Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
des Schiffes ertragen mußtest. Wethis kann bei Seregil bleiben.«
»Ich glaube, ich würde mich dort verlaufen«, sagte Alec, der an die vielen Abzweigungen und verwirrenden Wege zwischen den Gemächern des Magiers und dem Haupteingang dachte.
»Dem kann ich Abhilfe schaffen. Nimm dies hier mit.« Nysander öffnete seine Hand und hielt Alec einen kleinen grünen Steinwürfel hin, in den auf jeder Seite kleine Symbole graviert waren.
Alec drehte ihn auf der Handfläche.
»Was ist damit?«
»Ein Wegweiser. Halte ihn einfach hoch und sage ihm, wohin du gehen möchtest. Er wird dich führen.«
Alec fühlte sich ein wenig albern, als er die Hand ausstreckte und zum Stein sagte: »Zum Garten?«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der Würfel eine kleine Aura ausstrahlte und sich vor ihm sanft schwebend in die Luft erhob.
»Er wird dich auf dem Gelände überall dorthin bringen wohin du möchtest, vorausgesetzt, es ist dir gestattet, den Bereich zu betreten«, erklärte Nysander. »Versuche nicht, die Gemächer eines Magiers zu betreten, es sei denn, du wirst eingeladen. Wenn du bereit bist, sage ihm einfach, er soll dich führen.«
»Geh!« befahl Alec dem Würfel. Der schwebte auf höchst unnatürliche Weise durch den Raum und auf die Tür zu.
Alec hörte den Magier hinter sich amüsiert lachen. »Vergiß nicht, vorher die Türen aufzumachen.«
17
Die Aufgaben der Beobachter
Alec nahm sich Valerius’ Mahnungen zu Herzen und sorgte dafür, daß Seregil die vorgeschriebenen Kräutertees zu sich nahm. Seregil war noch immer schrecklich schwach und schlief die meiste Zeit. Er erwachte nur kurz, um etwas Nahrung zu sich zu nehmen, und schlief dann wieder ein.
Alecs Sorgfalt brachte ihm bald den Respekt des schroffen Drysiers, und er gewöhnte sich seinerseits allmählich an die rauhe Art des Heilers, denn er erkannte, wie Seregil unter seiner Pflege gesundete.
Was er benötigte, erhielt er von Nysander, der ihn mehrmals am Tag besuchte. Als Alec den Schreibunterricht mit Seregil erwähnte, brachte der Zauberer ihm Federn, Tinte und eine Schriftrolle, um damit zu üben.
Am zweiten Morgen nach der Reinigungszeremonie spielten Alec und Nysander Mühle in Seregils Zimmer, als eine alte Frau an der Tür erschien.
Sie trug einen Mantel, dem noch der Reisestaub anhaftete.
»Magyana!« rief Nysander und erhob sich, um sie in die Arme zu schließen. »Du hättest Bescheid sagen können, ich hatte ja keine Ahnung, daß du zurück warst.«
»Ich wollte dich überraschen, mein Lieber«, erwiderte sie und drückte ihm einen schmatzenden Kuß auf die Wange. »Allerdings war ich die Überraschte. Thero berichtete mir, Seregil sei verletzt.«
Sie ging an das Krankenbett und legte ihre Hand auf Seregils Stirn.
Sie ist gewiß so alt wie Nysander, dachte Alec. Tiefe Linien durchzogen ihr Gesicht, und der dicke Zopf, den sie zusammengerollt im Nacken trug, war schlohweiß.
Sie zeichnete rasch ein glühendes Symbol in die Luft über dem schlafenden Mann und schüttelte den Kopf. »Dem Licht sei Dank, er ist in Sicherheit. Wer hat ihm das angetan? Und auf welche Weise?«
»Er ist in den Nordländern Mardus und seinem Schwarzkünstler in die Quere gekommen«, erklärte Nysander. »Alec, der Junge hier, brachte ihn mir gerade noch zur rechten Zeit. Alec, das ist Magyana, eine Magierin und meine liebe Gefährtin seit den Tagen unserer Jugend.«
Magyana schenkte Alec ein warmes Lächeln. »Sei gesegnet, Alec. Nysander wäre untröstlich gewesen, wenn er Seregil verloren hätte, und ich ebenso.«
In diesem Augenblick bewegte sich Seregil unruhig und murmelte etwas, als kämpfe er sich frei aus einem Traum voller Qualen.
»Ruhig, Seregil«, sagte Nysander und hob die Stimme, als er sich über ihn beugte. »Mach die Augen auf, liebster Junge. Du bist sicher hier.«
Seregil riß die Augen auf. Er erblickte Nysander und die anderen und ließ sich erleichtert in die Kissen sinken. »Ich träume stets, ich wäre wieder in Mycena.«
Nysander setzte sich auf die Bettkante und nahm Seregils Hand in seine. »Du bist nun in Sicherheit, und gesund, dank Alec. Er erzählte mir von euren Abenteuern, und du kannst mir noch mehr davon berichten, wenn du dich wieder stärker fühlst. Aber nun mußt du ruhen. Diesmal hättest du dich beinahe selbst vernichtet.«
»Ich weiß.« Seregil schüttelte schwach den Kopf. »Ich war ein verdammter Narr, ich hätte es eigentlich verdient …«
Er drehte sich ein wenig und sah Alec
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