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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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herauszuholen.
    »Laß es sein!« befahl Nysander scharf.
    Micum fühlte, wie die Atmosphäre im Raum dichter wurde, als Nysander und Seregil sich gegenüberstanden. Micum sah das überraschte Gesicht des Jungen und wußte, daß er es auch fühlte.
    Der Zauberer zeigte keine sichtbare Regung, aber die Lampen wurden dunkler, und das Feuer spendete keine Wärme mehr.
    »Ich habe dir alles erzählt, was du wissen darfst.« Obwohl Nysander leise sprach, schien seine Stimme wie ein Donnerschlag die Luft im Raum zum Vibrieren zu bringen. »Ich sage dir noch einmal, daß die Zeit für dich, es zu erfahren, noch nicht gekommen ist.«
    Angewidert warf Seregil den Feuerhaken auf den Steinboden. »Wie oft habe ich deine Geheimnisse gewahrt?« zischte er durch die zusammengepreßten Zähne. »All die Intrigen und die schmutzige Arbeit. Nun betrifft es mich selbst, Micum und Alec – und du willst nichts sagen? Deine Schwüre sollen verdammt sein, Nysander! Wenn ich deines Vertrauens nicht würdig bin, dann bin ich es auch nicht wert, unter deinem Dach zu sein. Ich ziehe in den ›Hahn‹ – heute!« Und nach einem letzten wütenden Blick schlug er die Tür hinter sich zu.
    »Worum, zum Teufel, geht es hier?« wollte Micum wissen, als er und Alec sich erhoben, um Seregil zu folgen.
    Nysander bedeutete ihnen, sich zu setzen. »Gebt ihm Zeit, sich zu beruhigen. Die Situation ist für euch alle äußerst schwierig, das weiß ich, aber ihn trifft es wohl am härtesten. Allein seine Neugierde macht ihn wahnsinnig, ganz zu schweigen von seinem Ehrgefühl.«
    »Willst du damit sagen, daß du etwas von der Geschichte in den Sümpfen weißt, uns aber nichts sagen willst?« fragte Micum, der ebenfalls nicht wußte, was er von der Sache halten sollte.
    »Bitte, Micum, ich brauche vor allem jetzt deinen kühlen Kopf, um Seregil zu beruhigen. Sollte ein Einsatz nötig sein, dann werde ich mich um euch beide kümmern …« Er hielt inne, als er sah, wie steif und verwirrt Alec auf seinem Stuhl saß. »Vergib mir, mein lieber Junge – ich werde mich um euch drei kümmern. Kannst du ihn in der Zwischenzeit davon abhalten, vor Wut zu platzen? Es gibt noch eine andere Angelegenheit, die ich mit ihm besprechen muß, ehe er das Orëska verläßt.«
    »Ich hoffe, es ist nur ein kurzer Wutanfall. Ich habe keine Lust, in Rhíminee zu bleiben. Ich habe meine Frau seit vier Monaten nicht mehr gesehen.«
    »Deine was?« fragte Alec überrascht.
    Micum zuckte die Schultern. »Wir hatten wohl vor lauter Kämpfen und Fliehen keine Zeit, darüber zu reden. Du mußt mit mir nach Watermead kommen. Wenn ich erzähle, daß du Waise bist, wird dich Kari vermutlich selbst abholen.«
    »Wohin?«
    »Auf unseren Hof«, erklärte Micum. »Er liegt in den Hügeln westlich der Stadt. In unseren Anfangszeiten deckten Seregil und ich eine Verschwörung gegen die Königin auf. Der Anführer wurde hingerichtet, und Idrilain bot uns Teile seines Gutes als Belohnung an. Seregil machte sich nie viel aus Besitz, daher bekam ich es. Es gehört eigentlich mehr Kari als mir, da ich so oft fort bin. Sie und die Mädchen bewirtschaften es.«
    »Mädchen?«
    Nysander schenkte Alec ein schelmisches Zwinkern. »Der Gauner hat drei Töchter.«
    »Irgendwelche Enkel?« fragte Alec trocken.
    »Das hoffe ich nicht! Die älteste, Beka ist bestenfalls ein oder zwei Jahre älter als du, und sie hat es sich in den Kopf gesetzt, das Leben eines Soldaten zu führen. Seregil versprach ihr ein Offizierspatent in der Berittenen Garde der Königin. Ich sollte ihn treten dafür! Die beiden anderen sind noch zu jung, um an Ehemänner zu denken.«
    Micum mußte sehr müde sein, denn er gähnte ausgiebig und streckte sich, daß die Nähte seines Wamses krachten. »Bei der Flamme, bin ich müde. Nach diesem Ritt könnte ich mitten auf dem Seemarkt einschlafen und würde den Lärm gar nicht bemerken. Ich mache mich besser auf den Weg zu Seregil, ehe ich einschlafe. Bevor ich jedoch gehe, mußt du mir noch eine Frage beantworten, Nysander.«
    Er sah den Magier ernst an. »Fürs erste akzeptiere ich dein Schweigen. Du weißt, daß du mir stets vertrauen kannst – und Seregil ebenso – wenn er auch gerne aufbraust. Aber wenn die Sache nur halb so gefährlich ist, wie du meinst, sind wir dann in Gefahr? Ich habe keine Ruhe mehr verspürt, seit ich die Marschen verlassen habe. Während des gesamten Ritts sah ich Alec und Seregil ausgestreckt auf diesem Stein mit aufgebrochener Brust. Und nun erzählst du

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