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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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anderen großen Namen kaum. »Aber Vladimer hatte eine Magierin bei sich. Sie hat meine Magie auf mich zurückgelenkt – und mich verbrannt. «
    »Mit anderen Worten«, sagte die Frau geringschätzig, »sie hat dir Angst gemacht, und du bist davongelaufen. Sie wird dir die Haut abziehen, Freundchen.«
    »Ich dachte, es würde helfen, wenn ich jemanden ausschicke, um das Tor zu öffnen.«
    »Was wohl kaum nötig war, nicht wahr?« Steine hüpften von den beiden Schutthaufen hinunter und begannen, auf dem Boden wie boshafte Mäuse um ihn herum zu tanzen und zu springen. Er hob die Hand, um das Gesicht zu schützen. »Neill!«, heulte er.
    Hinter sich im Korridor hörte Ishmael einen leisen Pfiff. Er durchdrang seine gespielte Unaufmerksamkeit, genau wie er auch seinen Schlaf hätte durchbrechen sollen, dachte er. Beinahe erheitert verzog er seine Lippen. Lass dich zurückfallen, und schließ dich uns an , bedeutete es.
    Aber wenn sie Stranhornes Plan in die Tat umsetzen wollten, mussten sie dafür sorgen, dass die Schattengeborenen weiter ins Herrenhaus vordrangen, bevor – denk nicht nach.
    Er schoss auf Neill. Er versuchte es kein zweites Mal und wartete auch nicht, um dessen Sturz zu peilen. Noch während der Junge schrie und von beiden Seiten des Türsturzes brennend heiße Flammen züngelten, rannte er von der Tür weg. Seine nasse Kleidung zischelte. Dank sei der Mutter – oder dem betrunkenen Schutzgott, den er für sich selbst erfunden hatte – , dass sich sein Gesicht nicht länger in der Türöffnung befand. Er warf sich auf eine Seite und rollte sich ab, als hinter ihm die Decke einstürzte. Es war mehr als ein Einstürzen, sie wurde regelrecht zerschmettert – die Stuckbruchstücke und geborstenen Balken krachten hernieder und hüpften in die Höhe, um erneut niederzuhämmern. Jemand fiel schreiend zu Boden – einer der Jungen, die Munition herbeiholten. Ishmael taumelte auf ihn zu, obwohl er wusste, dass der Junge bereits hilflos verloren war, wie er an den Geräuschen erkennen konnte, die dieser von sich gab. Es überraschte ihn, selbst noch zu leben – und dass Midora seine Lebensenergie nicht von der des Jungen unterscheiden konnte. Aber die Schattengeborenen waren in der Lage, das Herrenhaus zum Einsturz bringen, beim Versuch, ihn zu töten. Er stieß ein Brüllen aus und legte all seinen Zorn, alle Verzweiflung und allen Abscheu angesichts des grauenvollen Todes des Kindes hinein. Dann ließ er seine glaubwürdigen Laute zu einem Kreischen werden, als sei er selbst von dem herabstürzenden Dach getroffen worden. Der Steinhagel verdoppelte sich.
    »Ishmael!«, schrie Lavender. Und: »Lasst mich los!« Er konnte ihr nicht einmal antworten, damit er seine eigene List nicht verriet. Er konnte nur beten, dass sie es schafften, Lavender an ihrer tödlichen Leichtsinnigkeit zu hindern. So lautlos, wie er es auf gestiefelten Füßen vermochte, wich er zurück in den südlichen Flur, während hinter ihm ein Trümmersturm tobte. Kurz bevor er um die Ecke bog, meldete sich sein Verstand wieder zu Wort, und Ishmael sagte mit leiser Stimme: »Di Studier … « Kugeln bohrten sich in den fernen Stuck, bevor eine schroffe Stimme befahl, das Feuer einzustellen. Er flüsterte heiser: »Ja, es war ein gutes, schauerliches Kreischen, nicht wahr?«
    »Kommen Sie«, sagte die Stimme, die dem einarmigen Leutnant Stranhornes gehörte. Ishmael machte sich zu einer möglichst schmalen Zielscheibe, als er um die Ecke bog und sich den Peilrufen der Handvoll Männer stellte. Es handelte sich um die Vorhut im Flur, die hinter einer zehn Meter hohen Barriere stand. Einer von ihnen, dem Zittern seiner Hände nach zu urteilen ein nervöser Schütze, sagte: »Aber wir haben gehört … «
    »Sie haben das Dach einstürzen lassen, und dabei ist einer der Munitionsjungen umgekommen.«
    »Dummer kleiner Narr«, murmelte der Leutnant. »Er hätte bereits beim Sammelplatz sein sollen. Anscheinend ist er zurückgegangen, um etwas zu stibitzen.«
    Er muss das sagen, dachte Ishmael. Er muss das sagen und glauben, der Junge habe diesen Tod verdient. Die Erkenntnis holte ihn ein, und er stützte sich an der Wand ab. »Lassen Sie sich zurückfallen«, hörte er den Leutnant sagen. Er tat es und wurde aufgefangen. Die Männer hinter der Barrikade rissen sie so weit ein, dass sie hinüberklettern konnten. Das bekam Ishmael noch recht gut hin, dann ließ er sich auf der Rückseite zu Boden gleiten. »Entschuldigung«, sagte er zu dem

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