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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bringen lassen. »Valerius wird mit dir zufrieden sein, Alec«, sagte Nysander, als die beiden Platz nahmen. »Seregil ist heute fast wieder der alte.«
    Der Junge warf Seregil einen Blick zu. »Das ist nicht mein Verdienst. Er hat nur seinen eigenen Kopf durchgesetzt, und trotzdem wurde er gesund.«
    »Ich glaube, du unterschätzt deinen Einfluß auf ihn, mein lieber Junge.« Der Magier wandte sich an Seregil und musterte ihn. »Nun, was hast du geplant?«
    Seregil fühlte, wie sein alter Mentor ihn beobachtete, während er etwas Honig auf ein Stück Haferkuchen tropfen ließ. Nysander wartete auf eine weitere Diskussion wegen der Narbe, und normalerweise wäre seine Erwartung auch erfüllt worden, aber diesmal nicht.
    Seregil konzentrierte sich auf sein Frühstück und erwiderte: »Es wird Zeit, uns auf den Weg nach Hause zu machen. Im Frühjahr ist mit Krieg zu rechnen, da gibt es gewiß Arbeit für uns.«
    »Das ist richtig«, sagte Nysander. »Auch ich habe eine Aufgabe für dich.«
    »Geht es um den erneuten Vorfall mit den Leranern?«
    »Genau. Ich hoffe, daß ich in einigen Tagen mehr dazu sagen kann.«
    Seregil setzte sich entspannter in seinen Stuhl. Bei diesem Thema fühlte er sich wesentlich wohler. »Glaubst du, daß Vardarus wirklich in die Sache verwickelt war?«
    »Dazu kann ich nur sagen, daß ich ihn nie in Verdacht hatte. Aber er unterschrieb ein vollständiges Geständnis und sagte kein Wort zu seiner Verteidigung. Die Beweislast schien unumstößlich.«
    Seregil zuckte mit den Schultern, er wirkte skeptisch. »Hätte er Berufung eingereicht und verloren, hätte er auch jeglichen Anspruch auf sein Erbe verwirkt. Indem er den Verrat zugab, blieb seinen Erben das Recht auf seinen Besitz.«
    »Aber wenn er nun unschuldig war, warum hat er dann gestanden?« wollte Alec wissen.
    »Nysander sagt, die Beweislast gegen ihn war unwiderlegbar«, antwortete Thero. »Briefe in seiner Handschrift wurden vorgelegt. Er hätte sie als Fälschung anfechten lassen oder vorbringen können, sie wären mit Hilfe der Magie zustande gekommen. Aber er tat nichts dergleichen. Der Königin blieb keine Wahl, als ihn zu verurteilen. Bei allem Respekt, Nysander, es besteht die Möglichkeit, daß er schuldig war.«
    Seregil zupfte abwesend an einer Haarsträhne. »Und wenn er nun unschuldig war, warum schwieg er dann so beharrlich? Er nahm Aufgaben im Schatzamt wahr, richtig? Ich brauche eine Liste der Edlen, die in dieser Position mit ihm in Verbindung standen, und außerdem muß ich einiges über seine Gewohnheiten erfahren.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß du all das bekommst«, versprach Nysander.
    Alec beobachtete am Frühstückstisch die Gesichter der anderen; Seregil war ungewöhnlich nachdenklich, schien aber besserer Laune zu sein, als er etwas gegessen hatte. Thero war steif wie immer und Nysander gutmütig wie stets, aber etwas fiel Alec in der Miene des Magiers auf, wenn er Seregil ansah. Es schien, als versuche er, etwas herauszufinden.
    Er selbst bemerkte, daß er allmählich anfing, sich hier wohlzufühlen. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit, das sich seiner während Seregils Genesung bemächtigt hatte, hatte sich gelegt. Er beobachtete, wie Seregil versuchte, Thero zu irgendeiner sinnlosen Debatte zu bewegen, und fühlte, daß ein wichtiges Gleichgewicht hergestellt war.
    »Du bist heute ruhiger als sonst«, stellte Nysander fest und sah ihn dabei an.
    Alec nickte in Seregils Richtung. »So habe ich ihn kennengelernt.«
    »Leider muß er immer seine Späße mit Thero treiben«, seufzte der Magier. »Um des lieben Friedens willen, Seregil, laß ihn in Frieden essen. Nicht jeder schätzt es, am frühen Morgen schon geneckt zu werden.«
    »Ich bezweifle, daß Thero und ich überhaupt etwas gleichermaßen zu schätzen wissen.«
    »Dafür bin ich ewig dankbar«, konterte Thero trocken.
    Alec überließ die beiden ihren Wortgefechten und wandte sich Nysander zu. »Ich habe über etwas nachgedacht, das Ihr gestern nacht erwähntet.«
    »Ja?«
    »Ihr spracht von Gestaltwandel. Kann sich ein Mensch wirklich in alles verwandeln?«
    »Vielleicht in einen Ziegelstein?« warf Thero ein.
    Seregil nahm die Stichelei gelassen hin.
    »Das ist richtig«, erwiderte Nysander. »Transsubstantiation – oder Metamorphose, wenn du so willst – war stets eines meiner bevorzugten Forschungsgebiete. Ich habe es vor Jahren lange studiert. Wenige der Sprüche sind permanent und die Risiken hoch, aber mir bereitet es

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