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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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schien die Dunkelheit geradezu greifbar. Trotz des Lärms, der aus dem Zimmer drang, war er nicht auf den Angriff vorbereitet gewesen, als er eintrat.
    Kalte Finger packten seine Kehle, und Alec dachte nur daran, wie er sich verteidigen konnte, ohne Seregil zu verletzen. Er versuchte, Seregils Hemd zu packen, geriet dabei an das Lederband und nahm es. Als Seregil zurückfuhr, glitt es durch seine Hand, und dann folgte der gräßliche Schmerz.
    »Was ist hier eigentlich los?« forderte der Wirt zu wissen und blickte dabei über Alecs Schulter. Dann schrak er zurück und machte ein Schutzzeichen. »Du hast ihn mit Zauberei getötet!«
    Alec ließ die Scheibe verschwinden. »Er ist nicht tot. Komm zurück, ich brauche das Licht!«
    Der Wirt aber rannte davon. Fluchend suchte Alec im Finstern nach einer Kerze und zündete sie an.
    Was sollte er mit der verdammten Scheibe tun? Am liebsten hätte er sie verbrannt, aber er war unsicher; Seregil hatte sie für wertvoll genug gehalten, sie zu stehlen, und danach war es seine Absicht gewesen, sie nach Rhíminee zu bringen.
    Er faßte nur das Lederband an und rollte die Scheibe in ein gefüttertes Hemd aus Seregils Gepäck. Dann stopfte er das Bündel ganz tief nach unten in den Sack. Er schaffte ihre Sachen die Treppe hinunter und kam dann wieder, um Seregil zu holen. Der Wirt und seine Familie hatten sich in der Vorratskammer verbarrikadiert, und trotz Alecs Bitten weigerten sie sich herauszukommen.
    Schließlich mußte Alec seinen Freund allein die Treppe hinunterschaffen. Er trug den Bewußtlosen über der Schulter wie ein erlegtes Reh. Unten angelangt, legte er ihn auf einem Tisch ab und ging durch die Küche zur Vorratskammer.
    »He, ihr da drinnen!« rief er durch die verschlossene Tür. »Ich brauche etwas Verpflegung. Ich lasse das Geld auf dem Kaminsims.«
    Er erhielt keine Antwort.
    Eine Kerze stand auf einem Teller auf dem Tresen. Er entzündete einen Span an der Kaminglut und damit die Kerze, dann suchte er nach Nahrungsmitteln. Das meiste war in der Vorratskammer eingeschlossen, zusammen mit den Besitzern. Trotzdem fand er einen Korb gekochter Eier, einen Krug Branntwein, einen halben Laib mycenischen Käse, etwas frisches Brot und einen Sack Pippinäpfel. Als er am Brunnen vorbeikam, entdeckte er noch einen Krug Milch, der dort zum Auskühlen stand, und nahm auch den noch mit.
    Er verstaute alles unter dem Sitz des Karrens, dann richtete er hinten aus ihren Decken und ein paar Decken aus dem Rasthaus ein Lager für Seregil.
    Als alles fertig war, holte er Seregil, legte ihn auf das Lager und deckte ihn sorgfältig zu. Wenn man von Seregils unruhigem Atmen absah, wirkte er wie ein aufgebahrter Toter.
    »Er braucht dringend Hilfe.« Alec sprach zu sich selbst, als er dem Pony das Zaumzeug anlegte. »Ich sagte, wir würden nach Rhíminee gehen, und das werden wir auch!«

 
12
Allein
     
     
    Schliefen die Toten im Tod? Ein winziger Teil seines Bewußtseins fühlte, wie die Zeit verging. Etwas veränderte sich, aber was? Langsam wurde er sich der Schmerzen bewußt, aber er empfand sie gedämpft, wie aus weiter Entfernung.
    Seltsam.
    Gerüche mischten sich zum Schmerz, der Geruch von Krankheit, Infektion, die Ausdünstung seines eigenen, ungewaschenen Körpers, es war ihm zuwider im selben Augenblick, in dem er glücklich darüber war, erfreut sie wahrnehmen zu können. Vielleicht war er doch nicht tot? Er konnte sich weder an den Grund für seine Lage erinnern, noch an seine Vergangenheit, und nun verebbte selbst der Schmerz. Leise und hilflos wünschte er ihn zurück, aber er war nicht mehr da.
    Er war allein. Und einsam …
     
    Alec fuhr den Wagen so schnell er es wagte, entschlossen, den Seehafen noch am folgenden Tag zu erreichen. Er hielt nur an, um dem Pony eine Rast zu gönnen und um Seregils Wunden zu versorgen.
    Die Brandwunde an seiner eigenen Hand schmerzte bis hin zum Ellenbogen, aber sie begann bereits zu verkrusten. Seregils Wunde jedoch zeigte keine Besserung, sie war rot und entzündet.
    Er hielt an einem Bauernhof am Straßenrand und fragte nach Heilkräutern und Leinen. Die alte Bäuerin warf einen Blick auf Seregils Wunde und verschwand in ihrer Küche. Als sie kurz darauf zurückkam, brachte sie einen Korb mit Schafgarbensalbe und Aloe, sauberen Leinenstreifen und einer Flasche Birkenrindentee, einer Flasche Milch, Brot und einem halben Dutzend Äpfel.
    »Ich – kann Euch nicht bezahlen«, stammelte Alec überwältigt von dieser

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