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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Begleiter.
    »Du hast die Kälte noch nie gut vertragen«, sagte Micum und öffnete die Schnalle an seinem Umhang. Seregil wollte ablehnen, aber Micum bedachte ihn mit ernstem Blick und legte ihm den Mantel selbst um die Schultern.
    »Heb dir deinen Stolz für wärmere Tage auf, du verdammter Narr. Der Junge und ich sind dieses Klima gewöhnt. Dein Blut ist zu dünn. Komm jetzt.«
    Seregil blickte zwar finster drein, zog aber den Mantel ohne weiteren Protest fest um sich.
    Leise stapften sie durch den Schnee tiefer in den Wald hinein. Oft ging es steil bergab und dann wieder bergauf, und Schatten verbargen den Weg, aber Micum schritt voran, als ginge er auf einer breiten Straße.
    Auf der halben Höhe eines Hügels kamen sie an eine weitere Höhle. Sie war größer als die vorherige und die Öffnung frei zugänglich. Sie hatte einen ebenen Boden, und die Decke strebte hoch empor; nach hinten verjüngte sich die Höhle schließlich zu einem schmalen Weg, der tief in den Hügel hineinführte. Alec und Seregil waren schlank genug, für diesen Gang, aber Micum fluchte, als er sich hindurcharbeitete.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, daß du vor ein paar Jahren schon dieselben Probleme hattest«, bemerkte Seregil.
    »Sei still«, keuchte Micum, der genug damit zu tun hatte, sich durch die Enge zu zwängen.
    Der Durchgang machte einige scharfe Biegungen und drohte einige Male in einer Sackgasse zu enden, aber schließlich gelangten sie an eine breitere Öffnung. Hier holte Micum wieder sein Licht hervor, und Alec stellte fest, daß sie sich abermals in einer Höhle befanden. Dieses Mal in einer recht geräumigen.
    Hier lag Holz bereit für ein Feuer, für das ein Ring aus Steinen gerichtet war. Seregil hockte sich daneben hin und fand ein kleines Gefäß zwischen den Scheiten, das scheinbar heiße Kohlen zu enthalten schien.
    »Hier ist noch mehr Magie für dich.« Lächelnd reichte er Alec das Gefäß. Kleine Steinsplitter leuchteten gluthell, aber wie der Lichtstein gaben sie keine Wärme ab.
    »Das sind Feuersteine«, erklärte er. »Sei vorsichtig damit! Sie richten keinen Schaden an auf der Haut, aber sobald sie mit etwas Brennbarem in Berührung gebracht werden, sei es Holz, Pergament oder was auch immer, entzünden sie sich. Ich habe zu viele Unfälle damit gesehen, als daß ich sie auf Reisen bei mir tragen würde.«
    Bald loderten Flammen aus dem Steinkreis und vertrieben die Dunkelheit und die Kälte. Die Höhle verengte sich über der Feuerstelle, und der Rauch entschwand durch diesen natürlichen Kamin.
    Auf Felsvorsprüngen lagen gefaltete Decken, Holzscheite und einige irdene Gefäße. Trockene Fichtenzweige und Farnbündel waren zusammengetragen worden und dienten als Lagerstätten.
    »Das ist ein gemütliches Lager«, bemerkte Alec bewundernd.
    »Micum fand es vor einigen Jahren«, sagte Seregil, der sich so nahe wie es nur ging an das Feuer gesetzt hatte. »Nur wir und einige Freunde wissen davon. Wer war zuletzt hier?«
    Micum untersuchte das Steinregal, auf dem die irdenen Töpfe standen, und hielt eine schwarze Feder hoch. »Erisa. Sie muß hier haltgemacht haben, ehe sie in die Stadt ging. Laßt uns sehen, was sie für die Vorratskammer mitgebracht hat.«
    Er nahm einige der Töpfe mit ans Feuer und betrachtete die Zeichen, die sorgfältig in die Wachssiegel geritzt waren. »Wollen mal sehen. Auf dieser hier ist eine Biene, das muß Honig sein. Eine Weizenähre, dann sind es trockene Kekse. Eine Biene und ein Becher – Met! Was hast du gefunden?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Seregil hielt das Gefäß näher ans Licht. »Trockene Streifen Wild. Und hier ist etwas Tabak für dich.«
    »Gesegnet sei ihr gutes Herz.« Micum holte aus seinem Hemd eine Pfeife hervor und stopfte sie. »In all der Eile habe ich meinen Tabaksbeutel zurückgelassen.«
    »In diesen beiden sind gewiß Kräuter«, fuhr Seregil fort. »Sieht wie Schafgarbe aus und Fiebermittel. Nun, dank unserem guten Freund Micum müssen wir uns nicht um geschlagene Wunden kümmern. Alles was ich will, ist trocken werden!«
    Sie legten die lehmige Kleidung ab, breiteten sie beim Feuer aus und hüllten sich in die Decken.
    Alec fror diesmal zu sehr und dachte gar nicht daran, sich um Fragen der Schicklichkeit zu kümmern. Seine beiden Gefährten, stellte er fest, trugen etliche Narben, Micums Blessuren waren jedoch weitaus zahlreicher und ernsthafter. Die schlimmste war eine breite weiße Narbe, die unter dem rechten Schulterblatt begann.

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