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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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heranschweben und suchte verzweifelt nach dem Bogen ihrer Mutter, doch der Schrein ihres Vaters war leer, Bogen und Köcher blieben verschwunden. Dann erblickte sie Fandur im Kampf gegen die Wolfskrieger, wie im Rausch drang er auf die Feinde ein, durchbohrte sie mit seinem Schwert, spaltete die Helme, zerschlug ihre Schilde. Niam, ihre schöne Niam wieherte hell, scharrte mit den Hufen, als wolle sie ihre Herrin auffordern, auf ihren Rücken zu steigen, doch Alina konnte kein Glied rühren, feste Arme hielten sie umfangen, und Niam – nun nicht mehr braun, sondern weiß wie Schnee – lief in die Dunkelheit davon. Bald vermischten sich die Bilder miteinander, die graue Hexe saß neben ihrem Vater an der Tafel, und sie hörte ihr steinernes Gelächter, die Ebereschen am Burggraben stürzten um, und auf einem der gefallenen Stämme saß der kleine Baldin und wippte mit den langen Beinen. Auf seinem Knie hockte ein rotbraunes Eichhörnchen mit spitzen, buschigen Ohrpinseln, das rote Schnabelschuhe trug und Ogyns Gesicht hatte.

Kapitel 18
    So wirr ihre Träume gewesen waren, das Erwachen war schön. Sie glitt langsam aus der tiefen Flut des Schlafes empor, glaubte, zwischen Himmel und Erde zu schweben, und verspürte am ganzen Körper ein zartes Streicheln, als glitten weiche Federn kitzelnd über ihre Haut.
    »Willst du die Nacht verschlafen, meine süße Fee?«, fragte Fandurs tiefe, leise Stimme.
    Sie schlug die Augen auf und blickte in sein Gesicht. Es schien ihr dunkel, voller Zärtlichkeit, die Lippen halb geöffnet und feucht – hatte er sie geküsst? Er lächelte jetzt, und seine Hand griff spielerisch in ihr Haar, doch in seinem Blick glomm eine Leidenschaft, die sie erschreckte, denn sie war wild und rauschhaft wie der Kampf des Rabenkriegers.
    »Ist es schon Abend?«, stammelte sie und wich ein wenig zur Seite, um diesem kriegerischen Blick zu entgehen. Doch es gab keine Möglichkeit zu flüchten, seine Augen ließen sie nicht los, sie folgten ihr, und sie spürte, wie das Feuer, das darin schwelte, auch sie in Brand setzen wollte.
    »Der Schatten der Nacht liegt über dem Tal.«
    Ein Funke zuckte aus ihrem Haar und fuhr in seine Schulter, brannte ein kleines Loch in sein dunkles Gewand, doch er blieb unbeweglich.
    »Es ist nicht ungefährlich, sich mit einer rotgoldenen Fee einzulassen«, scherzte er und strich begierig mit der Hand durch ihr Haar. Knisternd und flackernd wehrte sich die leuchtende Haarflut, und Alina spürte, wie die Hitze sich durch ihren Körper zog und ihr Herz hämmern ließ.
    »Was soll daran gefahrvoll sein?« lenkte sie ab. »Ich bin deine Gefangene, deine Beute, die du hier in dieser Burg von zwei Zwergen bewachen lässt.«
    Er wurde ernst, und das Feuer in seinen Augen verlosch. Hatte er ein schlechtes Gewissen? Langsam erhob er sich und ging einige Schritte durch den Raum. Als er sie jetzt wieder ansah, schien er fast bekümmert.
    »Ich habe mir große Mühe gegeben, alles so einzurichten, dass du dich hier wohlfühlen kannst.«
    Das musste sie ihm zubilligen. Aber schließlich war sie kein Vöglein, das man im Käfig halten konnte.
    »Weshalb versteckst du mich hier? Ausgerechnet in dieser eisigen Burg über dem toten Tal? Weshalb konntest du nicht zum Nachfolger meines Vaters werden und mich heiraten? Dann hätten wir im Hügelland gewohnt, dort, wo ich mich wohlfühlte und glücklich war.«
    »Ich bin ein Rabenkrieger!«, sagte er unwillig. »Niemals kann ich zum Nachfolger deines Vaters oder gar zu deinem Ehemann werden.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist nicht möglich.«
    »Was ist das für eine Antwort? Wenn mein Vater eine Fee zur Frau nehmen konnte, wieso kann ich nicht einen Rabenkrieger zum Mann haben?«
    Er durchbohrte sie mit seinen Blicken, finster, zornig, unglücklich.
    »Ich habe alles getan, um dir das Leben angenehm zu machen, Alina. Diese Burg ist kein Gefängnis, wie du sagst, sie ist ein prächtiger Palast, in dem du Dinge findest, die kein Sterblicher und keine Fee jemals zu sehen bekamen.«
    Er wich ihr aus, das hatte sie sich schon gedacht. Und dazu wollte er ihr diese scheußliche, kalte Burg noch schönreden.
    »Großartige Dinge! Eine kahle Halle mit Säulen aus Eis und Edelsteinen an den Wänden! Glaubst du, dass ich daran Freude habe? Ich bin keine Zwergin, die an solchem Zeug Gefallen findet!«
    Er hatte ihr mit düsterer Miene zugehört, dann aber lösten sich seine Züge, und er lachte erleichtert.
    »Ja richtig, du hast den Tag verschlafen, meine

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