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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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einen Augenblick die Überreste des Tisches, dann bückte sich Nysander, um das zersplitterte Holz zu betasten.
    Seregil seufzte. »Nun, ich hoffe, das beantwortet deine Frage.«
    »Es hat in der Tat mehrere Fragen beantwortet. Die wichtigste davon war, ob die Transformation der magischen Kräfte vollständig war. Thero sollte sich in relativer Sicherheit befinden, vorausgesetzt, wir gehen so rasch vor, wie wir können. Wir haben noch viel zu besprechen, bevor Alec in die Straße der Räder zurückkehrt.«
    »Ich muß zurück?« fragte Alec niedergeschlagen. »Aber Seregil ist doch gerade erst …«
    Seregil gab ihm einen gutmütigen Klaps. »Wir müssen den Anschein wahren, Alec. Während meiner Abwesenheit bist du der Hausherr, außerdem ein möglicher Verdächtiger, wie die Dinge stehen. Du darfst nicht einfach ohne Erklärung untertauchen.«
    »Stimmt genau«, sagte Nysander. »Aber wir werden unsere Pläne erläutern, bevor du gehst. Kommt alle mit hinunter ins Wohnzimmer. Ich schätze, Seregil ist einem Abendessen nicht abgeneigt. Thero hat heute abend so gut wie nichts gegessen.«
    »Das kann ich spüren!« Seregil tätschelte schief lächelnd seinen schlanken Bauch. Er folgte den anderen nach unten und betastete erneut sein Gesicht. Ein widerspenstiges Haar auf der Oberlippe kitzelte in seiner Nase, und er strich es ungeduldig glatt.
    »Erstaunlich«, murmelte er. »Ich habe mir nie viel aus all den Haaren gemacht, die euch aus den Gesichtern wachsen, aber nun, da ich selbst diese Erfahrung mache – es ist absolut widerlich!«
    Micum strich stolz über seinen dichten roten Schnurrbart. »Zu deiner Information: Wir betrachten es als ein Zeichen von Männlichkeit.«
    »Oh?« schnaubte Seregil. »Und wie oft habe ich draußen im Nirgendwo tatenlos herumgesessen, während du mit einem Messer und kaltem Wasser in deinem Gesicht herumgekratzt hast?«
    »Das ist eben mein Stil«, entgegnete Micum und gab Alec einen Wink. »Kari mag es genau so. Glatte Wangen, und in der Mitte ein paar kitzelnde Haare.«
    »Es juckt!« beschwerte sich Seregil und kratzte sich erneut unter der Nase. »Zeig mir, wie man sich rasiert, ja?«
    »Das wirst du unter gar keinen Umständen!« sagte Nysander streng.
    Während des Abendessens erzählten die anderen Seregil, was sie in der Zwischenzeit unternommen hatten. Er lächelte anerkennend, als er von ihren Abenteuern in der Straße des Hirschen hörte, doch als Nysander berichtete, wurde er rasch wieder ernst.
    »Eine gefälschte königliche Vollmacht? Kein Wunder, daß Barien derart entsetzt war. Mit Ausnahme der Königin selbst und Phoria ist er der einzige, der zu den notwendigen Siegeln Zugang besitzt.«
    »Rechtmäßigen Zugang«, verbesserte Micum. »Was hatte dieses Schiff, Der Weiße Hirsch, deiner Meinung nach geladen?«
    Seregil blickte Nysander an. »Ich könnte es wahrscheinlich herausfinden. Drei Jahre sind eine lange Zeit, aber die Aufzeichnungen werden in den Büros der Hafenmeisterei aufbewahrt. Sie werden uns nicht ihre wirkliche Fracht verraten, da bin ich sicher, aber es wäre ein Anfang.«
    »Wahrscheinlich hat es gar nichts mit unserer augenblicklichen Angelegenheit zu tun, doch ich würde vorziehen, wenn wir jeder Spur nachgehen«, sinnierte Nysander. »Und nun wollen wir unseren Plan für den morgigen Tag besprechen.«
     
    Die Morgendämmerung war nur noch wenige Stunden entfernt, als sie fertig waren. Unvermittelt mußte Alec mächtig gähnen.
    »Entschuldigung«, murmelte er und gähnte erneut.
    Seregil lächelte.
    »Kein Wunder, daß du müde bist. Du hast eine ganze Menge getan!«
    Thero könnte viel besser aussehen, wenn er mehr lächeln würde, dachte Alec und war überrascht, welchen Unterschied es machte. Wie mußte Seregils Gesicht nun aussehen, mit Theros Bewußtsein dahinter?
    »Ich bin ebenfalls hundemüde«, gestand Micum. »Wenn es keine Fragen mehr zu unserer morgigen Aufgabe gibt, dann werden Alec und ich besser unsere Betten aufsuchen, bevor die Sonne aufgeht.«
    »Du wirst anscheinend alt«, stichelte Seregil und folgte den beiden nach oben. »Früher konnten wir zwei oder drei Tage auf den Beinen bleiben, bevor du schlappgemacht hast.«
    »Bei der Flamme, du hast es erfaßt. Noch ein paar Jahre, und ich werde froh sein, wenn ich meine Tage in einer sonnigen Ecke von Karis Garten verbringen und den Kindern der Diener Märchen erzählen kann.«
    An der Tür des Arbeitszimmers wandte sich Alec ein letztes Mal um und betrachtete Seregil in Theros

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