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Schattengeschichten

Schattengeschichten

Titel: Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Rouven
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gewusst“, sagte er, „Wer ist es?“
    „Solche Details bespreche ich nicht am Telefon. Wenn sie noch heute Abend Zeit haben, dann zeige ich ihnen Fotos.“
    Wir verabredeten uns bei ihm. In einer Stunde. Genug Zeit, um mich zu duschen, die Fotos einzupacken und sein Haus zu suchen. Er wohnte in Othmarschen, einer der luxuriösen Stadtteile Hamburgs.
    Vor einem Tor hielt ich meinen Wagen, stieg aus und klingelte. Ich bekam sofort Einlass. Wie ich später begriff, hatte Eckart seinem Personal frei gegeben. Wahrscheinlich, um seine Fassung nur vor mir zu verlieren.
    Um so besser für mich.
    Als ich die wenigen Stufen zu der Eingangstür erklimmte, öffnete er schon die Tür. Seine Augen trugen Ringe und die Standhaftigkeit war verschwunden. Er schien wie ausgewechselt seit seinem Besuch bei mir.
    „Kommen sie rein“, sagte er.
    Ich betrat ein riesiges Haus, dessen Eingangshalle die Quadratmeterzahl meiner Wohnung übertraf. Wir gingen in ein Zimmer, das einen Kamin beherbergte und setzten uns gegenüber an einen eckigen Marmortisch.
    „Also“, sagte er, „Was haben sie für mich?“
    Ich öffnete meinen Aktenkoffer und reichte ihm jene Fotos, die ich in der Mönckebergstrasse geschossen hatte. Seine Augen weiteten sich, als er sie betrachtete, und sein Mund zeichnete ein verständnisloses Lächeln.
    „Die haben sie geschossen?“ fragte Eckart.
    „Ja“, sagte ich und griff mit meiner rechten Hand an den Halfter.
    „Ist das ein böser Scherz?“
    „Das habe ich auch gedacht“, antwortete ich, „Aber es sieht ganz so aus, als ob ich einen Doppelgänger hatte.“
    „Hatte?“
    Ich holte meinen Revolver hervor und zielt auf Eckarts Brust. Er schien nicht erstaunt.
    „Sie wollen mich erschießen?“ Dann huschte Erkenntnis über sein Gesicht. „Was haben sie mit meiner Frau gemacht?“
    „Anscheinend denken sie gerade die richtige Antwort.“
    Er grummelte etwas, das ich nicht verstand. Und plötzlich zeigte sich ein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht.
    „Es stimmt also doch. Dann danke ich ihnen.“
    Eckart war erfreut. War ich in die falsche Geschichte geraten? Ich gebe zu, meine Taten waren die eines Skrupellosen, aber das Ding, was mir gegenüber saß, war die Kälte schlechthin. Die Augenringe hatten getäuscht. Der Gesamteindruck hatte getäuscht. Eckart war ein guter Geschäftsmann, er wusste, wie er die Menschen manipulieren konnte. Er spielte mit ihren Erwartungen.
    „Sie finden das gut?“ fragte ich endlich.
    „Es ist besser für mich, ja. Und hier sind ihre Zweitausend.“ Er legte mir einen Umschlag auf den Tisch. „Ich denke, sie werden niemanden davon erzählen, oder?“
    Ein Schuss war meine Antwort. Er röchelte noch, als eine weitere Kugel seinen Körper traf. Ich wusste jetzt, dass Eckart die Angelegenheit für sich behalten hatte. Schade nur, dass die Frage, wie er von dem Doppelgänger-Phänomen wissen konnte, nicht mehr beantwortet wurde.
    Das Feuer, das ich legte, verzehrte das Grundstück, aber nicht die Fotos, die später in den Trümmern gefunden wurden. Die Ermittler waren sich einig, dass Hagen eine Affäre mit Hanni gehabt hatte. Eckart war durchgedreht und hatte sich dann selbst getötet, Ende der Untersuchungen. Sie gingen davon aus, dass Eckart selbst die Fotos geschossen hatte. Die Tatwaffe wurde nie gefunden, aber jeder glaubte die Geschichte von der Eifersucht.
    Und das Ende meiner Geschichte ist: Ich war es nicht, der mordete, es brachte die Situation. Paul hatte recht gehabt. Es war gefährlich, seinem Doppelgänger zu begegnen. Aber in diesem Fall war Hagen mir begegnet. Ich bin nicht der Böse, das wissen Sie doch.
    Ich hörte auf, als Privatdetektiv zu arbeiten, aber das wissen Sie ja schon. Ich begann zu trinken und zog umher im Hamburger Nachtleben. Die Preise für die Bilder meines Doppelgängers schossen in die Höhe, Eckarts einziger Erbe bekam all sein Geld. War das nicht eine gute Tat? Für die Kunst und für die nachfolgenden Generationen? Wenn man sich einen Sachverhalt lang genug einredet, dann wird er mit der Zeit zwangsläufig als Tatsache akzeptiert.
    Glauben Sie mir! So war es.

Was unter uns lauerte

    Ich stelle mir angenehmere Themen vor, über die ich mit Ihnen sprechen könnte, als jenes, was als Selbstmord bezeichnet wird. Aber keines ist dringender, denn es beschäftigt mich in jeder Sekunde meines Lebens. Und wenn nicht ich über jenen Selbstmord berichte, über den nur ich alles wissen kann, wer tut es dann? Ich werde Sie bestimmt nicht

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