Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
sich wieder Seregil zu. »Und du rufst stets Illior an.«
    »Wo ist die Münze, die ich dir gab?« Seregil nahm sie und zeigte Alec die Seite mit dem Halbmond. »Das ist das Zeichen von Illior. Es symbolisiert die teilweise Enthüllung eines größeren Mysteriums. Der Lichtbringer schickt Träume und Magie und wacht über Seher, Zauberer und auch über Diebe. Aber Illior sendet auch Wahnsinn und Nachtmahre.«
    »Alle Vier vereinen in sich Gut und Böse, Fluch und Segen. Man spricht auch davon, daß sie sowohl männlich als auch weiblich seien. Die Unsterblichen zeigen uns, daß Gut und Böse Hand in Hand gehen – getrennt verliert beides die Bedeutung. Das ist die Stärke der Vier.«
    »In einfachen Worten gesagt, wenn die einen Priester sind, müssen die anderen Mörder sein«, stellte Micum trocken fest.
    »Genau, daher ist mein Betrug beim Schwertkampf ein heiliger Akt.«
    »Aber was ist denn mit den anderen Göttern?« fragte Alec. »Ashi und Mor von den Vögeln und Bilairy und allen?«
    »Die meisten sind zum größten Teil nichts weiter als nördliche Legenden«, sagte Seregil und erhob sich, um seine Sachen zu packen. »Und Bilairy ist der Hüter des Tores der Seelen, er sorgt dafür, daß keiner vor der Zeit, die der Schöpfer für ihn bestimmt hat, das Tor durchschreitet. Soweit ich mich entsinne, gab es nur einen weiteren Gott, der mächtig genug war, die Vier herauszufordern – einen bösen, finsteren Gott.«
    »Du meinst Seriamaius?« meinte Micum.
    Hastig vollführte Seregil ein Schutzzeichen. »Du weißt, daß es Unglück bringt, den Namen des Leeren Gottes auszusprechen! Das sagt selbst Nysander.«
    »Illorier!« spottete der große Krieger und versetzte Alec einen freundlichen Stoß. »Ihre abergläubische Ader ist breit wie ein Strom. Es geht hier ohnehin nur um eine Legende, die von den Schwarzkünstlern im Großen Krieg verbreitet wurde. Und dieses Problem wurde mit gutem, hartem Stahl beseitigt.«
    »Nicht ohne beträchtliche Hilfe seitens der Drysier und Zauberer«, erwiderte Seregil. »Außerdem bedurfte es der Aurënfaie, dem ein Ende zu machen.«
    »Aber was war denn mit diesem anderen Gott?« fragte Alec und fühlte dabei einen eisigen Schauer über seinen Rücken ziehen. »Woher kam er, wenn er nicht zu den Vieren gehörte?«
    Seregil zog die Riemen an seinem Gepäck fest. »Man sagt, die Plenimaraner brachten den Kult um den Leeren Gott von irgendwoher jenseits des Meeres mit. Dabei scheint es sich um eine sehr unangenehme Sache zu handeln, mit vielen abartigen Zeremonien. Man sagt, dieser Gott nähre sich von der Lebensenergie der Welt. Er gewähre seinen Getreuen ungeheure Macht, die aber auch ihren Preis habe. Jedoch gibt es immer jene, die ungeachtet der Risiken nach Macht streben.«
    »Und dieser Leere Gott soll den Großen Krieg angefangen haben?«
    »Der Kult um diesen Gott war damals wohl weitverbreitet …«
    »Bei der Flamme Sakors, Seregil, mußt du denn nicht einmal Luft holen, wenn du einen Vortrag hältst?« unterbrach ihn Micum ungeduldig. »Vor uns liegt ein langer Ritt, und wir haben noch nicht einmal die Pferde dazu.«
    Seregil vollführte eine derbe Geste in seine Richtung, dann ging er zum Vorratsregal und legte ein paar Münzen dorthin. »Wir können zwar keinen Beitrag zur Vorratskammer leisten, aber das hier wird auch helfen.« Er entfernte Erisas Federzeichen und legte ein Stück geknüpfte Schnur hin.
    Micum fischte einen Fichtenzapfen aus seinem Beutel und legte ihn daneben. »Jetzt, da du diesen Ort hier kennst, brauchen wir noch ein Zeichen für dich«, sagte er zu Alec. »Es gehört zum guten Ton, die anderen wissen zu lassen, daß du hier warst.«
    Alec wählte ein Stück Federkiel und legte es zu den anderen Dingen.
    Micum klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Ich brauche dir wohl nicht sagen, daß du unser Geheimnis für dich behalten mußt.«
    Alec nickte verlegen und wandte sich um, um seine Sachen aufzuheben.
    Er hoffte dabei inständig, die anderen würden seine Verlegenheit nicht bemerken. Wer immer auch diese beiden Männer waren, es war ein gutes Gefühl, ihr Vertrauen zu genießen.
     
    Nach Einbruch der Dunkelheit verließen sie den Wald und machten sich auf den Weg zu den Höfen, die vor der Stadt lagen. Es war unmöglich, auf den schneebedeckten Feldern keine Spuren zu hinterlassen, daher blieben sie so gut es ging auf den abgelegenen Wegen und Straßen und behielten jeden Hof, an dem sie vorüberkamen, im Auge.
    Als sie die Lichter der

Weitere Kostenlose Bücher