Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Vergnügen.«
»Er hat uns in alles mögliche verwandelt«, warf Seregil ein. »Es ist mir auch jetzt noch hin und wieder nützlich.«
»Es gibt einige grundsätzliche Arten des Wandels«, fuhr Nysander fort, der nun sein Steckenpferd ritt. »Transmogrifikation verändert ein Ding vollkommen, zum Beispiel einen Mann in einen Baum. Seine Gedanken wären die eines Baumes, und er würde als solcher bestehen, bis zur Rückverwandlung. Ein metastatischer Spruch jedoch würde dem Mann nur das Aussehen eines Baumes verleihen. Das Wesen einer Substanz zu verändern, würde einer alchimistischen Transmutation bedürfen.«
»Und was ist mit deinem Spruch des innewohnenden Selbst?« erkundigte sich Seregil und starrte in seinen Teebecher.
»Ich wußte, daß du das erwähnst«, schniefte Thero. »Ein Trick, um Kinder und Bauern zu unterhalten!«
»Einige halten ihn für durchaus sinnvoll«, sagte Nysander und sah Thero dabei bedeutungsvoll an. »Ich gehöre auch dazu.«
Seregil lehnte sich zu Alec, als wolle er ihm etwas im Vertrauen erzählen, aber er machte sich nicht die Mühe, dabei leiser zu sprechen. »Thero haßt diesen Spruch, denn bei ihm funktioniert er nicht. Er hat kein innewohnendes Selbst.«
»Es stimmt, daß dieser besondere Spruch bei ihm keine Wirkung zeigt«, gab Nysander zu, »aber ich bin mir gewiß, daß er dieses Hindernis eines Tages überwindet. Ich vermute jedoch, daß es nicht Theros Selbst war, das du im Sinne hattest?«
Seregil stieß Alec verspielt den Ellbogen in die Rippen. »Wie wäre es mit ein wenig Magie?«
Mit resigniertem Seufzen legte Nysander das Messer beiseite. »Ich sehe schon, daß ich dieses Mahl nicht in Ruhe genießen kann. Ich schlage vor, wir ziehen uns in den Garten zurück, falls es sich herausstellen sollte, daß Alec etwas außergewöhnlich Großes ist.«
»Ich?« Alec schluckte ein Stück Schinken hinunter. Er hatte keine Ahnung, was ein innewohnendes Selbst war, aber es dämmerte ihm plötzlich, daß sie es an ihm ausprobieren wollten.
Seregil war bereits auf dem Weg zur Tür. »Ich hoffe, daß er sich nicht als Dachs entpuppt. Ich mochte Dachse noch nie. Thero wird sich vermutlich als Dachs herausstellen, falls es bei ihm doch noch gelingen sollte.«
Sie folgten Nysander in die Orëska-Gärten und dort in ein dichtes Birkenwäldchen, das um einen kleinen Teich stand.
»Das scheint der geeignete Ort zu sein«, sagte er im Halbschatten am Ufer des Teichs. »Zunächst werde ich Seregil verwandeln, damit du sehen kannst, wie es vor sich geht.«
Alec nickte nervös, als er Seregil beobachtete, der im Gras vor dem Zauberer kniete.
Seregil ließ die Hände auf den Knien ruhen, schloß die Augen, und sein Gesicht wurde ausdruckslos.
»Er erreicht den Zustand so leicht«, murmelte Thero mit widerwilliger Bewunderung. »Trotzdem ist es stets dem Zufall überlasen, was geschieht, wenn er mit Zauberei in Berührung kommt.«
Nysander bedeutete ihm, ruhig zu sein, dann legte er eine Hand auf Seregils Kopf. »Seregil í Korit Solun Meringil Bôkthersa, laß dein inneres Symbol sich enthüllen.«
Der Wandel erfolgte unmittelbar. Eben noch kniete Seregil vor ihnen. Im nächsten Moment bewegte sich etwas in dem Haufen Kleidung, der am Boden lag.
Nysander beugte sich über den bewegten Haufen. »Ich gehe davon aus, daß der Wandel erfolgreich war?«
»O ja«, erwiderte eine zarte fröhliche Stimme, »aber ich finde hier nicht mehr hinaus. Kannst du mir helfen?«
»Hilf deinem Freund, Alec«, sage Nysander lachend.
Vorsichtig hob Alec einen Zipfel des Hemdes, dann fuhr er überrascht hoch, als der runde Kopf eines Otters sich ihm entgegenstreckte.
»So ist es besser«, schnarrte er. Er watschelte aus dem Kleiderhaufen hervor, dann setzte sich das schlanke Wesen auf die Hinterbeine und hatte den Schwanz nach hinten ausgestreckt. Es sah genau wie jeder andere Otter aus, den Seregil je gefangen hatte, nur die kleinen grauen Augen waren so grau wie die Seregils.
Seregil glättete die hängenden Schnurrhaare mit einer der Pfoten, an der die Schwimmhäute zu sehen waren. »Ich hätte mich zuerst ausziehen sollen, aber so ist es effektvoller, meinst du nicht auch?«
»Du bist es wirklich!« rief Alec begeistert aus und strich über den glatten Rücken des Otters. »Du siehst toll aus!«
»Oh, danke«, kicherte Seregil. »In Anbetracht deines ehemaligen Berufes bin ich mir nicht sicher, ob das ein Kompliment oder eine Einschätzung meines schönen Pelzes ist. Sieh her!«
Er
Weitere Kostenlose Bücher