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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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während er sich bemüht hatte, sein eigenes Leben zu retten. Nach dem Geräusch der Schüsse zu urteilen, glaubte er, dass sie ihre Position hielten. Er musste glauben, dass sie sich hielten und dass Lavender noch lebte. So viel dazu, dachte er kläglich, dass Stranhorne uns als Vorhut wollte.
    Wie lange hatte es gedauert? Lang genug, damit sich alle versammeln konnten und nun für den Ausbruch bereit waren? Er verkorkte die Flasche und gab sie ihrem Besitzer mit einem Nicken zurück, dann fragte er den Einarmigen: »Wie lauten die Signale, wenn wir den Kontakt abbrechen oder wenn sie ausbrechen?«
    Krachend stürzte die Decke ein und riss zwei weibliche Scharfschützen mit sich. Ishmael sprang auf die Füße. Die Verteidiger schossen hektisch um sich, aber ihnen blieb zu wenig Zeit. Die eine der Gestürzten hatte nicht die geringste Chance, sich überhaupt zu erheben, und der anderen sprang, kaum, dass sie wieder auf den Füßen stand, ein Wolf an die Kehle und zerrte sie in das Chaos hinein. Ihr leeres, verängstigtes Gesicht und ihr großer, schreiender Mund brannten sich in sein Gedächtnis ein. Der Mann, den Ishmael von seinem Posten an der ersten Barrikade weggeschleift hatte, stieß Flüche aus und schoss immer und immer wieder, ohne zu bemerken, dass der Hammer der Waffe auf eine leere Kammer traf.
    »Ishmael!« Lavenders Stimme war rau geworden. »Ihr müsst euch absetzen – und zwar sofort.« Und dann hörte Ishmael ein Geräusch, das er niemals wieder verkennen könnte, ebenso wenig, wie er die Magie verkennen würde, die ihm Nahrung verlieh – das dumpfe Wumpf eines sich entzündeten Feuers. Ohne nachzudenken, setzte er sich in Bewegung. In zehn Schritten erreichte er die Tür zur zentralen Galerie, durch die er in absoluter Missachtung dessen, was ihn auf der anderen Seite erwarten mochte, stürzte. Er hatte nichts mehr zu verlieren, rannte durch den gesamten Raum, erreichte die Tür und riss sie auf. Zu seiner Rechten traf er auf Rauch, brodelnde Hitze und Flammen. Er brüllte: »Lavender!«, und vernahm, wie sie ihm auf der anderen Seite antwortete. Dann rief er: »Du musst rennen – renne hindurch. Renne auf meine Stimme zu! Bei mir ist alles frei.« Wie lange noch? Er spürte, wie Magie über ihn hinwegfloss, dann hörte er ein Wumpf hinter sich, und die Galerie fing Feuer. In seinem Mund breitete sich der Geschmack von Blut aus, während er brüllte: »Zieht euch zurück! Zieht euch zum Sammelplatz zurück!« Die Männer auf der anderen Seite mussten entweder durch die westliche Galerie oder den Flur kommen, oder sie mussten in den Keller gehen, und zwar sofort.
    Zwei Gestalten stürzten ihm plötzlich aus den Flammen entgegen: Lavender, die den jungen Soldaten führte, der Ishmael sein Pferd überlassen hatte. Sie fiel ihm beinahe in die Arme, wie ihre Schwester es getan hatte. Er begrüßte sie nicht mit einer Umarmung, sondern mit hektischen Schlägen auf den schwelenden Stoff ihrer Kleidung. Sie drehte sich um und rief: »Ich bin durch. Kommt! Kommt! Kommt! Kommt! « Auf ihr Drängen hin stürzten sie aus reiner Not und nicht aus Befehlstreue in Zweier- und Dreiergruppen durch das Feuer auf sie zu.
    Jeremiah Coulter hatte sein Seeräubergrinsen aufgesetzt. »Das erinnert mich an eine Zeremonie auf einer fernen Südseeinsel.«
    Ishmael hörte hinter ihnen laufende und stolpernde Schritte auf Holz und drehte sich um, um die Männer und Frauen von der Barrikade zu peilen. Er hätte vor Erleichterung weinen mögen, dass sie den Weg hierher gefunden hatten. Sie halfen ihm, die aus dem Feuer kommenden Männer und Frauen abzufangen und mit Schlägen ihre Kleider zu löschen. Der einarmige Mann befand sich nicht unter ihnen. Derjenige, dem das Kommando zugefallen war, sagte: »Erich ist zum Baron hinuntergegangen. Er meinte, sie würden im Süden ausbrechen.«
    Durch den zugemauerten Eingang, den sie sprengen mussten, um freizukommen. Grundgütige Imogene. Als Lavender sich bewegte, packte er sie so fest, wie er es noch nie zuvor getan hatte. »Nein! Dein Platz ist hier.« Er konnte ihr nicht sagen, wie es um ihren Vater stand. »Wir müssen hier raus, und zwar sofort!«
    Eine junge Frau, die als Letzte durchs Feuer kam, fasste Lavender am Arm. »Ronina und die Prescotts – sie werden nicht kommen.«
    Ishmael trat vor, fast direkt bis zum Feuer. »Kommt und lebt, oder ihr werdet hier sterben!«, sagte er herausfordernd.
    Als Antwort hörte er drei Schüsse. An seiner Seite gab Lavender ein

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