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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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los heute nacht? Ich war mir sicher, daß wir nicht gesehen wurden.«
    »Ich beobachtete das Haus von der anderen Straßenseite aus. Alles war ruhig, auch noch, als ihr das Haus verlassen hattet. Das Fest war kurz darauf zu Ende, die Gäste gingen, und die meisten Lampen wurden gelöscht. Ich wollte auch schon gehen, als plötzlich die Hölle ausbrach. Jemand brüllte, dann war plötzlich das ganze Haus hell erleuchtet. Ich näherte mich dem Aufruhr so gut ich konnte, was nicht so schwierig war inmitten all der Aufregung, und sah in die Halle. Der große Knabe, Boraneus, hatte sich den Bürgermeister vorgenommen. Ich hörte, wie er verlangte, daß ein jeder, der an dem Fest teilgenommen hatte, verhaftet und unverzüglich zurückgebracht werden sollte. An dieser Stelle hielt ich es für ratsam, euch zu warnen. Die Plenimaraner sind ein verdammt gut organisierter Haufen. Ich fürchtete schon, zu spät zu kommen.«
    Seregil tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Wenn uns tatsächlich jemand gesehen hätte, würden sie nicht alle Gäste verhaften. Das leuchtet doch ein, nicht wahr?«
    »Und was genau habt ihr gestohlen?«
    »Nur das hier.« Seregil langte in seine Gürteltasche und reichte Micum die hölzerne Scheibe. »Ich wollte Nysander das Muster zeigen.«
    Micum betrachtete sie von beiden Seiten und warf sie dann Seregil wieder zu.
    »Sieht aus wie eine Spielmarke. Daß man deswegen so viel Lärm macht, kann ich mir gar nicht vorstellen. Vielleicht wart ihr nicht die einzigen, die sich heute nacht im Haus des Bürgermeisters umgesehen haben. Vielleicht hatte einer der Wachen das übermächtige Bedürfnis, etwas mitzunehmen.«
    »Wir sahen einen Wachmann, der aus Boraneus’ Zimmer kam, ehe wir hineingingen. Er hatte eine Schatulle bei sich«, erinnerte sich Alec. »Und jemand erwischte uns beinahe in dem anderen Zimmer, als wir gerade aufbrechen wollten. Einer dieser Männer mag ein Dieb gewesen sein.«
    »Das ist möglich«, meinte Seregil und wirkte nachdenklich. »Nun, wir haben uns auf jeden Fall höchst verdächtig verhalten, indem wir die Flucht ergriffen. Ich schlage vor, die Goldstraße zu meiden. Wir sollten einige Pferde finden …«
    »Finden?« warf Micum trocken ein.
    »… und über Land nach Boersby Ford reiten«, fuhr Seregil fort, ohne auf Micums Bemerkung zu achten. »Das sollte weit genug sein, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Dann können wir eine Passage buchen, den Folcwine hinunter nach Nanta. Mit etwas Glück kommen wir in weniger als einer Woche dort an. Und wenn das Wetter stabil bleibt, können wir ein Schiff nach Rhíminee nehmen.«
    »Ich denke, ich werde mich auch nicht blicken lassen in Wolde, solange die Plenimaraner dort sind«, meinte Micum, streckte sich auf einem Lager aus und gähnte, bis die Kiefer krachten. »Ich komme mit euch nach Boersby, so gehe ich möglichem Ärger aus dem Weg.«
    »Haben sie dich denn gesehen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Sie waren mir auf dem Weg zu den Drei Fischen dicht auf den Fersen. Lieber sicher als tot, oder?«
     
    Im Schutz der verborgenen Höhle schliefen sie bis in den Nachmittag hinein.
    »Wir sollten bis zum Abend warten, ehe wir weiterziehen«, meinte Seregil und spähte hinaus durch den schmalen Spalt, durch den der Rauch abzog. Er holte die Harfe aus ihrem Kasten und versicherte sich, daß sie das Bad in der vergangenen Nacht gut überstanden hatte, dann stimmte er sie. »Wir haben noch einige Stunden vor uns. Micum, möchtest du meinem jungen Schüler nicht eine Lektion in der Kunst des Schwertkampfes erteilen? Er wird Nutzen daraus ziehen, neben meinen Methoden auch die deinen zu erlernen.«
    Micum blinzelte Alec zu.
    »Was er damit sagen will ist, daß meinen Methoden wohl die Anmut fehlt, aber ich komme damit ganz gut zurecht.«
    »Lieber Freund, du weißt ganz genau, daß ich in einem Kampf, in dem wir einander gegenüber stünden, einen schweren Stand hätte.«
    »Das ist wahr, ich fürchte ohnehin eher die Situationen, in denen du mir nicht direkt gegenüber stehst. Komm Alec, ich zeige dir, wie man anständig kämpft.«
    Micum vermittelte ihm zunächst einige Grundkenntnisse. Er zeigte Alec, wie er die Waffe halten mußte, damit sie wohlausgewogen in der Hand lag, in welcher Haltung er dem Gegner die geringste Angriffsfläche bot, und einfache Hieb- und Pariermanöver. Seregil hatte nun die Harfe gestimmt und spielte auf seine lässige Weise eine Melodie, gelegentlich hielt er inne, um den einen oder anderen

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