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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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zum Stehen, kurz bevor er mit der durcheinanderlaufenden Meute aus Hauspersonal, Reservisten und gehfähigen Flüchtlingen zusammenstieß, die der Alarm herbeigerufen hatte. Inmitten dieser Horde befand sich Boris Stranhorne und versuchte tapfer, die Gruppe zu ordnen und zweckmäßig einzusetzen. Er besaß jedoch weder die nötige Körperfülle noch die erforderliche Stimme, während Ishmael über beides verfügte. Eine Lunge voll Luft gab ihm die Lautstärke, und Rauch in seiner Kehle verlieh seiner Stimme ein unheilverkündenes Schnarren. »Wir brauchen sofort den Schlauch vom Hauptwassertank!«, brüllte er, sodass jene, die ihm am nächsten standen, sich von ihm wegbeugten wie Weizen im Wind. »Und eine Eimerkette aus der Hauptspülküche!« Es schien eher unwahrscheinlich, die Werkstatt des ehemaligen Präparators zu erreichen, da sie abseits der Galerie lag, und außerdem wusste er nicht, wann jemand zuletzt die Wasserhähne dort drinnen benutzt hatte; rostverstopfte Hähne oder schlammgefüllte Rohre würden ihnen nichts nutzen. »Und alle, die nicht wissen, wie man einen Schlauch bedient oder einen Eimer weiterreicht, verschwinden aus diesem Flur. Sofort!«
    Mehrere Eimer schwenkende Dienstboten und Reservisten waren bereits eingetroffen. Einer berichtete: »Wir haben den Schlauch geholt, Baron. Wo sollen wir … «
    In der Tat, wo? Nicht nur sein Gebrüll hatte die Umstehenden vertrieben: Der Rauch war so dicht, dass man ihn umrühren konnte, und als Ishmael den Kopf durch die offene Tür steckte, verhieß die Hitze nichts Gutes. Die Luft brodelte und waberte, während die Oberflächen zwischen den Schwaden der erhitzten Luft seinen Sonar zurückwarfen. Auf grauenvolle Weise erinnerte ihn das an jenen Tag, an dem er in der brennenden Flussmark gefangen gesessen hatte, nachdem er bei einer Begegnung mit den Schattengeborenen in einem Bordell mit dem wenig passenden Namen »Regenbogenhaus« zu Boden gegangen war. Soviel er wusste, war er von allen Anwesenden – Damen und Kunden – der einzige Überlebende gewesen. Er schloss die Tür vor den Flammen und hoffte, den Rauch darin einzudämmen und ihn des Sauerstoffs zu berauben. »Wir können dieses Feuer nicht ohne den Schlauch löschen«, stellte er fest. »Besprüht die Wände mit Wasser. Besprüht den Boden – und wir müssen auch den Boden im oberen Stockwerk durchtränken. Das Feuer darf sich nicht ausbreiten.«
    An Boris gewandt fügte er hinzu: »Sag den Munitionsläufern, dass sie gut achtgeben sollen – wir müssen wissen, ob es noch andere Brandherde gibt. Und bring alle Jugendlichen, die noch bei klarem Verstand sind, dazu, dir zu helfen.«
    Es hatte sich eine Eimerkette gebildet. Über sich vernahm Ishmael eilige Schritte, Möbel, die über den Boden geschleift wurden, und drängende Stimmen, während die Zimmer im oberen Stockwerk geräumt wurden, damit man die Böden durchtränken konnte. Er lehnte sich an die Wand, wo er nicht im Weg stand, und hielt das Kinn gesenkt, um seinen schnell gehenden Puls zu verbergen. Sein Verhalten bildete eine Reaktion auf den beißenden Rauch in seiner Kehle, aber auch auf die Erinnerung an die Flussmark. Wenigstens war es draußen noch dunkel und nicht Tag – sofern man von einer Nacht voller Schattengeborener sagen konnte, dass sie weniger mörderisch war als die Sonne.
    Als eine Mannschaft den Wasserschlauch aus den Ställen heranschleppte und dabei gleichermaßen Wasser über Boden, Wände und Menschen verspritzte, begann wieder die Alarmglocke zu läuten und signalisierte, dass die Schattengeborenen erneut angriffen.
    Boris umklammerte Ishmaels linken Arm. Ishmael zuckte zusammen, aber er achtete darauf, dass seine Stimme unbeschwert klang. »Das ist einfach nicht unsere Nacht, was meinst du?«
    Er zog Boris beiseite, als die Mannschaft mit dem Wasserschlauch die Tür zur Galerie aufriss und den Schlauch mit voller Kraft auf das Innere richtete. Eine gewaltige Wolke aus Rauch und Hitze rollte über alle hinweg. Er ging in die Hocke und stützte sich auf seinen pochenden Arm, während er dem Husten der Helfer lauschte und sich bereithielt, um einzugreifen, falls jemand vom Rauch überwältigt wurde. Boris fiel fast neben ihm hin. Ishmael sagte heiser: »Geh hinunter zu deinem Vater – erzähl ihm, was hier geschieht. Dann verbreite, dass eine Feuerwache aufgestellt werden soll. Sobald hier alles unter Kontrolle ist, mache ich mich auf den Weg. Ich muss herausfinden, wer das hier verursacht

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