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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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korrekt. Die Beobachter sind meine Augen und Ohren an weit entfernten Orten. Sie reisen umher, reden, hören zu, beobachten. Unter anderem waren sie sehr wertvoll, als es darum ging, Bewegungen der Plenimaraner zu verfolgen. Die Königin hat selbstverständlich ihren eigenen Geheimdienst, aber meine Leute unterstützen ihn oft. Während des vergangenen Jahres gab es viele Gerüchte um ungewöhnliche Vorgänge im Norden, daher sandte ich Seregil und Micum, um die Situation abzuschätzen.«
    »Warum ist denn ein Magier der Kopf einer solchen Organisation?«
    »Es erscheint gewiß seltsam, denke ich, aber es ist eine Tradition, die es schon vor der Gründung des Zweiten Orëska gab. Mein Meister und sein Meister davor und so weiter, über die Jahrhunderte hinweg, hatten alle diesen Posten inne, und mein Nachfolger wird dasselbe tun. Die Beobachter haben stets dazu beigetragen, die Bibliotheken des Orëska zu bereichern. Sie halten auch jene auf dem laufenden, die mit Interesse die großen Geschehnisse auch jenseits unserer Grenzen verfolgen.«
    »Aber könntet Ihr diese Dinge nicht mit Magie herausfinden?«
    »Manchmal, aber du darfst nicht glauben, daß Magie Allmacht verleiht.«
    Alec drehte den Pokal in den Händen und betrachtete die goldenen Verzierungen, ehe er es wagte, eine weitere Frage zu stellen.
    »Mach es dir nicht so schwer, Alec, heraus damit! Ich glaube, ich weiß, was du nun fragen möchtest.«
    Er atmete tief durch. »Ihr wußtet, daß etwas mit Seregil geschehen ist, und Ihr wußtet auch, daß wir versuchen würden, zu Euch zu gelangen. Warum habt Ihr ihn nicht einfach zu Euch geholt, wie Ihr es gestern mit dem Wein getan habt?«
    Nysander stellte seinen Pokal ab und faltete die Hände um ein Knie. »Eine berechtigte Frage. Und verständlich. In diesem besonderen Fall gab es verschiedene Gründe, warum ich es nicht tat. Zunächst wußte ich nicht genau, wo ihr wart oder was euch zugestoßen war. Das wenige, das ich wußte, erfuhr ich durch flüchtige Visionen, nicht durch bewußtes Suchen meinerseits. Jemanden mit Hilfe der Magie zu suchen, ist äußerst schwierig und meist recht enttäuschend. Während der folgenden Tage erfuhr ich nicht mehr, als daß ihr euch auf festem Land oder auf dem Wasser bewegtet. Erst als ich den Kanal sah, kannte ich euren Aufenthalt.
    Das ist einer der Gründe. Außerdem sind Zaubersprüche, die nötig gewesen wären, ihn hierher zu bringen, wesentlich schwieriger, als du dir vorstellen kannst; jede Form der Magie hat ihren Preis, und es wäre tausendmal schwieriger gewesen, Seregil hierher zu holen als diesen Weinkrug. Abgesehen davon widersteht Seregil auf seine ihm eigene Art der Magie, und er hat Schwierigkeiten mit Translokation. Es strengt ihn selbst unter besten Bedingungen an. Geschwächt, wie er war, hätte er vielleicht nicht überlebt. Auch hätte ich nur einen von euch holen können. Du wärst also zurückgeblieben und hättest dich um den Verbleib deines Freundes gesorgt. Alles in allem entschied ich mich dafür, euer Kommen zu erwarten.«
    Nysander hielt inne und betrachtete Alec ein Weile. »Das sind alles gute Gründe, aber es gibt noch einen weiteren, der noch wichtiger ist. Das Orëska kam zusammen, um die Anstrengungen und das Streben der Menschheit zu unterstützen, nicht um sie zu verdrängen.
    Trotz der Erschwernisse, die du durchstehen mußtest, trotz all der Sorgen und Nöte hast du doch einiges erreicht. Du warst tapferer, stärker und loyaler als vermutlich jemals zuvor. Deine Belohnung ist der Erfolg; du hast das Leben deines Freundes gerettet. Wäre es dir denn wirklich lieber gewesen, wenn ich dich einfach hierher gezaubert hätte?«
    Alec dachte an den Ausdruck in Seregils Gesicht, als er in einem sauberen Bett in Rhíminee erwachte.
    »Nein«, sagte er ruhig. »Für nichts in der Welt.«
    »Das dachte ich mir.«
    Alec nahm einen weiteren Schluck.
    »Micum versuchte, mir von Euch zu erzählen, aber trotzdem seid ihr ganz anders, als ich mir einen Zauberer vorstelle.«
    »Tatsächlich?« Nysander wirkte recht zufrieden. »Die meisten meiner Kollegen teilen gewiß deine Meinung. Aber sie haben ihre Vorstellungen und ich die meinen. Wir alle dienen auf unsere Weise einem höheren Zweck. Aber ich glaube, du wolltest noch etwas sagen?«
    »Nun, nach alledem, was Ihr mir von Seregil erzähltet, verstehe ich Thero nicht ganz. Es schien mir – gestern – meine ich, daß er … Nun, ich habe den Eindruck, daß er Seregil nicht sonderlich mag. Oder

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