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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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hätte freikämpfen können. Er warf einen Peilruf in die Luft, der von dem peitschenden Regen und Wind zerstreut wurde, trotzdem konnte er am Ende seiner Reichweite dort oben etwas erkennen und warf den Stein danach. Während die Baronesse den landenden Kreaturen auswich, hatte sie jede Distanz verloren. »Hinein«, flehte er. »Bitte.«
    »Nein«, sagte sie.
    Er warf sich in der Absicht auf sie, sie mit Gewalt hineinzuschleifen, wenn es denn sein musste – ohne Plan und ohne auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Sie schwenkte ihren Revolver herum. Er hörte den Schuss nicht und fühlte ihn auch nicht, er nahm nur etwas wie einen Boxhieb in der Seite wahr. Er fand sich halb herumgerissen auf einem Knie wieder. Eher aufgrund von Reflexen denn aufgrund drängender Notwendigkeit legte er eine Hand an seine Seite und spürte, wie der kalte Regen warm wurde. Seltsam, wie wenig Schmerz damit verbunden war. Traumatisch bedingte Schmerzunempfindlichkeit, vermerkte der klinische Teil seines Geistes.
    Hinter ihm wurden der Torbogen und die Mauer eingedrückt, als seien sie von einer gewaltigen Faust getroffen worden, und stürzten in einem Gewirr von fallenden Steinen und Quadern in sich zusammen. Der Saum eines nassen Rocks flackerte in seinem Sonar auf, und er hörte, wie sie anfing zu rennen, bevor Regen und Wind sie verschluckten. Sie sollte nicht rennen, dachte er absurderweise, nicht in ihrem Zustand, und versuchte, auf die Füße zu kommen. Steine knirschten hinter ihm. Etwas Riesiges und Borstiges grub seine Pfoten in das tote Ding neben ihm, und er erstarrte reglos wie ein Kaninchen. Der Wolf – größer als jeder Wolf, von dem er je gehört hatte – beschnupperte nachdenklich den Bauch des toten Geschöpfes und reckte dann den Kopf, um an Balthasars blutender Seite zu schnüffeln.
    Sein Ultraschallruf fing eine kleine weibliche Gestalt und eine Hand auf, die ausgestreckt wurde, um die Schnauze des Wolfs zur Seite zu schlagen. »Maifliege, Pfoten weg! Du kannst das später fressen.«
    Schutt knirschte, als eine zweite Person neben ihn trat. Eine Männerstimme sagte: »Nicht ihn, Midora. Nimm die Verhexung wahr.«
    »Also ist er hier. Kleiner Bastard. Wo ist Jon? Falls er in Schwierigkeiten geraten und Sebastien weggelaufen ist … «
    »Genug, Midora. Jonquil ist tot«, unterbrach der Mann sie ruhig. »Wir alle haben seinen Tod gespürt. Und was hätte Sebastien allein ohne ihn und ohne sein Wissen in Minhorne ausrichten können?«
    »Bringen wir das hier hinter uns«, knurrte die Frau.
    Balthasar wollte den Kopf drehen, um die Sprecher zu peilen, aber er spürte eine Männerhand, die der Bewegung Einhalt gebot. Er zuckte zusammen und versuchte, den Hautkontakt zu vermeiden, da die Berührung ihn jemandem öffnen würde, der gewiss ein Magier war. »Es ist besser, keine Aufmerksamkeit zu erregen«, riet der Mann. Dann fügte er an seine Gefährtin gewandt hinzu: »Ich werde mich um Sebastien kümmern. Möglicherweise ist er unberechenbar, und offensichtlich hat er dazugelernt.«
    »Dieses kleine Halbblut … «
    »Er ist Ariadnes Sohn«, sagte der Mann energisch.
    »Wozu die Mühe? Du wirst ihn nach dieser Aktion hier ohnehin nicht am Leben lassen. Emeya wird ihn rösten – und mit deinem Blut als Soße, wenn du nicht vorsichtig bist.«
    Eine Hand legte sich leicht auf Balthasars Finger, die die Wunde zupressten. »Du bist verletzt«, bemerkte der Schattengeborene leidenschaftslos. Dann fügte er verblüfft hinzu: »Dieses Profil: Du bist Hearne. Nein. Du musst ein Verwandter sein. Der Bruder vielleicht. Sieh an, sieh an. Ich denke, wir werden einfach … « Von seiner Wunde breitete sich ein sengender Schmerz aus, als habe der Schattengeborene ein Brenneisen benutzt. Balthasar hätte um sich geschlagen oder geschrien, wenn er sich hätte bewegen können, stattdessen wurde er nun tatsächlich ohnmächtig.
    Ishmael
    Ishmael kam die Treppe hinuntergestürzt und schlug, angetrieben vom nahen Gefühl schattengeborener Magie, jede Vorsicht in den Wind. Er erreichte die Tür zum privaten Arbeitszimmer der Baronin gerade in dem Moment, als Laurel durch eben diese Tür in den Flur stürmte und sie hinter sich zuschlug. Sie stolperte, und er fing die Frau mitsamt Gewehr auf und hielt sie beide aufrecht. Sie trug keine Kopfbedeckung, ihr Haar und ihr Kleid waren durchnässt. Sie hielt einen Revolver in der Hand und zitterte, als habe sie Fieber. Wie ein ertrinkender Seemann umklammerte sie ihn. »Bitte, sei Ishmael«,

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