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Schattengeschichten

Schattengeschichten

Titel: Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Rouven
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er und wollte zu seinem Wagen, der an der Straße geparkt war. Ich hielt ihn an der Schulter fest.
    „Warten sie doch“, sagte ich, „Ich finde das genauso beunruhigend wie sie, aber es scheint eine Tatsache zu sein, dass wir einen Doppelgänger haben. Uns.“
    Er lachte dreckig.
    „Ja, klar. Bist du ein verrückter Fan, oder was?“
    Fan?, dachte ich. Stand ich... er, meine ich, stand er im Licht der Öffentlichkeit?
    „Sind sie Musiker?“
    „Künstler“, sagte er, „ich bemale Leinwände.“ Widerwillig gab er mir Antworten, aber stehen geblieben war er. Also hatte er auch ein Interesse, diese Situation zu meistern.
    „Ich bin Privatdetektiv. Und kein Fan von ihnen. Ich glaube, ich kenne nicht mal ihre Bilder.“
    „Hagen“, sagte er und etwas klingelte bei mir, „Mein Name ist Stefan Hagen. Und meine Bilder gelten als en vogue. Weißt du jetzt, wer ich bin?“
    Und ich wusste es. Der neue, weltberühmte, deutsche Maler war mein Ebenbild. Ich hatte über ihn in den Zeitungen gelesen. Aber nie ein Foto gesehen.
    „Ich bin Franz Kotter“, sagte ich und reichte ihm erneut die Hand. Gelangweilt ergriff er sie dieses Mal. Kurz und lasch.
    „Was für ein langweiliger Name. Also, was willst du?“
    Ich berichtete ihm von meinem Fall. Seine Augen bewahrten ihren kalten Glanz.
    „Dann frage ich dich noch einmal“, sagte er, „Was willst du von mir? Soll ich etwa aufhören, ein Sexleben zu haben, nur damit du keine Probleme kriegst. Oder wie stellst du dir das Ganze vor?“
    „Ich dachte, wir finden gemeinsam eine Lösung. Man trifft nicht jeden Tag auf seinen Doppelgänger.“
    Wieder lachte er schmierig.
    „Nein, das ist wahr. Aber ich habe kein Problem damit, dass du so aussiehst wie ich, also brauche ich auch keine Lösung.“
    Ich schüttelte den Kopf. Und tief in mir witterte ich nicht die geringste Chance.
    „Sie sind ganz schön arrogant“, sagte ich.
    „Und du willst mich davon heilen, was? Jetzt verpiss dich. Ich habe Termine.“
    Er ging zur Fahrertür seines Wagens, schloss auf und öffnete sie. „Lass mich in Ruhe“, sagte er zum Abschied und stieg ein.

    V
    Ohne zu überlegen ging ich zu meinem Wagen zurück, stieg ein und fuhr ihm hinterher. Er wusste, dass ich das tat und es schien ihm wenig auszumachen. Hagen versuchte gar nicht erst mich abzuhängen. An Ampeln lächelte er mir sogar zu, im Rückspiegel. Erst auf einer Landstraße wurde mir bewusst, dass wir Hamburg verlassen hatten. Beinahe hätte ich ihn verloren, weil er überraschend in einen Feldweg einbog und davon jagte. Ich bremste scharf und folgte ihm.
    Wir fuhren tiefer in ein Gelände, das zunehmend von Bäumen und Wiesen bewachsen war. Irgendwann hielt er. Genauso plötzlich, wie er um die Kurve bog, und ich hatte Mühe ihn nicht anzufahren.
    Dann stieg er aus und kam zu mir. Ich stieg ebenfalls aus.
    „Was soll das?“ fragte er, „Du verfolgst mich wirklich überall hin?“
    „Ich will diese Misere lösen“, sagte ich, „Und ich dachte, sie hätten Termine.“
    „Die habe ich auch.“
    Aus seiner Jackentasche holte er einen mittelgroßen, blitzenden Gegenstand hervor. Einen Revolver. Zu dumm von ihm. Ich hatte meine eigenen und reagierte schnell.
    „Willst du mich erschießen“, fragte er.
    „Sie haben angefangen“, erwiderte ich und zielte auf seine Brust wie er auf meine. „Was soll das? Wir können doch in Frieden darüber reden. Was meinen Sie? Ist es wirklich nötig uns zu bedrohen? Nicht jeder trifft heutzutage auf seinen Doppelgänger. Das ist was Besonderes.“
    Er grinste und schüttelte den Kopf.
    „Wer hat dich geschickt?“ fragte er.
    „Das sagte ich doch bereits. Hannis Ehemann.“
    „Das glaube ich dir nicht. War es Holger? Bestimmt war es Holger. Er kann es nicht ausstehen, dass ich Erfolg habe.“
    Ich befürchtete, die Situation könnte eskalieren. Wie schnell war ich in eine Sackgasse geraten? Im wahrsten Sinne des Wortes. Hier gab es niemanden außer uns beiden. Wenn wir hier starben, dann würde uns irgendein Bauer in ein paar Tagen finden.
    „Ich bin Privatdetektiv und sie legen jetzt die Waffe weg. Dann lege ich meine weg. Wir werden reden. Und einen Entschluss fassen, wie wir da wieder raus kommen.“
    „Du hast mich aufgesucht“, schrie er und streckte seinen Arm weiter vor. Als Drohung.
    „Ich wurde beauftragt. Das ist mein Job. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass sie so aussehen wie ich?“
    „Mir reicht es“, sagte er und ich spürte den Moment, in dem er

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