kurz sprechen würde?«
    »Aber, Baron«, antwortete die Frau verblüfft, »er ist nicht zurückgekehrt, seit er mit Ihnen weggegangen ist.«
    Balthasar
    Balthasar folgte den Krankenpflegern, die die Trage seines letzten Falls in den Ballsaal schleppten, damit er den nächsten in Augenschein nehmen konnte. Er fand Ishmael, die Hände tief in den Taschen vergraben und die Schultern vorgebeugt, in dem Speisesaal, der zu einer Krankenstation umfunktioniert worden war. »Auf ein schnelles Wort«, sagte der Baron schroff.
    »Ist etwas mit Ihrem Arm?«
    »Nichts Medizinisches«, unterbrach ihn der Baron mit seltsam regloser Miene. »Nichts, was hiermit zu tun hätte. Ich muss nur ein Wort mit Ihnen sprechen.«
    Balthasars erster Gedanke galt Telmaine – dass Ishmael mehr von ihr gespürte hatte. Dieser Gedanke veranlasste ihn, seine Schürze aufzubinden, noch während er aufrichtig beteuerte: »Ich habe nicht viel Zeit. Ich sollte eigentlich gar nicht hier weg.«
    »Nur einen Moment – das ist alles, worum ich bitte.«
    Balthasar zockelte hinter dem eilig voranschreitenden Ishmael durch den Ballsaal und die Osttreppe hinauf. Ishmael wehrte brüsk alle Versuche ab, ihn anzusprechen, indem er »Später« sagte oder »Fragen Sie die Baronessen«.
    Da ihr Zimmer im fünften Stockwerk benutzt wurde, führte Ishmael ihn zu einem Raum im zweiten Stock, aus dem man bis auf ein Dutzend Betten ohne Matratzen den größten Teil der Möbel und Teppiche entfernt hatte. Er erkannte die Bündel, die neben ihm gegen die Wand lehnten; sie gehörten Mycenes Männern. Hier war die Truppe einquartiert worden. Die Matratzen hatte man aus den Betten geholt, um sie Flüchtlingen und Verletzten zur Verfügung zu stellen.
    »Haben Sie – geht es um Telmaine?«, fragte Balthasar, sobald die Tür sich schloss.
    »Telmaine?«, wiederholte Ishmael verblüfft. »Was soll mit ihr sein?«
    Also hatte es nichts mit Telmaine zu tun. »Haben Sie einen Eindringling gefunden?«
    Ishmael lächelte. »So könnte man es ausdrücken.«
    Balthasar spürte, wie sein Herz erkaltete, als könne er plötzlich schattengeborene Magie spüren, wie Telmaine es beschrieben hatte. Das Lächeln Ishmaels war keine Regung jenes Mannes, den er kannte, auch wenn seine Gesichtszüge und die Narben die gleichen waren. Grundgütige Imogene, er selbst hatte Ishmael vor genau diesem Fall gewarnt. Aber wegen seiner Müdigkeit, und weil der falsche Ishmael ihn gedrängt hatte, war er unachtsam geworden und hatte die Hinweise auf den fehlerhaften Akzent und Ishmaels Unvermögen

Weitere Kostenlose Bücher