Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
Vom Netzwerk:
auf und schlang die Arme um den Stein, versuchte, den eisigen Überzug mit der Wärme ihres Körpers zu schmelzen, doch die Kälte fuhr wie mit tausend Pfeilen in sie hinein und ließ sie aufstöhnen vor Schmerz.
    »Fandur!«, flüsterte sie hilflos. »Fandur, mein Geliebter. Ich habe nicht genug Kraft, um Eis und Stein zu durchdringen.«
    Hatte er sie vernommen? Die Schläge seines Herzens schwollen an, wurden lauter, kräftiger, vereinigten sich mit dem aufgeregten Pochen ihres eigenen Herzens, und sie fühlte, wie der Schmerz nachließ. Wärme stieg in ihr auf, erfüllte sie ganz und gar und ließ den gläsernen Überzug des Felsens schmelzen. Das Wasser netzte ihr Gewand und ihre Haut, rann den Stein hinab und tropfte auf den Boden.
    »Fandur, mein Geliebter. Mein Gefährte. Hilf mir …«
    Sie presste die heißen Lippen gegen den Fels und spürte den Geschmack von Staub und Sand auf ihrer Zunge. Zärtlich schmiegte sie den Körper an den kantigen Stein, rieb mit weichen Fingern über die schrundigen Vorsprünge, küsste die winzigen, blitzenden Einschlüsse aus klarem Bergkristall. Da fühlte sie, wie es im Felsen pulsierte, als gäbe es in seinem Inneren feine Äderchen, in denen lebendiges Wasser floss. Der Stein erbebte, unter ihren Händen brachen Risse auf, zogen sich über den Fels, verzweigten sich zu einem immer dichteren Netz, und sie spürte seinen Atem, seinen mühsamen Kampf, die steinerne Hülle zu durchdringen.
    Dunkel wird Licht, fuhr es ihr durch den Sinn. Eis schmilzt zu Wasser. Totes Gestein erwacht zum Leben. Ich beweise dir, dass es möglich ist. Nur durch die Kraft unserer Liebe.
    Mit einem Knirschen sprang die harte Schale auseinander, der Fels zerbrach, und sie hörte einen Schrei. Tief und heiser, zu Tode erschöpft und voller Schmerz, doch auch ein zorniger Triumph, denn der Bann der schwarzen Göttin war gebrochen. Da stand er, Fandur, der schwarze Rabenkrieger. Grau war sein Schopf noch, vom Staub des Felsens, sein Gewand hing in Fetzen, doch die Haut leuchtete wie helle Bronze. Sein Körper glühte von der unsagbaren Anstrengung, taumelnd tat er die ersten Schritte, und sie stützte ihn, dann aber umschlang er sie, und beide vernahmen den wilden, tobenden Schlag ihrer Herzen.
    »Du hast die Morrigan besiegt«, flüsterte er, noch heftig atmend. »Meine süße Fee, meine zärtliche Geliebte.«
    »Allein wäre es mir nicht gelungen, Fandur. Ich konnte es nur, weil du mir entgegenkamst.«
    Seine Lippen waren warm, und sein Kuss schmeckte nach seiner dunklen, männlichen Begierde. Ihr Haar leuchtete rotgolden, sprühte blitzende Funken unter seinem Kuss und schien das ganze Tal in Brand zu setzen.
    »Was ist das?«, rief sie erschrocken aus.
    Über ihnen war die Wolkenschicht zerrissen, wie vom Sturm getrieben zerteilte sich der graue Dunst in durchsichtige Fetzen, wehte über die Berge davon, und goldenes Sonnenlicht drang gleißend hinab ins Tal. Um sie herum knisterte und rieselte es, das durchsichtige Eis, mit dem alles überzogen war, zersprang, sammelte sich in Rinnsalen am Boden, das erstarrte Bachbett füllte sich mit sprudelndem, wirbelndem Wasser.
    »Keine Angst«, murmelte er und hielt sie fest in seinen Armen. »Es ist Mirdir mit seinem Heer, der das Tal wieder in Besitz nehmen will.«
    »Mirdir? Der Feenkönig?«
    Fandurs schwarzer Haarschopf, noch staubig vom Fels, stellte sich schon wieder ein wenig auf. Der Rabenkrieger grinste verschmitzt.
    »Der Feenkönig – ganz recht. Mir scheint, du bist weitläufig mit ihm verwandt – also brauchen wir ihn nicht zu fürchten.«
    Das Heer des Feenkönigs näherte sich von Osten, weiß waren ihre Pferde und silbern glänzte Rüstung und Haar der Krieger. Mirdir hatte sich mit seiner Tochter versöhnt, um Alinas Willen, deren Liebe stärker gewesen war als die Dunkelheit, das Eis und der tote Fels.
    »Ich hoffe nur, dass der große Feenkönig nicht zornig wird, wenn er erfährt, dass du einen Sterblichen heiraten willst«, flüsterte Fandur ein wenig beklommen. »Das willst du doch, Alina? Oder hast du dich inzwischen besonnen?«
    Sie hob den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. Es waren die samtig schwarzen Augen des Raben, zärtlich und voller Hoffnung blickte er sie an, doch sie wusste genau, dass er auch anders sein konnte. Listig konnten die Rabenaugen schauen, sanft und harmlos tun, zornig aufblitzen, funkeln in heftiger Begehrlichkeit. Sie hob die Hand und strich über seinen blauschwarzen, gesträubten Haarschopf.
    »Wo du

Weitere Kostenlose Bücher