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Schattengeschichten

Schattengeschichten

Titel: Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Rouven
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dem Halfter an meinem Körper. Schon öfters war ich gezwungen gewesen ihn als Druckmittel einzusetzen. Um mir Respekt zu verschaffen. Das war primitiv, aber die einzige Möglichkeit dort zu überleben, wo ich manchmal hinging, um Informationen zu beschaffen.
    Es war erst früher Morgen, so konnte ich in meinem Lieblingscafé in der Innenstadt frühstücken. Nicht weit von der Mönckebergstraße befand sich auch das Bürogebäude, in dem Hanni arbeitete. Ein schmutziges Etwas, das in den zwei Jahrzehnten, seit es stand, nicht ein Mal gestrichen worden war. Ein grauer Kasten, in dem über Werbesätze diskutiert wurde. Ich sah auf den Zeitplan. Sie würde gegen sechzehn Uhr Feierabend haben, außer ein Auftrag verlangte Überstunden.
    Ich kaufte mir in einem Bekleidungsgeschäft neue Schuhe, die ich in meinen Wagen legte, nachdem ich ihn in der Nähe meines Aussichtspunktes geparkt hatte. Am frühen Nachmittag setzte ich mich auf eine Bank, die der Werbeagentur gegenüber stand. Zuvor hatte ich mir Brot gekauft, das ich nun eifrig an Tauben verfütterte. Ich liebte diese schmutzigen Tiere. Schmarotzer wie die Menschen, die mich umgaben.
    „Die leichten Schritte des Wahnsinns“ versüßten mir die restlichen Stunden, bis Hanni aus dem Gebäude trat. Und ich fasste es nicht, wie schnell ich zu einem Ergebnis kommen sollte. Vorbei waren die guten alten Zeiten des langwierigen Schnüffelns. Sie stieg in einen Wagen, der nicht ihre Klasse hatte, einen alten Golf, der unnatürlich laut brummte. Sie lächelte, als sie ihn erblickte. Den Fahrer erkannte ich nicht, die Scheiben spiegelten das Sonnenlicht.
    Mit der Schnelligkeit eines vergesslichen Mannes lief ich zu meinem Wagen und fuhr ihnen hinterher.
    Es bereitete mir keine Schwierigkeiten, unentdeckt zu bleiben. Die beiden waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Hanni hatte einen Arm auf die Kopflehne des Fahrers gelegt und streichelte seinen Hinterkopf. An Ampeln ließ ich Wagen zwischen uns. In Wohngebieten fuhr ich mit geringem Abstand, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Verfolgung trieb uns aus der Innenstadt in einen benachbarten Stadtteil, durch Winterhude nach Barmbek. Sie hielten vor einem gewöhnlichen Wohnhaus, dass in einer Seitenstraße stand. Ich suchte mir einen Parkplatz nicht weit von ihnen, nahm meine Kamera in die Hand und visierte mein Ziel an.
    Der Fahrer stieg aus. Ich schoss Bilder, traute aber meinen Augen nicht. Elegant umwanderte er seinen Wagen und hielt seiner Geliebten die Tür auf. Sie stieg lachend aus und küsste ihn, weitere Bilder.
    Ich senkte meine Lider über den Blick, der diesen unglaubwürdigen Menschen betrachtete. Sein Gang war der gleiche, wenn ich mich richtig einschätzte. Die Statur, die Gesten, das Gesicht. Nur die Kleidung war nicht identisch mit meiner. Ich glaubte nicht, was ich sah.
    Ich schoss noch ein paar Bilder, als er die Tür aufschloss. Ich schüttelte den Kopf, ließ den Wagen an, schrieb seine Adresse in ein Notizbuch und fuhr zu einem Freund, der für mich Fotos entwickelte. Vielleicht hatte ich mich getäuscht.

    III
    Paul war zuhause. Mein Glück. Als er mich vor der Tür stehen sah, nahm sein Gesicht einen missbilligenden Ausdruck an.
    „Du schon wieder?“
    „Ich hab´ Geld“, sagte ich.
    Gut, ein direkter Freund war er nicht, aber er entwickelte meine Fotos, wenn ich ihn bezahlen konnte.
    Seine Gesichtszüge hellten sich auf.
    „Komm´ rein“, sagte er.
    Ich reichte ihm den Film, den ich verschossen hatte und hoffte inständig, dass mich meine Augen betrogen hatten. Paul war so freundlich und ließ mich Kaffee trinken, während ich warten musste. Nach einer Stunde kam er aus seiner Dunkelkammer. Ich las gerade die Auflösung des Krimis. Paul lächelte schmierig.
    „Wer hat das fotografiert?“ fragte er und hielt mir meine Bilder vor die Nase. Ganz eindeutig öffnete ich die Tür, küsste ich die Frau.
    „Ich“, sagte ich.
    „Dann, mein Lieber, hast du einen Doppelgänger.“
    „Ja“, sagte ich, „Sieht ganz danach aus.“
    Paul setzte sich zu mir.
    „Weißt du, Kotter, jeder hat einen Doppelgänger. Und wenn du ihm begegnest, dann hast du irgendwas falsch gemacht. Ein Doppelgänger weist auf eine baldige Tragödie hin.“
    Ich lächelte gezwungen.
    „Woher hast du denn diesen Scheiß?“
    „Das sind alte Weisheiten, Mann. Älter als unsere Leben.“ Und plötzlich wurde Paul sehr ernst.
    „Kotter“, sagte er, „Damit ist nicht zu spaßen. Seinem Doppelgänger zu begegnen, ist

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