Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Stadt nicht mehr sahen, hielt Seregil auf einem Hügel inne und blickte hinunter auf ein ansehnliches Gehöft.
    »Das ist es, wonach wir suchen«, meinte er. »Ein dunkles Haus und ein großer Stall.«
    »Gute Wahl«, stimmte Micum zu und rieb sich in Vorfreude die Hände. »Das ist Doblevains Hof. Er züchtet die besten Pferde in der Gegend. Kümmere du dich um die Tiere, Alec, und ich besorge Sattel und Zaumzeug.«
    »Gut«, stimmte Seregil zu. »Alec, jetzt erhältst du eine Lektion in Pferdediebstahl.«
    Sie blieben auf dem Weg und auf der Koppel, wo der Schnee festgetreten war und hinterließen auf diese Weise nahezu keine Spuren, als sie sich den Stallungen näherten. Als sie jedoch die Tür erreichten, kamen zwei große Hunde aus dem Schatten und schlichen mit gesträubten Nackenhaaren auf sie zu.
    Seregil ging ihnen gelassen entgegen, er sprach ruhig auf sie ein, dann machte er mit der linken Hand das Zeichen, das Alec schon an der Hütte des Blinden gesehen hatte. Die beiden Hunde reagierten ganz so wie einige Tage zuvor der Hund des Bünden. Beide hielten einen Augenblick inne, dann kamen sie näher und leckten mit wedelnden Schwänzen Seregils Hand. Er kraulte sie hinter den Ohren und sprach freundlich zu ihnen.
    Micum schüttelte den Kopf. »Was gäbe ich nicht dafür, das zu beherrschen! Er geht mit den Tieren um wie ein Drysier. Das kommt gewiß von …«
    »Komm jetzt, wir haben nicht die ganze Nacht«, unterbrach Seregil ungeduldig, und Alec glaubte zu sehen, daß er Micum ein Zeichen gab, konnte es aber nicht erkennen.
    Die Läden vor den Stallfenstern waren geschlossen, daher kramte Micum nach seinem Lichtstein, zerbrach ihn widerwillig und reichte Seregil eine Hälfte. Im Licht des ihm verbliebenen Teils fanden er und Alec die Sattelkammer und nahmen sich dort, was sie an Ausrüstung brauchten.
    Als Seregil den Stall verließ, führte er drei glänzende Pferde, und die Hunde folgten ihm nach wie vor schwanzwedelnd.
    Schnee fiel, als sie die Pferde vom Hof führten. Als Seregil meinte, daß sie außer Hörweite waren, saßen sie auf und setzten im Galopp über die Felder, in der Hoffnung, der neue Schnee würde ihre Spuren verdecken.
     
    Bei Sonnenaufgang hatten sie die Hügel zwischen Wolde und dem Folcwine-Wald zurückgelegt. Stook an der Nordgrenze des Waldes kam in Sichtweite, aber sie mieden die Stadt und folgten der Straße durch den Wald.
    Tiefer Neuschnee lag auf der Straße und lastete schwer auf den Ästen der Bäume zu beiden Seiten. Der Himmel war eine geschlossene, graue Decke.
    Alec hing eigenen Gedanken nach, und es bedurfte einer Weile, bis er erkannte, daß der brennende Schmerz, den er plötzlich an der Oberseite seines linken Oberschenkels verspürte, und der Pfeil, der unvermittelt aus seinem Pferd ragte, miteinander in Verbindung standen. Das Tier wieherte laut, warf ihn ab und jagte die Straße hinunter.
    Der Schnee milderte seinen Fall. Verwirrt tastete er hinunter und fühlte eine flache, längliche Wunde an seinem Oberschenkel. Es war kaum mehr als ein Kratzer, aber alles war so plötzlich geschehen und hatte ihn verwirrt. Erst als er sich aufrichtete und nach seinem Bogen tastete, verstand er, was sich tatsächlich abgespielt hatte.
    Ihm schien, als wäre die Zeit stehengeblieben und nähme erst jetzt wieder ihren normalen Lauf. Um ihn herum hagelte es Pfeile.
    »Alec, runter!« schrie Seregil.
    Alec packte Bogen und Köcher, ließ sich fallen und kroch auf dem Bauch auf die nächsten Bäume zu. Er rollte sich dort in Deckung und spähte vorsichtig um einen Stamm. Zu spät erkannte er, daß Micum sich auf der anderen Straßenseite befand. In etwas weniger als zweihundert Metern Entfernung standen vier Bogenschützen und sandten eine Salve Pfeile nach der anderen. Alec bemerkte weitere Angreifer, die sich ihm aus der Deckung der Bäume näherten.
    Die Bogenschützen schossen unaufhörlich; Pfeile pfiffen durch die Luft und ließen einen Hagel kleiner Zweige auf Alec regnen. Von Seregil war nichts zu sehen außer einer dritten Spur im Schnee, die in die Bäume hinter Micum führte. Mehr oder weniger auf sich gestellt, fragte sich Alec, was er als nächstes tun sollte.
    Sein Herz klopfte wie wild, als er einen Pfeil auf die Sehne legte und zum ersten Mal auf einen Mann anlegte. Ein hochgewachsener Bogenschütze stand am Rande der Straße und bot ihm ein gutes Ziel, aber sosehr er es auch versuchte, er konnte seinen Bogen nicht ruhig halten. Erschreckt durch ein Wiehern, ließ

Weitere Kostenlose Bücher