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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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ihm am nächsten stehenden Mann mit einer Drehung die Füße weg, gerade als die ersten Steine von der Wand an der Ecke abprallten. Eine Frau – bitte, nicht Lavender – schrie von der anderen Seite der Ecke, und die improvisierte Barrikade vor ihm erbebte heftig unter dem Hagel von Ziegelsteinen, Holzpfählen und Stuck. Er hörte den dumpfen Aufprall von Stuck auf Knochen, und ein Mann sprang von seinem Platz an der Barriere weg. Ishmael rollte sich herum. Als er Peilrufe aussandte, fing er verzerrte Schemen von Bruchstücken über ihm auf. Er hörte Schreie von weiter hinten im Flur, als die Wurfgeschosse die zweite Barrikade erreichten, aber er bemerkte, dass das Trommelfeuer schwächer wurde und die Geschosse höher zu fliegen schienen.
    Auf der anderen Seite hörte er ein Knirschen und Kratzen, als ob Klauen über Holz scharrten, und er spürte, wie die Barrikade leicht erzitterte. Sein Sonar erfasste den Balwolf, gerade als dieser auf die Kante eines umgekippten Tisches kletterte. Ishmael erhob sich und rief: »Wölfe!«
    Seine linke Hand schnellte vor und packte den zottigen Hals der Bestie, und mit der Kraft seiner Beine und seines Rückens hievte er sie von der Barrikade weg. Diese Leistung hätte er mit kühlem Blut und klarem Verstand niemals versucht, geschweige denn vollbracht. Der Wolf landete, sprang und wurde von einer Kugel in die Schnauze getroffen. Der ganze Korridor atmete mit ihm auf. Er hörte Schreie von der anderen Seite des Flurs und sich schnell nähernde Schritte. Über seine Schulter gewandt rief er: »Zieht euch zurück, zurück ! Wir können diese Stellung hier nicht halten.«
    Vielleicht hätten sie es gekonnt, aber der Feind musste so tief wie möglich ins Herrenhaus vordringen, und solange sie dachten, dass die Bestien die Verteidiger überrannten, würden sie vielleicht keine Magie einsetzen. Die Bewohner der Grenzlande konnten gegen Ungeheuer kämpfen, aber gegen Magie …
    Er packte den Kragen eines Mannes, der reglos auf seinen Knien hockte und immer wieder starr seine Waffe abfeuerte. Mit festem Griff zerrte er ihn den Flur entlang hinter sich her. Und dann rannten sie zurück. Zwei von ihnen trugen jenen, der von den Steinen niedergeschlagen worden war. Der einarmige Mann gab der Nachhut Deckung und ging unter den Klauen einer der Bestien zu Boden, doch ein zweiter Mann tauchte mit einem Messer von der Größe eines Kurzschwertes zwischen sie ein, stieß der Bestie in den offenen Kiefer und schlitzte ihr danach die Kehle auf, während ein dritter Mann Erich aus der Gefahrenzone zog.
    Über der verlassenen Barrikade stürzte die Decke ein und zerquetschte die Tiere unter sich. Er hörte Neills Ruf »Midora!«, der zu einem erstickten Schmerzenslaut verklang, und das Gelächter der Frau. Dann peitschten über ihm Schüsse – ein oder zwei Leute feuerten durch den Hohlraum im Dach. Es war auf eine selbstmörderische Art mutig, da die Decke in einzelnen Stücken herunterkam, aber das gestattete den Verteidigern, sich durch die Lücke zu zwängen, die man für sie in der Barrikade geöffnet hatte, und sich zum Nachladen auf alle viere fallen zu lassen. »Scheiße«, keuchte jemand. »Bin ich nicht tot? Sind wir nicht alle tot?«
    Durch ein Wunder lebten sie alle, obwohl mehrere aus Wunden bluteten, die sie sich von Steinen oder Bissen zugezogen hatten, und der an der Barrikade zu Boden gegangene Mann war bewusstlos und schien eine schwere Kopfverletzung davongetragen zu haben. Ein weiterer würde wahrscheinlich aus seiner aufgerissenen Lende verbluten, obwohl seine Gefährten ihr Bestes taten, um die Blutung zu stillen. Früher einmal hätte Ishmael selbst mit so einer Wunde fertigwerden können. Der Einarmige lenkte ihn von bitterem Bedauern ab. »Wenn sie die andere Seite nicht gehalten haben, werden wir beim Rückzug einige Probleme bekommen.«
    Nie waren wahrere Worte gesprochen worden. Wenn sich die Verteidiger des Nordflurs in das Vestibül und den Eingang zum Ballsaal zurückziehen mussten, dann wären er und die anderen abgeschnitten und müssten sich in den Keller verkriechen. Er holte tief Luft und spürte sein Zittern. Wie lang war es her, dass er etwas gegessen oder – noch wichtiger – etwas getrunken hatte? Er schnarrte: »Hat jemand Wasser bei sich?«
    Man reichte ihm eine Flasche. Als er trank, nutzte er den Moment, um nachzudenken und auf Geräusche von der anderen Seite zu lauschen. Er war nicht in der Lage gewesen, auf das zu hören, was andernorts geschah,

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