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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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müde Fee. Komm mit mir, ich zeige dir dein Reich. Du wirst staunen!«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung bot er ihr seine Hand, zog sie vom Lager hoch und legte ihr den Mantel um die Schultern. Dann stieß er die Pforte auf und führte sie in die eisige Halle hinein.
    »Überall hier gibt es Türen, die in verschiedene Gemächer führen, hinter denen wieder andere Räume liegen. Wenn du allein hier unterwegs bist, musst du aufpassen, dass du dich nicht verirrst.«
    Er sagte die Wahrheit. Die blinkenden Edelsteinbilder an den Wänden erwiesen sich als kleine und größere Pforten, alle waren aus schwerem Holz gefertigt und von Eiskristallen überwachsen.
    »Was du so farbig glitzern siehst, ist nichts als Eis«, erklärte er. »Es ist das Licht deines Haares, das ihnen die Farben gibt und sie wie Edelsteine erscheinen lässt. Wenn du nicht im Raum bist, schimmern sie nur blau und weiß.«
    Es gab weder Schloss noch Riegel. Um eine Pforte zu öffnen, musste man leicht dagegendrücken, es klirrte und knackte, als zersprängen feine Glasfäden, dann schwang der Türflügel auf, und sie blickten in einen Raum, der von den bläulichen Flämmchen der Zwerge erleuchtet wurde. Welche Pracht war hinter dieser Pforte verborgen! Goldene Gefäße standen aufgereiht auf Wandregalen, Truhen mit gewölbten Deckeln bargen reich geschmückte Gewänder, Silberfäden glitzerten an dunklem Sammet, bunte, aus schimmerndem Garn gestickte Vögel reihten sich auf rotem Brokat. Zierliche Schuhe aus feinem, hellem Leder standen neben weißen Pantöffelchen, mit flaumigen Federn geschmückt.
    »Wo hast du das alles hergenommen?«
    Er lächelte stolz und erklärte, ein Rabenkrieger könne sich so mancherlei Schätze gewinnen.
    »Sind alle Rabenkrieger so reich?«
    »Ich habe all diese Dinge nur für dich hierher gebracht.«
    Sie war vollkommen überwältigt. Immer neue Zimmer taten sich auf, von dort aus führten Pforten in weitere Gemächer, die Burg schien tief in den Berg hineingebaut, und ihre Räume bildeten ein endloses Labyrinth. Einige Gemächer waren mit blinkenden Rüstungen, Helmen und Waffen jeglicher Art vollgestopft, auch Bögen und Pfeile fanden sich dort, doch es war kein Feenbogen dabei. In anderen Räumen gab es kleine Tische, auf denen allerlei Kostbarkeiten aufgestellt waren, Schachspiele aus klarem Bergkristall geschnitten, eingelegte Kästchen, in denen Ohrgehänge wie silberne Halbmonde und Ketten aus goldfarbigen, rauchigen Bernstein bewahrt wurden. Große Muscheln öffneten sich und zeigten ihre rosig schimmernde Innenseite, schwarze Perlen lagen darin, makellos rund und von fremder, geheimnisvoller Schönheit.
    »Dort hinten geht es noch weiter«, sagte Fandur eifrig, denn er sah, wie sehr Alina diese Wunderdinge bestaunte. »Diese niedrigen Türchen führen in die Kammern der Zwerge. Sie sammeln kostbare Edelsteine aus dem Berg und allerlei anderes Zeug, das glänzt und glitzert. Vielleicht werden sie dir ihre Schätze zeigen, wenn du sie darum bittest.«
    Sie hatte bald alle Orientierung verloren und war froh, dass er sie schließlich wieder in die große Halle zurückführte. Dort zog er die letzte Tür auf, die gleich neben dem hohen weißen Eingangsportal lag. Hier gab es keine bläulichen Flämmchen, dafür mehrere Fensteröffnungen, durch die tagsüber wohl ein wenig Licht in die Kammer fiel. Mehrere Becken mit glühenden Kohlen waren aufgestellt worden, damit die eindringende Kälte gemildert wurde, denn dicht vor den Fensternischen befanden sich mehrere fünf Schalen aus behauenem Stein. Pflanzen wuchsen darin, schlanke Gräser, kleine, stachelige Büsche, ja, in einer Schale wollte sogar eine weiße Blume ihre Blütenblätter entfalten.
    »Ich dachte, das würde dir Freude machen«, sagte Fandur und schien ein wenig verlegen. »Ich weiß, wie sehr dir die grünen Hügel und Wälder fehlen. Aber schau, die Pflanzen wachsen, und diese Rose ist fast aufgeblüht, als wolle sie dich begrüßen.«
    So kümmerlich dieser kleine Garten auch war, Alina war tief gerührt über seinen Versuch, ihr ein wenig Grün inmitten von Schnee und Kälte zu verschaffen. Lächelnd kniete sie bei den bepflanzten Schalen nieder, lockerte die Erde, strich liebevoll über die zarten Blätter und atmete den Duft des frischen, lebendigen Bodens. Ach, alle diese Pflanzen sehnten sich nach dem Wind und der Sonne, sie kämpften hier tapfer um ihr Überleben, doch nie würde es ihnen gelingen, sich so zu entfalten, wie die Natur es ihnen

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