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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verwandeltest du dich in den schönsten Hirsch, den ich je gesehen habe, und dann trampelst du beinahe Thero nieder! Nysander hat es natürlich verhindert, aber ansonsten war es ein ganzer Erfolg!«
    »Die Verwandlung war eher zu vollkommen«, sagte Nysander. Er war bei weitem weniger begeistert. »Wie fühlst du dich?«
    »Ein wenig weich in den Knien«, gestand Alec. »Trotzdem würde ich es gerne wieder versuchen.«
    »Das sollst du auch«, versprach Nysander, »aber zuvor mußt du lernen, deinen Geist besser zu kontrollieren.«
     
    Am Nachmittag war Alec allein, und er spazierte durch die Gärten.
    Er war noch immer ein wenig verwirrt durch die neue Erfahrung am Vormittag; nach seinen Erfahrungen mit den Sinnen eines Tieres, schien er die Welt auf seltsame Weise viel zu gedämpft zu erleben.
    Als er sich dem Zentaurenwäldchen näherte, hörte er Harfenspiel und hielt inne. Er überwand seine Scheu und trat in den Wald. Hwerlu und Feeya standen nahe beieinander auf der Lichtung, Feeya lehnte angeschmiegt an den Rücken ihres Gefährten, während dieser spielte. Der Augenblick schien den beiden zu gehören, doch ehe Alec sich zurückziehen konnte, hatte Feeya ihn entdeckt und schenkte ihm ein warmes Willkommenslächeln.
    »Hallo, kleiner Alec«, rief Hwerlu und ließ die Harfe sinken. »Du siehst aus, als könntest du Gesellschaft brauchen. Komm und sing mit uns.«
    Alec nahm die Einladung an. Es überraschte ihn, wie wohl er sich in Gesellschaft dieser ungeheuren Wesen fühlte. Er sang einige Lieder mit Hwerlu, dann versuchte Feeya, ihm einige Worte in ihrer flachen, pfeifenden Sprache beizubringen. Mit Hwerlus Hilfe lernte er die Worte ›Wasser‹, ›Harfe‹, ›Lied‹ und ›Baum‹. Er wollte soeben ›Freund‹ lernen, als die Zentauren plötzlich die Köpfe hoben.
    »Das Tier wird zu hart geritten«, stellte Hwerlu mißbilligend fest.
    Sekunden später hörte auch Alec das ferne Staccato eines galoppierenden Pferdes. Zwischen den Bäumen hindurch sah er einen Reiter, der auf den Haupteingang des Hauses zujagte. Der Mann zügelte sein Pferd und stieg ab, die Kapuze gab sein Gesicht frei.
    »Das ist Micum«, rief Alec aus und lief los. »He, Micum! Micum Cavish!«
    Micum hatte die Stufen schon zur Hälfte erklommen, als er sich umdrehte.
    »Ich bin froh, dich zu sehen!« rief Alec. Als er Micums Hand drückte, stellte er fest, wie hager er aussah und daß seine Kleidung schlammbespritzt war. »Seregil und Nysander sagten es zwar nicht, aber ich habe bemerkt, daß sie sich Sorgen um dich machen. Du siehst aus, als hättest du einen harten Ritt hinter dir.«
    »Das ist richtig«, antwortete Micum. »Wie ist es dir und Seregil ergangen?«
    »Wir hatten Probleme auf dem Rückweg, aber nun geht es ihm gut. Ich glaube, er ist bei Nysander.«
    »Probleme?« Er sah Alec fragend an, als sie sich auf den Weg zum Turm des Zauberers machten. »Was für eine Art Probleme?«
    »Üble Magie aus einem hölzernen Ding. Er wurde krank, aber Nysander gelang es, ihn wieder von dem Zauber zu befreien. Ich bin nur froh, daß wir es rechtzeitig hierher schafften. Ich habe nicht allzuviel davon verstanden, aber Nysander und Seregil können dir mehr erzählen.«
    »Wir sollten sie finden. Ich habe etwas, das ich euch allen berichten will, und ich habe keine Lust, es immer und immer wieder neu zu erzählen.«
     
    Micum fühlte eine große Erleichterung, als Nysander sie an der Turmtür einließ. Er war begierig darauf, die Last dessen, was er zu berichten hatte, zu teilen.
    »Endlich bist du hier!« sagte Nysander.
    »Ist Micum da?« Seregil, der sich etwas auf Nysanders Arbeitstisch ansah, ließ alles liegen und beeilte sich, seinen Freund zu begrüßen. »Bei Bilairy, Mann, du siehst ja furchtbar aus!«
    »Nun, das kann ich von dir auch sagen«, meinte Micum und betrachtete Seregil besorgt. Er war dünner als je zuvor und wirkte trotz seines Lächelns müde. »Der Junge hier sagt, ihr hattet Ärger unterwegs?«
    »Ich glaube, es wäre besser, zuerst deinen Bericht zu hören«, sagte Nysander. »Kommt alle mit in mein Wohnzimmer.«
    ›Alle‹ schien Thero auszuschließen, stellte Micum fest, als Nysander die Tür zum Arbeitszimmer schloß.
    »Seregil, schenke uns Wein ein«, schlug der Magier vor und nahm neben dem Kamin Platz. »Nun, Micum, welche Neuigkeiten hast du für uns?«
    Micum ließ sich in den anderen Sessel fallen und griff gierig nach dem Becher Wein, den Seregil ihm reichte. »Ja, ich habe Neuigkeiten. Aber keine

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