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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ähnliches. Wenn er sich wirklich ärgert, ist das nicht zu übersehen.«
    »Nun, er war auch nicht ausgesprochen glücklich über dich.«
    »Das ist er selten.« Er drückte sich in die Kissen und stützte den Kopf mit einer Hand. »Selbst die anderen Drysier halten ihn für jähzornig. Trotzdem finden wir, daß wir uns gelegentlich gegenseitig von Nutzen sind. Wie geht es deiner Hand?«
    »Besser.«
    »Laß mich sehen.« Er betrachtete den Kreis weicher Haut auf Alecs Handfläche. Er war glatt und wies keine Zeichen außer dem Quadrat in der Mitte auf. »Hat Nysander darüber etwas gesagt?«
    »Nur, daß diese Scheibe etwas war, das er Telesma nannte.«
    »Nun, das ist offensichtlich!« zischte Seregil. »Ich will bessere Antworten auf das hier. Hole ihn bitte hierher.«
    Alec fand Nysander an seinem hohen Schreibpult in seinem Arbeitszimmer.
    »Seregil läßt fragen, ob Ihr kommen möchtet«, richtete er dem Zauberer aus.
    »Gewiß.« Nysander legte die Feder beiseite. »Ich erwarte Thero in wenigen Momenten. Warte bitte hier auf ihn, und richte ihm aus, wo ich bin.«
    Erst als der alte Mann das Zimmer verlassen hatte, wunderte sich Alec, warum der Zauberer nicht einfach eine magische Botschaft gesandt hatte.
    Einige Minuten vergingen, aber Thero erschien nicht. Alec wollte zurück zu Seregil und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Er entdeckte eine Treppe, die zu der kleinen Galerie unterhalb der Kuppel führte, er stieg hinauf und blickte durch die bleigefaßten Scheiben.
    Erschrocken holte er tief Luft und hielt sich an dem Geländer vor sich fest. Die Galerie war breiter als der Turm, und er blickte direkt auf den Boden, etwa hundert Meter unterhalb. Noch nie zuvor hatte er von einer solchen Höhe hinuntergeblickt, und es vermittelte ihm kein sonderlich angenehmes Gefühl. Er konzentrierte sich auf den festen Boden unter seinen Sohlen und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Er sah Straßen, die wie Speichen eines Rades von kreisrunden Plätzen fortführten oder zusammenliefen, um Plätze zu formen oder ganze Stadtviertel.
    Von seinem Aussichtspunkt aus konnte er sogar jenseits der Burgmauer den äußeren Hafen sehen, wo Schiffe im Schutz der Molen vor Anker schaukelten. Auf der Landseite stieg das flache Land rasch an, und Vorgebirge wuchsen zu schneebedeckten Bergen.
    Als er sich wieder umwandte, um die Treppe hinunterzusteigen, tauchte aus dem Nichts plötzlich eine blaue Nachrichtenkugel auf, und Nysanders Stimme sagte: »Alec, bitte begib dich in Seregils Zimmer.«
    Dort angekommen, traf er Seregil und Nysander inmitten einer heftigen Diskussion vor. Nysander war ruhig und ernst, aber Seregils Mundwinkel verrieten, daß er nicht bereit war, von seiner Meinung abzuweichen.
    »Bist du sicher, daß er darin verwickelt werden soll?« fragte der Magier.
    »Komm schon, Nysander! Er steckt bereits bis zum Hals in der Sache, ob er es nun weiß oder nicht«, erwiderte Seregil. »Abgesehen davon hättest du ihn nicht hierbleiben lassen, wenn du ihm nicht vertrautest.«
    »Das sind zwei verschiedene Dinge«, war Nysanders Antwort. Dabei blickte er Seregil vielsagend an. Als der jüngere Mann beharrlich schwieg, nickte der Zauberer ernst. »Nun gut. Aber die Entscheidung muß er selbst treffen.« Nun erst sah er Alec an. »Möchtest du ein Beobachter werden, Alec?«
    Alec fühlte sein Blut schneller fließen. »Würde das bedeuten, daß ihr mir mehr darüber erzählen könntet, was vor sich geht?« fragte er und erahnte die Wichtigkeit des vorangegangenen Meinungsaustausches.
    »Gewiß.«
    »Dann will ich. Ja.«
    Seregil zwinkerte ihm zu, als Nysander seinen kleinen Elfenbeindolch hervorholte und Alec mit einem Wink bedeutete, sich zum Stuhl zu begeben. Nachdem er Platz genommen hatte, ließ Nysander das Messer nahe an Alecs Augen in der Luft wirbeln.
    Alec bekam einen trockenen Mund, als er das aggressive Sirren der Klinge hörte und den Luftzug im Gesicht spürte.
    »Alec von Kerry«, intonierte Nysander feierlich. »Ein Beobachter muß genau observieren, wahrheitsgemäß berichten und Geheimnisse, die solche bleiben müssen, für sich behalten. Schwörst du bei deinem Herzen und deinen Augen und bei den Vieren, daß du das tun wirst?«
    »Ja«, erwiderte Alec rasch und stählte sich, damit er nicht unwillkürlich dem wirbelnden Messer auswich.
    »Gut!« Das Messer fiel aus der Luft in Nysanders Hand.
    »Das war alles?« rief Alec aus und ließ sich gegen die Lehne des Stuhls fallen.
    »Du hast wahrheitsgetreu

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