Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
geantwortet«, erklärte ihm der Magier. »Wärst du unaufrichtig gewesen, hätte es dramatische Folgen gehabt.«
»Und es hätte Flecke auf dem Teppich gegeben«, fügte Seregil mit erleichtertem Lächeln hinzu.
»Allerdings«, meinte Nysander. »Nun, was hast du zu berichten, Seregil?«
Seregil lehnte sich bequemer gegen sein Kissen. »Als ich Rhíminee Ende Rhatin verließ, nahm ich ein Schiff nach Nanta und hörte mich zwei Tage lang im Hafen um. Ich erfuhr, daß ungewöhnlich viele Schiffe in den plenimaranischen Häfen auf Werft lagen, vor allem in Karia. Das bestätigte, was wir bereits von Korbin wußten.
Weiter im Norden erfuhr ich in Boersby, daß eine Delegation plenimaranischer Händler dort einen Monat früher als gewöhnlich eingetroffen war, um über Handelsrouten zu Lande zu sprechen. Ein Kontingent von fünfzig Reitern war ins Landesinnere geritten auf das Meer ohne Fische zu.«
»Aus welchem Grund?« fragte Nysander. »In diesen kahlen Hügeln gibt es kaum etwas als ein paar nomadisierende Stämme.«
Seregil zuckte die Schultern. »Es gab allerlei Spekulationen. Offensichtlich wurden Ortskundige als Führer angeworben und sind seither nicht mehr aufgetaucht. Falls die Berittenen sich wieder südwärts gewandt hatten, dann auf einer anderen Route. Ich vermutete, daß sie dem Brilith-Fluß abwärts nach Woldesoke gezogen waren, und beschloß, mich mit einer Freundin in Ballton abzusprechen. In dieser Gegend waren keine Reiter aufgetaucht, aber sie hatte gehört, daß im Osten ähnliche Trupps gesichtet wurden. Man sagt, daß die Herren der verschiedenen Güter Besuch erhielten, aber niemand weiß warum. Daß sie sich so hoch im Norden aufhielten, verhieß nichts Gutes. Wenn sie bis Kerry ritten, bestünde nur noch wenig Zweifel, daß ihre Gier der Goldstraße galt.
Ich behielt recht, erfuhr aber bald, daß die Plenimaraner ihre neuen Freunde vor Fremden gewarnt hatten. Selbst als Barde hatte ich einige Probleme, bis Asengai mich schließlich fing. Allerdings ließen sich nicht alle anwerben, Lord Warkill und seine Söhne zierten sich, und Lord Nostos schien sich nicht festzulegen. Mein alter Freund Geriss war vor kurzem verstorben, und seine Witwe, eine Lady aus Mycenia, wollte mit den Abgesandten nichts zu tun haben.«
»Lady Brythaß. Ich kannte sie, als sie noch ein Mädchen war«, sagte Nysander. »Ihr Gut liegt ziemlich abgelegen, wenn ich mich recht entsinne.«
»Ja, und es ist groß. Ich sprach unter vier Augen mit ihr und riet ihr zur Vorsicht. Sie hat vier Söhne, zwei davon sind bereits erwachsen, und sie scheinen verläßlich. Wenn es zum Schlimmsten käme, wären sie in der Lage, auszuhalten oder zu fliehen.«
»Laßt uns hoffen, daß es dazu nicht kommen wird. Ich hörte bereits, daß man auch in Kerry Angebote machte, die jedoch höflich abgelehnt wurden.«
Seregil lachte trocken. »Mit höflich meinst du wohl, daß kein Blut vergossen wurde. Die Minenarbeiter sind seit Hunderten von Jahren zufrieden mit ihrer Situation, außerdem sind sie schwer zu beeinflussen. Wenn jedoch die Lords sich gegen sie wenden, wäre Kerry verloren.«
»Und wer führt diese Plenimaraner? Wie gehen sie vor?«
»Verschlagen, wie immer. Offenbar sprach jeder mit verschiedenen Abgesandten, das bedeutet, daß es entweder verschiedene Gruppen gab oder sie stets die Anführer wechselten. Ich habe die Namen, bezweifle aber, daß uns das viel nutzt. Was ihre Methoden betrifft, so spielten sie das alte Wunschspiegel-Spiel.«
»Das was?« unterbrach Alec, der nun gar nichts mehr verstand.
Seregil grinste. »Hast du noch nie die Geschichte vom Wunschspiegel gehört? Du schaust in den Spiegel und erblickst, was du dir am meisten wünscht. Die Plenimaraner sandten einen oder zwei Spione, um die Lage zu erkunden, dann taucht der große Kommandant mit eindrucksvoller Eskorte und einer Satteltasche voll leerer Versprechen auf, die auf den Informationen der Spione beruhten. Formio zum Beispiel wurde vorgegaukelt, daß der Hochkönig von Plenimar eine Heirat wünscht für eine entfernte Nichte, während der alte Warkill, dessen Länder am Oberlauf des Silberwind liegen, das Versprechen erhielt, Land zugesprochen zu bekommen bis an die Grenzen Woldesokes. Du kannst mir glauben, daß unser Freund Mardus darauf in Wolde versprach, den Bürgermeister vor einem solchen Übergriff zu beschützen.
Ich hatte das Vergnügen, östlich von Derila von einer Gruppe Banditen gefangengenommen zu werden. Ihr Anführer war
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